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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)
Autoren: Walter Scott
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Gebiet Haidar Alis geleiten. Ich habe Middlemas sehr lieb gehabt und – warum sollte ich es leugnen? – ich liebe ihn noch. Was hätte ich also tun sollen? Ich trug kein Bedenken, mich ihm anzuvertrauen. Wenn nicht eine innere Stimme mich an mein Versprechen gemahnt hätte, so hätte vielleicht mein Stolz die Oberhand behalten und ich hätte gewartet, bis mein Geliebter persönlich gekommen wäre und mich geholt hätte.«
    »Noch jetzt,« bat Hartley, »seid bei allem Großmut gegen Euren Geliebten gerecht. Hört mich an, ich glaube, es ist nicht gut, daß Ihr Euch in den Schutz dieser Frauensperson begeben habt. Ich kenne viele Damen von höchstem Range hier in der Kolonie, sie werden alle Euch gern aufnehmen und Euch Gastfreundschaft gewähren, wenn ich ihnen Eure Angelegenheit mitteile, bis es Eurem Geliebten möglich sein wird, seinen Anspruch auf Eure Hand vor aller Welt geltend zu machen. Ich selbst will ihm keinen Anlaß geben, Euch mißzutrauen, Miß Marie. Erklärt Euch nur bereit, meinen Vorschlag anzunehmen, und sobald ich Euch dann in einem ehrenwerten Hause in sichere Obhut gebracht habe, will ich selber Madras verlassen und nicht eher zurückkehren, als bis Euer Schicksal in der einen oder anderen Weise dauernd gesichert ist.«
    »Nein, Hartley,« antwortete Miß Gray, »Euer Rat ist gewiß recht gut gemeint, aber es wäre doch von mir schlecht gehandelt, wenn ich meine Angelegenheiten auf Kosten Eurer Aussichten fördern wollte. Ich danke Euch – aber es ist nun Zeit, daß wir uns wieder trennen.«
    »Teuerste Marie!« rief Hartley, indem er aufs Knie sank und die Hand, die sie ihm reichte, an die Lippen drückte. »Gott segne Euch, denn Ihr verdient den Segen! Und Gott schütze Euch, denn Ihr werdet bald des Schutzes bedürfen. Wenn es anders kommt, als Ihr hofft, so schickt unverzüglich nach mir, und wenn noch ein Mensch Euch Hilfe zu bringen vermag, so rechnet auf Adam Hartley!«
    Er reichte ihr eine Karte, die seine Adresse enthielt, dann stürzte er hinaus. Er eilte aus der schwarzen Stadt unter dem Eindruck der festen Überzeugung, daß Marie Gray das Opfer eines schändlichen Betruges sei, und fester als je stand in ihm der Entschluß, ihr beizustehen, soweit in seinen Kräften stünde, und sein Leben für sie in die Schranken zu schlagen.

Achtzehntes Kapitel.
    Als Hartley den Garten des indischen Hauses verlassen hatte, begab sich auch Miß Gray in das für sie bestimmte Gemach zurück. Sie fühlte sich auch zu heimlichem und bangem Nachdenken gestimmt. Alle Liebe und alles Vertrauen zu Middlemas vermochten sie nicht, sich über die Bedenken hinwegzusetzen, die sie vor ihrer zweifelhaften Beschützerin hegte. Das Wesen dieser Abenteurerin, ihre mannhafte Redeweise und ihr großtuerisches Benehmen erfüllten sie mit Widerwillen.
    Kaum war Hartley weg, und kaum hatte Marie den Garten verlassen, so traten aus einem nahen Gebüsch, wo sie gelauscht zu haben schienen, Madame Montreville und ein schwarzer Diener hervor.
    »Ich bin überzeugt,« sagte die Dame, »dieser – wie heißt er doch – dieser Hartley ist ein Ekel und mischt sich in alles. Was hat er hier zu suchen? Sie mag ihn ja gar nicht. Ist es seine Sache, wer sie kriegt? Ich wünschte, wir wären wieder über die Ghat hinweg, mein teurer Sador.«
    »Ich für mein Teil,« erwiderte der Sklave, »habe wenig Lust, noch einmal dieses Gebirge zu überschreiten. Wißt, Adele, der von uns entworfene Plan fängt an, mir herzlich widerlich zu werden. Die vertrauensvolle Reinheit dieses Geschöpfes, nennt es nun Weib oder Engel, macht mir meine Schliche in meinen Augen so erbärmlich, daß ich fühle, ich tauge nicht zum Gefährten all der tollkühnen und niederträchtigen Intriguen, in die Ihr mich hineinzieht. Wir wollen auseinandergehen – wir können es jetzt noch in gutem Einvernehmen.«
    »Amen, Memme!« versetzte die Königin von Saba. »Das Weib aber bleibt mein.«
    »Euer!« rief der Schwarze. »Nimmermehr! Sie steht unter dem Schutz der britischen Flagge.«
    »Ja, und welchen Schutz kann sie etwa Euch selber gewähren?« versetzte das kriegerische Weib. »Ich brauche nur in die Hände zu klatschen und einem halben Dutzend meiner schwarzen Diener zu befehlen, so binden sie Euch wie ein Lamm, und dann brauche ich nur dem Präsidenten zu sagen, daß ein gewisser Richard Middlemas, der sich der Meuterei, des Totschlags, der Desertion und des Verrats schuldig gemacht hat, der in fremdem Dienste gegen seine Landsleute gekämpft hat,
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