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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Walter Scott
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zu erhalten, um diesen aufzuklären und zu der Verfügung zu veranlassen, daß der Madame Montreville die Abreise ins Innere des Landes verboten würde, mißlang. Es war der Regierung nichts daran gelegen, die Reise der Montreville und ihres Günstlings zu verhindern, da die Reise ja vielmehr ihren eigenen Plänen entsprach. Die Beschwerde, daß eine Engländerin wider ihren Willen im Gefolge der Begum mitgeführt würde, behandelte man als Weiberklatsch, auf den kein Wert gelegt zu werden brauche. Schließlich erklärte man sich bereit, Schritte zur Untersuchung der Angelegenheit zu tun, aber allerdings erhielt Hartley diese Versicherung erst, als die Montreville schon so weit weg war, daß eine Unterbrechung ihrer Reise nicht mehr zu erhoffen war.
    Hartley machte seinem Unwillen gegen die Verwaltung Luft, er erzielte damit aber nichts weiter, als daß ihm das Betreten des Regierungspalastes untersagt wurde. Außerdem erhielt er den Wink, daß, wenn er noch weiterhin sich eine derartige ungebührliche Sprache zu schulden kommen ließe, man seine Versetzung nach einer Bergfestung oder einem Dorfe im Gebirge verfügen würde.
    Als Hartley von einem letzten Besuch im Palaste des Gouverneurs erbittert heimkehrte, begegnete ihm wiederum sein Kollege Esdale.
    Vor Ingrimm außer sich, teilte er diesem mit, wie es ihm ergangen sei. Er bezeichnete das Verhalten der Behörde als schändlich und erklärte, er habe nur zu guten Grund zu der Annahme, daß der Gouverneur selber die Hand bei der schmachvollen Affäre im Spiele habe. Es sei ganz unbegreiflich, wie die Regierung es so ruhig mitansehen könne, daß eine britische Untertanin gewaltsam von einem Abtrünnigen entführt und der Gewalt eines indischen Tyrannen überantwortet werde.
    Esdale hörte ihm mit jener Vorsicht zu, die ängstliche und kluge Leute an den Tag zu legen pflegen, wenn sie durch die Reden eines unvorsichtigen Freundes selber in Verlegenheit zu kommen befürchten.
    »Wenn Ihr für Eure Person Genugtuung haben wollt, so müßt Ihr Euch nach Leadenhall-Street wenden,« sagte er, »dort werden Wohl schon Beschwerden in großer Menge gegen den Gouverneur vorliegen, doch sei dies unter uns gesagt.«
    »Daran ist mir gar nichts gelegen,« erwiderte Hartley, »ich pfeife auf persönliche Genugtuung. Hilfe für Marie Gray will ich.« »In diesem Falle,« sagte Esdale, »bleibt Euch nichts weiter übrig, als daß Ihr Euch an Haidar selber wendet.«
    »An Haidar, an den Thronräuber und Tyrannen?«
    »Ja, an diesen Thronräuber und Tyrannen,« antwortete Esdale, »müßt Ihr Euch wenden. Er ist stolz darauf, daß man ihn für einen streng gerechten Herrscher hält, und vielleicht hat er die Grille, sich auch in diesem wie schon in so manch anderm Falle als völlig unparteiischer Richter zu zeigen.«
    »Dann will ich fort, an seinem Throne Gerechtigkeit zu verlangen!«
    »Gemach, gemach!« versetzte Esdale. »Vor allen Dingen überlegt Euch, was Ihr da wagt! Haidar ist gerecht, aus Klugheit und vielleicht aus Politik. Aber er ist von so heißblütigem Temperament wie irgend ein Farbiger, und wenn Ihr ihn vielleicht in der Laune antrefft, gerecht zu richten, so könnt Ihr ihn andrerseits auch in der Laune finden, ungerecht zu töten. Auf den Pfahl spießen und Erdrosseln ist bei ihm ein ebenso beliebter Sport, wie die Gerechtigkeit richtig abzuwägen.«
    »Ganz einerlei, ich will auf der Stelle fort.«
    »Kennt Ihr irgend jemand von den Höflingen Haidars?«
    »Nur seinen geheimen Agenten, der vor kurzem hier war, Barak el Hadschi.«
    »Der kann Euch unter Umständen ebenso viel nützen, wie wichtigere Personen. Die Sache ist eben die, man kann nie mit Bestimmtheit auf irgend etwas rechnen, wenn die Willkür eines Despoten im Spiele ist und auf sie eigentlich alles ankommt. Hört auf meinen Rat, lieber Hartley, überlaßt das arme Mädchen ihrem Schicksal. Wenn Ihr versucht, sie zu retten, so steht hundert gegen eins zu wetten, daß Ihr nur selber Euern Untergang dabei findet, ohne ihr irgendwie zu nützen.«
    Hartley verabschiedete sich kopfschüttelnd von diesem guten Freunde, der sich in der Meinung entfernte, einem lieben Bekannten einen guten Rat erteilt und ihn dadurch vielleicht von einer großen Torheit abgelenkt zu haben.
    Mit seiner Bemühung, die Abreise des Weibes ins Innere zu verhindern, kam er infolge unvorhergesehener Verzögerungen zu spät, und es blieb ihm nichts übrig, als der Montreville nachzureisen.
    Er versah sich mit Geld, nahm drei
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