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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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schenkte dem keine Aufmerksamkeit. Jeder war zu sehr mit seiner durch Drogen entfachten animalischen Leidenschaft beschäftigt. Alle außer Bruder Paul, Lee und Carolyn.
    Therion war immer noch mit seinem Opfer am Altar beschäftigt und schob Amaranth und Matratze mit wilder Entschlossenheit immer weiter von sich fort, um das Ritual ordentlich zu vollziehen. „Ekelhaft!“ murmelte er. „Aber ich kann es mir nicht entgehen lassen. Ich muß das Opfer bringen, wenn mich auch der Gorgon zu Stein erstarren läßt.“ Und er kämpfte gegen die bedrohliche Impotenz an.
    Amaranth versuchte, auf die Beine zu kommen, konnte sich ihm aber nicht entziehen, ehe er in seinen Bemühungen nachließ. „Worüber redest du, zum Teufel?“ fragte sie, und Überraschung, Verwirrung und Schmerz verwandelten sich in Wut, als sie begriff, wovon er sprach.
    Therion versteifte sich in der Klimax und entspannte sich dann langsam wieder. Dann mit einem erstaunten Gedanken: „Ich habe es geschafft! Ich habe das gierige Ungeheuer erobert! Ich habe die manifeste Kastration selber besiegt! Nur der Satan konnte mich durch dieses Entsetzen bringen!“
    „Das Entsetzen!“ rief Amaranth wütend aus. „Geh weg, du Schwuli!“
    Auch Bruder Paul begriff. Für bestimmte Homosexuelle stellte der weibliche Genitalbereich die entsetzliche Bedrohung der Kastration dar; dort, wo eigentlich Penis und Hoden sein sollten, gab es nur einen schrecklichen Schlitz, wie von einem Messer geschaffen. Ein grausames Schwert hatte dort alles entfernt. Solche Leute mußten sich bei denen versichern, die nicht verstümmelt waren – anderen Männern.
    „Aber weißt du“, fügte Therion mit noch größerem Erstaunen hinzu, „ich glaube, es hat mir gefallen!“ Dieser Mann war auf seine Weise ebenso grausam geprüft worden wie Lee in Dantes Hölle – und hatte ebenso dadurch gewonnen. Er hatte die Heterosexualität entdeckt.
    Aus dem Rauch wurde ein kleines Feuer, das an jeder der zehn Seiten des Fünfecks zu hohen Flammen aufschlug und die fünf Eckpunkte des Sterns markierte. Die gesamte Gemeinde wurde nun davon umgeben. Das Feuer ballte sich zu Flammen wänden zusammen, bildete eine weitere Umzingelung und schloß die obszöne Kirche aus. Wieder zitterte der Boden, als gäbe es ein Erdbeben.
    „Satan kommt“, sagte Lee mit gepreßter Stimme. „Der Akt des Priesters hat ihn herbeigerufen …“
    „Nein … ich vermute, wir müssen selber durch das Inferno gehen“, gab Bruder Paul zurück. „Der Priester hat nur den Weg bereitet. Nur selten kommt der Berg zum Propheten.“
    „Daddy, laß mich runter“, sagte Carolyn. Bruder Paul merkte, daß er sie so eng an sich gepreßt hielt, daß ihre Füße vom Boden abgehoben waren. Sie war nun kein Kind mehr. Rasch und unmerklich war sie auf ihre eigentliche Größe angewachsen. Wie gut, daß er nicht auf Therions Befehl hin das Messer gegen die von dem Priester gehaßten Frauen erhoben hatte …
    Er ließ seine Tochter auf den Boden gleiten. Der Hölle war er schon weitaus näher gekommen als ihm lieb war.
    Der vibrierende Boden des Fünfecks gab nun metallische, kreischende Töne von sich, als ob Eisen über Beton gezerrt würde. Rauch zischte in dichten Wolken auf und erstickte das Feuer. Die Luft wurde durch Ozondämpfe angereichert. Die Exjungfrau fiel vom Altar und zog den Priester mit sich. Schließlich landeten sie in einem Haufen Gliedmaßen und lösten sich umständlich voneinander.
    „Daddy, nimm mich auf den Arm!“ schrie Carolyn plötzlich.
    Statt dessen drückte er ihre schmalen Schultern sanft, aber fest und hielt sie umfangen. „Wir gehen in die Hölle, Schatz“, sagte er. „Hab keine Angst.“
    Sie schenkte ihm einen verdutzten Blick. Plötzlich bemerkte er die Unsinnigkeit seiner Worte. Beide brachen in Lachen aus.
    Lee sah sie mißbilligend an. „Fröhlichkeit – ein Zeichen des Teufels“, murmelte er.
    Die Luft wurde dicker, und Rauch hüllte sie ein. Schließlich merkte auch die tobende Menge, daß sich etwas veränderte. Man hörte Husten und Spucken, während sich der Rauch zu Ruß ablagerte, der alles überzog. Bruder Paul fand ein Taschentuch, das er Carolyn reichte, damit sie dadurch atmen konnte. Sie bestand darauf, es mit ihm zu teilen, und er bückte sich, um seinen Mund an das eine Ende zu halten. Es schien hilfreich zu wirken, Gas und Staub herauszufiltern.
    Die Erde senkte sich unter ihnen. Das gesamte Fünfeck fiel in einen bodenlosen Abgrund, ähnlich einem Fahrstuhl, wenn
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