Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
natürlich richtig. Diese infernalische Zeremonie war nur in dem Maße von negativem Einfluß, in dem Bruder Paul dies zuließ – wie bei dem Voodoozauber. Sollten die Dämonen doch fluchen; sie zeigten nur ihre eigene Machtlosigkeit.
    „Sie werden bezahlen – alles zu seiner Zeit“, murmelte Lee drohend und leise. Offensichtlich wäre er trotz seiner Einwände gegenüber Bruder Paul selber gern gegangen.
    Nun öffneten die Gemeindemitglieder ihre Tierkostüme und urinierten auf den Brei aus Oblaten und Wein. Wieder schmähte jemand Gott und sprang dann auf, als ihm die Frau hinter ihm spielerisch zwei Finger in den Hintern schob.
    Der Priester küßte noch einmal inbrünstig Amaranths Scheide und stand dann mit schmatzenden Lippen wieder auf. „Füllt den Gral“, sagte er.
    Die Akolythen scharrten den Haufen aus Urin und Hostien auf und warfen ihn in ein riesiges, schmutziges Gefäß, mehr Nachttopf als Gral. Therion nahm das Gefäß, machte obszöne Gesten darüber und – ach, es war ein Baby! „Mitfeierer, tritt näher“, schrie er.
    „Er meint mich“, sagte Bruder Paul entsetzt. „Ich bereue, ihn getroffen zu haben …“
    „Es ist nur ein Ritual“, erinnerte ihn Lee. „Profanität, Nacktheit, Urin … das kann einem nur schaden, wenn man dem nachgibt. Halte deinen Geist rein, dein Vorhaben ehrenwert, und alle höllischen Satanskräfte sind vergebens.“
    Ein guter Rat. Bruder Paul tat einen Schritt nach vorn.
    Therion streckte ihm das Baby entgegen. „Lege dieses Kind der Jungfrau auf den Bauch, schneide ihm die Kehle durch und fange das Blut in dem Gefäß auf“, instruierte er ihn. „Hier ist das Opfermesser, hier ist der Kelch. Du mußt es gut machen, denn sonst erscheint Satan nicht.“ Und er gab seinem erigierten Penis wie zufällig einen Stoß, um anzudeuten, daß dies auch mit einer sexuellen Handlung in Verbindung zu stehen hatte.
    Bruder Paul erstarrte – trotz seiner Vorbereitung war er angeekelt. „Das kann ich nicht!“ schrie er. „Ich kann nicht töten!“
    Therion runzelte die Stirn und sah wahrlich dämonisch aus. „Oh, komm schon, Paul“, sagte er verhalten. „Das ist doch nicht wirklich ein Baby; es ist ein junger Hund. Ein Tier. Ein lebendiges Opfer für den Satan. Siehst du?“ Und für einen Augenblick erblickte Bruder Paul das kleine Tier, das den Schwanz eng zwischen die Beine geklemmt hatte. „Sei nicht albern. Mach schon weiter mit dem Gag!“
    Wieder erschien der Umriß des Babys. Es war also eine Illusion! Das hätte er sich denken können! Eine perfekte Illusion, denn er hatte an das Auftauchen eines Kindes geglaubt. Aber konnte es richtig sein, einen Hund zu töten?
    „Komm“, drängte ihn Therion. „Du hältst doch nur die Veranstaltung auf. Glaubst du, das ist schlimmer, als ein Schwein wegen des Specks zu töten?“
    War es wirklich nicht schlimmer? Wie oft hatte Bruder Paul schon Fleisch von Tieren gegessen? Tausendmal? Zehntausendmal? Für eine jede derartige Mahlzeit hatte ein Tier sterben müssen. Er wäre ein Heuchler, wiche er nun zurück.
    Er nahm das Baby und legte es auf Amaranths weichen, weißen, jungfräulichen Bauch. Amaranth eine Jungfrau? Wie konnte sie das sein nach der Zusammenkunft mit ihm im Schloß der Sieben Kelche vor zwei Animationen? Aber er war sich nicht sicher, da Therion …
    Er schüttelte den häßlichen Gedanken ab, wie er es immer tat, und nahm Messer und Gefäß entgegen. Es war entsetzlich, aber nun mußte er den Eintritt für die Höllenpforte zahlen. Wenn er das Fleisch von einem für ihn getöteten Tier essen konnte, dann sollte er auch ein Tier selber töten können.
    „Daddy.“ Bruder Paul hielt inne, weil er dachte, jemand habe gesprochen. Aber die aufhetzenden Schreie der Gemeinde übertönten alles andere. Er mußte geträumt haben. Er nahm das Messer hoch und sah einen dünnen Mondstrahl auf der Klinge blitzen.
    Das Baby öffnete die Augen und blickte ihn an. Und unvermittelt erkannte es Bruder Paul. „Carolyn!“ keuchte er.
    Nein – das war unmöglich. Sie war mindestens zehn Jahre alt, wenn man voraussetzte, daß sich die Animationen in chronologischer Reihenfolge abspielten. Kein Baby mehr! Und als Kolonistin war sie zwölf und wurde schon fast zur Frau. Dies war also eine falsche Identifikation, vielleicht eine Phantasie seiner ablehnenden Gedanken.
    Mit schweißnassen Fingern umklammerte er das Messer fester und setzte es an die schmale Kehle. Es war eigentlich nicht ihre Kehle, sondern die eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher