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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
Autoren: V.C. Andrews
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verstehen?«
    »Nein«, sagte er. Dann schaute er zu Boden und schüttelte den Kopf, wie er es immer tat, wenn er wusste, dass er Unrecht hatte, oder widerstrebend einer Tatsache ins Auge sehen musste. »Ja, vielleicht«, sagte er.
    »Ruf mich oft an und schreib mir«, bat ich.

    »Du weißt, dass ich nicht viel schreibe.Was willst du nach der Schule machen?«, fragte er. »Wirst du nach England gehen in diese Schauspielschule?«
    »Vielleicht«, sagte ich.
    »Du wirst eine schicke kleine Lady, was?«
    »Nicht schick. Ich weiß nicht, was ich werde, Roy, aber wenn ich nicht ein bisschen ausprobiere, werde ich mich immer fragen, ob ich es nicht hätte tun sollen. So würde ich dir nichts nützen, Roy.«
    »Ich muss gehen«, sagte er einen Augenblick später.
    »Du weißt, dass ich dich lieb habe, Roy«, sagte ich.
    »Ja, aber nicht so, wie ich dich liebe«, sagte er.
    »Nein, jetzt nicht, aber vielleicht eines Tages.«
    Mit einem Hoffnungsschimmer in den Augen schaute er auf.
    »Aber warte nicht darauf, dass es passiert, Roy. Wenn jemand anders kommt, jag sie nicht davon«, warnte ich ihn.
    »Ja, die Mädchen strömen nur so in Scharen zu mir.«
    Er starrte mich an, dann lächelte er und wir umarmten uns. Er hatte mich noch nie so fest gedrückt. Ich dachte, er würde mich nie loslassen. Schließlich tat er es doch.
    »Mach es gut«, sagte er. »Nein«, fügte er hinzu, »mach es besser als sie. Du bist doch Latisha Carrols Mädchen, hörst du? Denk immer daran, Rain. Ganz gleich, was sie dir erzählen, das bist du.«
    Ich nickte.
    Er streckte die Hand aus und berührte mein Gesicht, dann ging er. Ich wollte nicht sehen, wie er sich verabschiedete. Deshalb blieb ich noch eine Weile im Garten und weinte ein bisschen still vor mich hin. Dann ging ich ins
Haus und verabschiedete mich von Tante Sylvia und ihren guten Freunden, bevor ich selbst ging.
    Ich bat den Fahrer, mich noch einmal zum Friedhof zu bringen. Ich wollte mich noch einmal von Mama verabschieden. Ich stand an ihrem Grab, schloss die Augen und hörte ihre Stimme.
    »Auf Wiedersehen, Mama«, flüsterte ich. »Danke, dass du mich mehr geliebt hast als dich selbst, obwohl du mich nicht zur Welt gebracht hast. Es wird immer einen Platz für dich in meinem Herzen geben. Niemand wird je diesen Platz einnehmen.«
    Ich sprach ein Gebet, berührte die frische Erde, nachdem meine Tränen darauf gefallen waren. Dann stand ich auf, holte tief Luft, drehte mich um und ging zu der wartenden Limousine und der Zukunft, die ihre Versprechungen vor mir baumeln ließ.

EPILOG
    J ake wartete am Flughafen auf mich. Er nahm meine Tasche und umarmte mich.
    »Es tut mir so Leid«, sagte er. »Wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut, Jake. Wie geht es Mrs Hudson?«
    »Streitbar wie immer, seit ihrer Abreise sogar noch mehr«, sagte er lachend.
    Als ich eintraf, erwartete Großmutter Hudson mich im Wohnzimmer. Ich blieb an der Tür stehen.
    »Danke, dass Sie die Blumen geschickt haben«, sagte ich. »Sie waren wunderschön.«
    Sie nickte und wirkte peinlich berührt wie immer, wenn irgendwelche Emotionen gezeigt wurden.
    »Du solltest heiß baden, dich entspannen und dann zum Abendessen herunterkommen. Ich habe mit Mrs Whitney gesprochen. Sie lässt dir mitteilen, dass du deine Prüfungen eine Woche verschieben kannst, wenn du willst.«
    »Lieber nicht«, sagte ich.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, ich beschäftige mich lieber«, sagte ich.
    »Das ist sehr klug«, sagte sie.
    Ich nahm meine Tasche und wollte mich abwenden.
    »Ich habe Sissy gebeten, gefüllte Schweinekoteletts zu machen. Dein Lieblingsessen, glaube ich.«

    »Danke«, sagte ich. Sie schaute schnell beiseite und wandte sich wieder ihrer Stickerei zu.
    Ich beherzigte ihren Rat und ließ mir ein heißes Bad ein. Während ich im warmen Wasser lag, fing ich plötzlich an zu weinen. Ich konnte gar nicht aufhören. Die Tränen sprudelten so schnell hervor, dass ich glaubte, sie würden die Wanne bis zum Rand füllen und zum Überlaufen bringen. Dann verebbten sie so plötzlich, wie sie gekommen waren. Ich wusch mir das Gesicht, trocknete mich ab und zog mich zum Abendessen an.
    Nachdem ich mir rasch das Haar gebürstet hatte, stand ich auf, stellte mich ans Fenster und starrte hinaus auf den Himmel. Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meiner Träumerei. Es war Großmutter Hudson, zum Abendessen gekleidet und elegant wie immer.
    »Ich hatte gehofft, du wärst schon bereit hinunterzugehen«, sagte sie.
    Gemeinsam hinuntergehen,
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