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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Walter Scott
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sich gemischt. Unmöglich ließen sich die Gefühle beschreiben, die Hartley beim Anblick des abtrünnigen Middlemas und der Frau Montreville empfand. Er fühlte den Mut in sich, mitten unter die Versammlung zu treten und an eine Gerechtigkeit zu appellieren, die im ganzen Lande sprichwörtlich sei.
    Der Prinz hatte inzwischen in leisem Tone mit der Begum gesprochen, jetzt schloß er mit deutlich vernehmbarer Stimme:
    »Um die Dienste zu lohnen, die uns die mächtige Begum Matti Mahul, die schön ist wie der Mond und weise wie die Tochter Dschemschids, und ihr General uns erwiesen haben, nehmen wir auf ihr Gesuch hin diesen ihren General als einen unsers Vertrauens würdigen Helden in unsre Dienste und belehnen ihn mit der Würde des Kommandanten in unsrer geliebten Hauptstadt Bangalur.«
    Kaum waren diese Worte verklungen, als sich aus dem Haufen des herumstehenden Volkes eine Stimme vernehmen ließ, die laut rief:
    »Verflucht sei der, der den Räuber zum Schatzmeister macht und der den Abtrünnigen zum Herrscher über Moslemin erhebt!«
    Mit unsäglicher Freude, aber doch vor Angst und banger Spannung bebend, erkannte Hartley die Stimme des älteren Fakirs. Tippu schien sich an diese Unterbrechung nicht zu kehren. Er betrachtete sie als die Verrücktheit eines frommen Eiferers, denen die mohammedanischen Fürsten große Freiheiten gestatten.
    Als die Ruhe wieder eingetreten war, erhob sich Middlemas, verneigte sich vor dem Prinzen und sprach in einer auswendig gelernten Rede seine Unwürdigkeit zu dem ihm erteilten Amte aus und erklärte seinen Eifer und seine Hingebung für den Fürsten.
    Er war im Begriff, noch etwas hinzuzusetzen, aber die Sprache versagte ihm hier, er stammelte und verstummte.
    Rasch fiel ihm die Begum ins Wort.
    »Mein Befehlshaber wollte sagen,« rief sie, »daß ich nicht in der Lage bin, für eine so große ihm übertragene Ehre zu danken, ich kann nur bitten, Eure Hoheit möge sich herablassen, eine Lilie aus Frangistan anzunehmen, die in dem fernsten Winkel Eures Harems zu Eurer Lust bereit sein soll. Die Wachen meines Gebieters mögen die Sänfte dort wegtragen.«
    Der Schrei einer weiblichen Stimme ließ sich vernehmen. als die Wachen Tippu Sahibs auf seinen Wink hin an die Sänfte traten.
    Da erklang von neuem die Stimme des alten Fakirs lauter und grimmiger als zuerst.
    »Verflucht ist der Fürst, dem die Gerechtigkeit um Wollust feil ist. Er wird fallen in seinen Toren unter dem Schwerte des Fremden.«
    »Das ist zu unverschämt!« fuhr Tippu auf. »Bringt diesen Fakir her, die Peitschen sollen ihm den Rücken zerfleischen!«
    Aber die Diener, die hinzueilten, den Befehl des Tyrannen auszuführen, stürzten vor dem Fakir zu Boden wie vor dem Engel des Todes.
    Er warf seine Kapuze und seinen falschen Bart von sich, und das wütende Antlitz Tippus zeigte sofort den Ausdruck der Unterwürfigkeit, als es dem finstern und furchtbaren Auge seines Vaters begegnete.

Einundzwanzigstes Kapitel.
    Auf einen Wink Haidar Alis stieg Tippu vom Throne herab, den nun der Vater einnahm, der an Stelle des zerrissenen Kaftans einen purpurnen Mantel und den königlichen Schmuck anlegte.
    Rings in der Versammlung und in der Menge wurde der Zuruf laut:
    »Heil dem Guten, dem Weisen, dem Entdecker verborgener Dinge, der unter die Seinen tritt, wie die Sonne durch die Wolken bricht.«
    Der Nawwab gebot zuletzt Schweigen, dann schaute er majestätisch um sich und sah auf Tippu, der mit zu Boden gesenktem Blick und gekreuzten Armen, wie eines Urteils harrend, vor ihm stand. Seine Haltung bot jetzt einen starken Gegensatz zu dem stolzen Herrscherwesen, daß er eben noch zur Schau getragen hatte.
    »Du hast die Sicherheit,« sagte der Nawwab zu ihm, »die Sicherheit deiner Hauptstadt verkauft um den Besitz einer weißen Sklavin, allein auch Salomo hat die Schönheit eines Weibes zum Straucheln gebracht. Wie hätte der Sohn Haidar Alis der Versuchung widerstehen können? – Damit aber die Menschen hell sehen, müssen wir das Licht entfernen, das ihnen die Augen blendet. – Das Feringi-Weib muß mir überlassen werden.«
    »Hören ist gehorchen«, antwortete Tippu.
    »Übergebt es dort dem Feringi Hartley, der es zurückbringen mag in sein Land. Das Geleit, das ich ihnen mitgebe, bürgt mit den Köpfen für ihre Sicherheit. – Was dich betrifft, Tippu, so bin ich nicht gekommen, vor dieser hohen Versammlung dir das Wort zu nehmen. Was du dem Feringi versprochen hast, sollst du erfüllen. Die Sonne nimmt den
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