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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
Autoren: V.C. Andrews
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gesetzt.«
    »Wie, Großmutter, du gibst zu, dass du nicht alles kannst?«
    »Willst du, dass ich einen Herzanfall bekomme? Bist du deshalb so unverschämt?«
    Ich lächelte.
    Sie wandte sich ab, um ihr eigenes Lächeln zu verbergen, und schüttelte dann den Kopf.
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du bei Leonora lebst. Das war eine schlechte Idee.«
    »Bestimmt ist es nichts im Vergleich zu dem, wie ich in Washington lebte, Großmutter. Werden Menschen dort vor ihrer Haustür erschossen? Hängen
Drogenabhängige in ihren Hausfluren herum, stehen Gangmitglieder an den Straßenecken und warten darauf, andere zu terrorisieren?«
    »Es gibt dort andere Hindernisse, über die du springen musst«, entgegnete sie. »Sie glaubt, zum englischen Königshaus zu gehören. Schon gut«, wehrte sie ab und nickte mit zusammengekniffenen Augen. »Du wirst schon selbst sehen.« Sie seufzte tief. »Du wirst sowieso die meiste Zeit in der Schule verbringen, vermute ich. Wenn dieser Drachen von einem Arzt mich gesundschreibt, komme ich zu dir und sehe zu, dass du nicht ausgenutzt wirst.«
    »Ich glaube, darauf kann ich schon selbst achten«, sagte ich.
    »Sei nicht so arrogant, Rain. Das steht dir nicht und führt nur zu Schwierigkeiten.«
    »Ich bin nicht arrogant. Ich bin … selbstbewusst«, sagte ich. »Glaubst du, es ist leicht für mich, alles zusammenzupacken und in ein fremdes Land zu gehen?«, fragte ich mit ausgestreckten Händen.
    Sie lachte.
    »Da hast du wohl Recht. Nun gut, lass uns keine Zeit verschwenden. Gib mir bitte meine Pillen«, befahl sie und deutete auf den Nachttisch neben ihrem Bett. Ich holte eine ihrer Tabletten heraus und reichte sie ihr mit einem Glas Wasser. »Deine Mutter behauptet, sie käme morgen her, um dir auf Wiedersehen zu sagen. Bestimmt kommt sie wieder mit irgendeiner Entschuldigung, dass sie mit Grant an einer politischen Veranstaltung teilnehmen muss.«

    »Was meine Mutter betrifft«, gestand ich, »habe ich mich an Enttäuschungen gewöhnt.«
    Sie nickte traurig.
    »Auf der anderen Seite«, meinte sie plötzlich lächelnd, »wäre Victoria bestimmt allzu gerne bereit, dir beim Packen zu helfen und dich wegzubringen.«
    »Ich weiß.«
    Ihr Lächeln wurde weicher und verschwand.
    »Vielleicht bist du doch ein Glückspilz. Schließlich muss ich hier bei meinen Kindern und Enkeln bleiben, die mich nicht besonders oft besuchen.Vermutlich sehe ich jetzt, wo du weg bist, auch nicht mehr viel von Brody«, fügte sie mit einem misstrauischen Blick hinzu.
    »Er hat mich weder angerufen noch mir geschrieben, falls es das ist, was du wissen möchtest, Großmutter.«
    »Gut«, sagte sie. Sie schüttelte den Kopf. »Deine Mutter muss sich früher oder später der Wahrheit stellen.«
    »Warum?«, fragte ich trocken.
    Sie starrte mich an. Ich wollte, dass sie sagte, weil es das Richtige sei trotz der Gefahr und der Folgen. Blut war nun einmal dicker als Wasser.
    Als ich meine leibliche Mutter kennen lernte, hatte ich gehofft, wir würden uns näher kommen. Ich hatte mich auf eine Mutter-Tochter-Beziehung gefreut. Sie war jedoch immer noch eine Fremde für mich, und die Chance, dass sich dies je ändern würde, war ziemlich gering.

    »Ich mache ein kleines Nickerchen«, sagte Großmutter, statt die Diskussion fortzuführen.
    Ich nahm eine Decke und legte sie ihr über die Beine, worauf sie die Augen schloss. Ich verabscheute es, sie so schwach und erschöpft zu sehen. Durch eine seltsame Fügung des Schicksals war sie zu meiner einzigen richtigen Familie geworden. Noch vor sechs Monaten hätte sie mich auf der Straße nicht einmal bemerkt, und ich sie ebenso wenig. Wie das Schicksal mit uns gespielt hatte, dachte ich, als ich Großmutter Hudsons Zimmer verließ.
    Als ich durch das Haus ging, hörte ich, wie das Tuscheln in den Ecken lauter wurde.Vielleicht stammte es von den Geistern von Großmutter Hudsons Vorfahren, die sich fragten, was aus ihrer Welt geworden war, dass jemand mit meinem Hintergrund hier lebte. Vielleicht kamen die Warnungen, die ich mir einbildete, daher. Hier lebte ein Mädchen mit schwarzem Blut, ein Mädchen, dessenVater ein Afroamerikaner war, wie ein echtes Enkelkind. Es erhielt von allem das Beste und wurde sogar im Testament dieser alten distinguierten weißen Familie bedacht. Die Geister dieser Familien glaubten wahrscheinlich, dass wir mit einem solchen Verhalten das Schicksal herausforderten.
    Ich verließ das Haus und ging zum See hinunter. Zwei ziemlich große
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