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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
Autoren: V.C. Andrews
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Mütze glitzerte im Licht des Kronleuchters.
    »Morgen, die Damen«, verkündete er mit einer kleinen Verbeugung. »Ich bin hier, um die Prinzessin und ihre Sachen für die Reise in die alte Welt abzuholen.«
    »Mach dich nicht schon so früh am Morgen zum Narren, Jake Marvin«, warnte Großmutter Hudson ihn. Sie warf mir einen raschen Blick zu und straffte sich mit militärischer Haltung auf ihrem Stuhl. »Alles steht in ihrem Zimmer bereit.«

    »Danke, Ladys«, erwiderte er mit einem Lächeln, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinaus, um mein Gepäck zu holen.
    »Ich werde Jake vermissen«, sagte ich und schaute ihm mit einem sanften Lächeln hinterher.
    »Wenn du nach London kommst, kannst du erleben, wie ein Chauffeur sich benehmen sollte. Meine Schwester ist so stolz auf ihre Dienstboten wie auf Orden. Sie sind alle ordentlich uniformiert und ausgebildet. Mein Schwager führt seinen Haushalt wie ein Schweizer Uhrwerk. Sie führen ihr Leben im Einklang mit dieser Uhr. Die Engländer und ihr High Tea.
    Wenn ich daran denke, was für ein wirres, närrisches kleines Mädchen Leonora war, bevor sie auf die Schule für höhere Töchter ging und später nach England, dann staune ich nur, was das Ego eines Menschen leisten kann«, sagte Großmutter Hudson.
    »Magst du deine Schwester nicht?«
    »Sie mögen? Natürlich mag ich sie nicht. Ich liebe sie, wie man eine Schwester lieben sollte, aber wir kamen nie miteinander zurecht.Wenn ich jetzt darüber nachdenke, fällt mir auf, dass deine Mutter mehr nach Leonora kommt als nach mir. Irgendein Gen muss da übergesprungen sein, als ich nicht aufgepasst habe.«
    »Bist du sicher, dass deine Schwester mich wirklich aufnehmen möchte?«, fragte ich, immer noch voller Misstrauen in Bezug auf die Motive anderer.
    »Leonora tut nichts, was sie nicht tun will, auch
wenn sie mir mehr schuldet, als sie je zurückzahlen kann. Ich möchte keinen unangenehmen Eindruck von ihr erwecken. Ich habe keinerlei Zweifel, dass du deinen Aufenthalt dort genießen wirst und dass sie damit prahlen wird, was sie Großartiges leistet – noch dazu als Amerikanerin!«
    Wir hörten, wie Jake meine Taschen die Treppe hinuntertrug. Großmutter Hudson schaute erst auf die kleine Uhr in ihrem Geschirrschrank und dann auf mich.
    »Du solltest dich wirklich fertig machen«, sagte sie mit sanfterer Stimme.
    Mein Herz fing an zu holpern wie ein Reifen, der einen Platten hatte. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass ich zum Flughafen gebracht wurde, um den Atlantik zu überqueren. Großmutter Hudson hatte dafür gesorgt, dass ich einen Pass bekam. Alles war erledigt. Es blieb nichts mehr zu tun, als zu gehen. Langsam stand ich auf.
    »Ich hasse es,Abschied zu nehmen«, sagte sie, »aber ich gehe mit dir nach draußen.«
    »Ich hatte gehofft, du würdest mit zum Flughafen kommen«, sagte ich.
    »Oh, ich mag diese Fahrt nicht. Außerdem musst du von Anfang an lernen, alleine zurechtzukommen«, fügte sie energisch hinzu.
    Ich schluckte meine Angst herunter und ging hinaus. Sie kam direkt hinter mir her.
    Jake stand neben dem Rolls-Royce und hielt mir die Hintertür auf. Sein Lächeln strahlte in der Morgensonne.
Ich zögerte auf der Treppe, holte tief Luft und ging auf das Auto zu. Großmutter Hudson folgte mir. Als ich den Wagen erreichte, drehte ich mich um, und wir schauten einander an. Mich verließ der Mut. Wenn wir uns nun nie wiedersahen? Ich hatte mich dieses Jahr von zu vielen Menschen verabschiedet.
    »Wirst du gut auf dich aufpassen?«, fragte ich sie.
    »Bleibt mir eine andere Wahl bei all den Ärzten, die ihre Nase in meine Angelegenheiten stecken?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Dann hast du deine Frage bereits beantwortet. Hör auf, dir um mich Sorgen zu machen. Ich bin eine alte Dame. Mach dir Sorgen um dich selbst, darüber, wie du jemand wirst, auf den wir alle stolz sind, einschließlich deiner Mama«, fügte sie hinzu.
    Das zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht.
    »Danke.« Ich warf Jake einen Blick zu. So wie er uns anschaute, fragte ich mich, ob er mehr wusste, als er vorgab. Spontan trat ich vor und umarmte Großmutter Hudson. Sie erstarrte, als sei dies nicht willkommen, aber ich sah die Weichheit und Zuneigung in ihrem Blick, die mich in all diesen Monaten immer näher zu ihr hingezogen hatte.
    »Ich hatte schon Angst, es gäbe niemanden in dieser Familie mit einem Sinn für Anstand und dem Mumm, das Richtige zu tun. Enttäusche mich nicht«, sagte sie.
    »Das werde ich
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