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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Walter Scott
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aber ein solcher Schritt die Mutter in ihrem Stolz auf das tödlichste verletzen würde.
    Mittlerweile machte Elspat mit Erstaunen die Wahrnehmung, daß Hamish Bean, obgleich er nun erwachsen war und die Fähigkeiten zu Kampf und Krieg besaß, keine Anstalten machte, die Lebensweise des Vaters zu beginnen. Ihr Mutterherz sträubte sich aber dagegen, ihm die klare, bestimmte Aufforderung hierzu zu stellen; denn sie gedachte sehr wohl auch der Gefahren mit Kummer und Sorge, die der Freischärlerberuf für den Sohn im Gefolge haben müsse. War sie einmal Willens, mit ihrem Hamish über diese Sache zu sprechen, dann kam es ihr bei dem erhitzten Zustande ihrer Phantasie vor, als richte sich der Geist ihres Mannes in seinen blutgetränkten Kleidern vor ihr auf, mit dem Finger auf den Lippen, zum Zeichen, daß sie dem Sohne gegenüber schweigen solle. Mit Verwunderung über, wie es ihr zu sein vorkam, solchen Mangel an Mut seufzte sie; der Gedanke, ihren Sohn in der Uniform zu sehen, die von dem Militär unten im Tale getragen wurde, in dem langschößigen Kittel mit blanken Knöpfen, war ihr ein Greuel, umsomehr, als ihn das englische Parlament dem Galen an Stelle der romantischen Tracht aufgedrungen hatte, die ihm von den Vätern seit Jahrhunderten überkommen war. Wie so ganz anders hätte ihr schöner Sohn sich ausnehmen müssen in dem durch den Gürtel zusammengehaltenen Rock und Schürz mit den blanken Waffen an der Hüfte!
    Auch noch andere Dinge waren es, die schwer auf Elspat lasteten und deren Last mit der Düsterheit wuchs, die sich ihres Gemüts bemächtigte. Ihr Verhältnis zu Mac Tavish Mhor, ihrem Manne, war bei aller Liebe, die sie für denselben empfunden hatte, doch immer mehr das einer Sklavin gewesen als das einer Gattin, denn der Freibeuter war keiner von denen, die dem Weibe das Regiment überlassen. Er hatte sie immer in Respekt, wenn nicht gar Furcht zu halten verstanden.
    Anders das Verhältnis zu ihrem Sohne. Während seiner Kindheit und während der Knabenjahre war sie strenge Herrin über ihn gewesen, hatte mit Eifersucht, einer nicht zum geringeren Teile aus ihrer Mutterliebe entsprungenen Eigenschaft ihres Herzens, über ihn gewacht. Es war ihr unerträglich, daß ihr Sohn mit zunehmendem Alter die Neigung verriet, sich unabhängig von ihr seinen Weg im Leben zu bahnen, daß er sich selbständig von der Hütte entfernte und nach Belieben wegblieb, daß sich Gedanken in ihm regten, die Verantwortlichkeit für seine Handlungsweise falle allein ihm zu und deshalb müsse er auch Herr seiner Handlungen sein. Daß er sich neben alledem bemühte, ihr gegenüber alle Liebe und allen Respekt zu bewahren, änderte wenig an dem Eindruck, den die Mutter bekam, trug vielleicht sogar mehr dazu bei, ihn zu verschärfen als abzuschwächen.
    Wäre die Mutter imstande gewesen, ihre Empfindungen im Schein ihres Herzens zu verschließen, so wäre dies alles Wohl nur von geringer Bedeutung geblieben. Aber die Zügellosigkeit ihres Wesens, die Ungeduld, die sie beherrschte, die Stärke ihrer Leidenschaften führten häufig zu Auseinandersetzungen, bei denen dann schlimme Worte aus ihrem Munde über Vernachlässigung und Zurücksetzung fielen.
    Blieb der Sohn auf längere Zeit von der Hütte fern, ohne daß er sie von dem Zweck seiner Abwesenheit unterrichtet hatte, dann war sie so zornig, schlug aller Vernunft durch ihr Verhalten so direkt ins Gesicht, daß es gar nicht zu verwundern war, wenn ein junger Mensch wie ihr Sohn, den der Drang erfüllte, sein eigener Herr zu sein, auf den Gedanken kam, der Hütte den Rücken zu wenden, in der die Mutter hauste, und sich in eine bessere Lage zu setzen. Daß hierbei der Gedanke mit unterlief, auf solche Weise obendrein besser für die Mutter sorgen zu können, als zurzeit in solch abhängigem Verhältnisse, das ihm nach allen Seiten hin die Hände band, das nicht bloß ihn, sondern auch die Mutter zum Darben zwang, wird man gelten lassen dürfen.
    Es war ein Tag gekommen, an welchem Hamish nach mehrtägiger Abwesenheit den Fuß wieder in die Hütte gesetzt hatte. Die Mutter war zorniger gewesen als sonst; Sie hielt sich für gekränkt, für herzlos behandelt, für beschimpft, und setzte den Sohn in eine Stimmung, die ihm die Zügel über sich entwand. Der Ärger, den er fühlte, trieb ihm die Röte auf Stirn und Wangen. Es ging zu Ende mit seiner Geduld, als die Mutter in ihrem unvernünftigen Zorn beharrte. Er nahm die Büchse aus der Kaminecke, sprach aus Rücksicht auf
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