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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
Autoren: V.C. Andrews
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stand ich wie festgenagelt auf dem schmutzigen Holzboden.
    Jemand packte meine Arme von hinten direkt oberhalb der Ellenbogen und zog sie so heftig zurück, dass mir meine Bücher entglitten und auf den Boden fielen. Ich keuchte, aber bevor ich schreien konnte, hatte Jerad seine dicken feuchten Lippen auf meinen Mund gedrückt und dabei seine Hände auf meine Brüste gelegt. Die Gruppe ließ einen Freudenschrei los. Das zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Denn als er von mir abließ, sah ich, dass die Leute zu uns herüberschauten und lachten. Beni hörte auf zu tanzen und starrte mich verblüfft an.
    »Also das war kein Regenkuss«, sagte Jerad, »und das da ist ein Schatz«, fügte er hinzu und deutete mit einem Kopfnicken auf meinen Busen.
    Ich rührte mich nicht. Noch nie hatte ich mich so verletzt, so in panischen Schrecken versetzt gefühlt.
    »Chumpy«, sagte er. »Heb die Bücher des Mädchens auf. Wo bleiben deine Manieren?«
    »Entschuldigung«, sagte Chumpy. Er hob meine Bücher auf und gab sie mir.
    Ich wollte mir den Mund abwischen, hatte aber Angst, Jerad wütend zu machen, deshalb wandte ich mich ab und ging auf die Tür zu. Die Jungs wichen nicht zur Seite.
    »Lasst sie gehen. Diesmal«, befahl Jerad, und sie wichen zurück. Ich rannte hinaus auf die Straße. Selbst die verdreckte Gosse wirkte auf mich sauberer und frischer als der Ort, an dem ich gerade gewesen war. Ich ging, so schnell ich konnte, mit zitternden Beinen, kalte Tränen rannen mir über die Wangen.

    »Rain!«, hörte ich Beni rufen und drehte mich um, bevor ich die Ecke erreichte. »Was ist passiert?«
    »Ich gehe nach Hause, Beni. Mir ist es egal, ob du da bleibst. Ich gehe nach Hause.« Ich wischte mir die Wangen und den Mund mit dem Handrücken ab.
    »Okay«, sagte sie, als sie merkte, wie fassungslos ich war. »Warte einen Augenblick, hörst du?« Sie ging wieder hinein, kam dann mit ihren Büchern heraus und eilte den Bürgersteig entlang auf mich zu. »Was ist passiert? Warum hat er dich geküsst?«
    »Ich wollte das nicht, so viel ist klar«, sagte ich. »Er hat sich mir aufgezwungen. Ich hasse dieses Lokal.«
    »Weißt du, wer das ist? Er ist der Anführer der Crips hier. Das ist Jerad Davis«, sagte Beni und sah aus, als redete sie über einen Filmstar.
    »Ist mir völlig egal, wer das ist. Er ist widerlich und seine Freunde auch.« Ich ging schneller. »Ich wusste, dass etwas Schlimmes passieren würde, wenn ich da hineingehe. Ich wusste es einfach.«
    »Was war denn so schlimm?«, fragte Beni. »Er hat dich doch nur geküsst.«
    Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr um.
    »Was daran so schlimm war? Ich wollte nicht, dass er mich küsste, Beni. Deshalb war es so schlimm. Außerdem hat er mich auch angefasst«, sagte ich und deutete auf meine Brüste. Sie riss die Augen weit auf.
    »Wirklich?«
    »Er ist widerlich und seine Freunde auch, so wie die meisten Leute da drinnen«, rief ich und ging schneller.
    Beni murmelte leise etwas vor sich hin und holte mich ein.

    »Besser sagst du Mama und Roy nichts darüber«, warnte sie mich.
    »Keine Sorge. Ich will nicht mehr daran denken. Du kommst schon nicht in Schwierigkeiten.«
    Wir hasteten die Straße entlang. Beni wirkte mürrisch und frustriert, und ich fühlte mich total verletzt.
    Es fiel mir immer schwer, Roy anzuschauen und meine Gedanken und Gefühle vor ihm zu verbergen. Er hatte so eine Art, durch meine Augen in mein Herz zu sehen und meine Gedanken zu lesen. Niemand war empfänglicher für meine Stimmungen als Roy, nicht einmal Mama. Ich hatte Angst davor, was er sehen würde, wenn er nach Hause kam.
    Wie üblich fing ich an, das Abendessen für uns zuzubereiten. Wenn ich beschäftigt war, dachte ich, würde ich nicht ständig daran denken, was mir zugestoßen war. Beni half mir etwas, schmollte aber immer noch, weil sie das Oh Henry’s so schnell wieder verlassen musste. Als Roy von der Arbeit nach Hause kam, ging er direkt zum Herd und schaute sich das Brathähnchen an. Ich hatte kleine Kartoffeln und Zwiebeln mit im Topf, und das Aroma war köstlich. Er holte tief Luft und rieb sich den Bauch.
    »Ich verhungere«, verkündete er. »Ich habe in nur vier Stunden so viel gearbeitet wie an einem ganzen Tag. Slim hat in mir einen neuen Sklaven gefunden, aber ich beklage mich nicht.«
    Beni saß amTisch und blätterte eine Filmzeitschrift durch. Roy starrte sie einen Augenblick an, dann sah er mich an.
    »Besser wäschst du dir dieses Öl und die Schmiere ab, bevor
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