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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
Autoren: Jules Verne
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seit der Abfahrt von Havre bedenklich vermehrt, das ganze Schiff verpesteten.
    Marcel Ferut behauptete freilich, man solle sich hüten, diese intelligenten Nagethiere zu vertilgen.
    »Und warum das? fragte eines Tages einer der Leichtmatrosen.
    – Weil sie uns, wenn der »Saint Enoch« Gefahr liefe, zu Grunde zu gehen, das vorher anzeigen würden.
    – Die Ratten?…
    – Jawohl, die Ratten… indem sie sich zu retten suchten…
    – Doch wie denn?…
    – Sapperment, schwimmend, natürlich schwimmend!« antwortete der lustige Zimmermann.
    Im Laufe des Nachmittags schickte Bourcart, der so viel wie sonst einer auf Höflichkeit hielt, den Obersteuermann Heurtaux an Bord des »Caulincourt«, um sich zu entschuldigen, daß er dessen Salut mit seiner Flagge, die aus einer dreifarbigen zu einer einfarbigen und noch dazu zu einer schwarzen geworden wäre, nicht habe erwidern können.
    Der Aufenthalt des »Saint Enoch« währte vier Tage. Außer den Arbeitsstunden hatte es der Kapitän Bourcart für angezeigt gehalten, die Matrosen – trotz der Gefahr von Desertionen – ans Land gehen zu lassen. Diese Gefahr kommt daher, daß hier ein sehr einträgliches Gewerbe, die Brettschneiderei, betrieben wird.
    Die Wälder der Umgegend sind nahezu unerschöpflich, was dazu anreizt, von Bord wegzubleiben. Diesmal fand sich jedoch die ganze Mannschaft zur bestimmten Stunde wieder ein, und kein Mann fehlte beim Aufruf am Tage der Abfahrt. Fehlte es den Matrosen auch stark an Geld, so hatten sie sich wenigstens umsonst an den Pfirsichen, die die französischen Ansiedler ihnen nach Belieben zu pflücken gestatteten, erlaben können, und obendrein waren sie von den Landsleuten noch mit einem aus jenen Früchten gewonnenen leichten Weine bewirthet worden.
    Am 17. Februar ließ Bourcart alles zur Abreise bereit machen. Er gedachte nach dem Ankerplatze in Akaroa nicht zurückzukehren, außer wenn ihn gar zu schlechtes Wetter dazu nöthigte und sein Schiff sich draußen nicht mehr halten könnte.
    An diesem Morgen sprach er noch mit dem Obersteuermann, den beiden Lieutenants, dem Doctor Filhiol und dem Tafelmeister.
    »Unsere Fahrt, sagte er, wird, wenn keine widrigen Umstände es vereiteln, zwei Theile umfassen. Zuerst werden wir fünf oder sechs Wochen den Walfang in den neuseeländischen Gewässern betreiben. Nachher soll der »Saint Enoch« nach den Küsten von Niederkalifornien steuern, wo es dann voraussichtlich leicht sein wird, unsere Fracht zu vervollständigen.
    – Sollte es denn nicht gelingen, bemerkte Heurtaux, schon auf den Meeren von Neuseeland volle Ladung zu bekommen?
    – Das glaub’ ich kaum, antwortete Bourcart. Ich habe mit dem Kapitän des amerikanischen Schiffes darüber gesprochen. Seinen Wahrnehmungen nach ziehen sich die Wale schon jetzt mehr nach den nördlichen Meerestheilen zurück.
    – Mögen sie gehen wohin sie wollen, rief der Lieutenant Coquebert. Ich verbürge mich dafür, ihnen so viel Leine nachschießen zu lassen, wie die Burschen irgend brauchen.
    – Und Sie können darauf rechnen, Kapitän, setzte der Lieutenant Allotte hinzu, daß ich hinter meinem Kameraden nicht zurückstehen werde.
    – Ich rechne, meine Herren, erwiderte Bourcart, vor allem darauf, daß Ihr Uebereifer Sie nicht verführen werde, eine Unklugheit zu begehen. Es bleibt also dabei: nach den Gewässern von Neuseeland die von Niederkalifornien, wo ich mehr als einmal sehr guten Fang gemacht habe. Das weitere wird sich nach den Umständen richten. Was denkst Du darüber, Meister Ollive?
    – Ich denke, Kapitän, meinte dieser, der »Saint Enoch« segelt, wohin es Ihnen beliebt, ihn zu führen, und wenn das bis nach dem Behringsmeere wäre. Was die Walfische angeht, wünsche ich sie Ihnen zu Dutzenden. Das ist aber Sache der Bootsführer und der Harpuniere, nicht die des Bootsmannes.
    – Ganz recht, alter Reisekamerad, erwiderte Bourcart lächelnd, und da das Deine Ansicht ist, so bleibe bei Deinem Fache, wie Jean-Marie Cabidoulin bei dem seinen. Wir werden deshalb nicht schlechter fahren!
    – Das meine ich auch, erklärte Ollive.
    – Doch beiläufig, Du und der Böttcher, Ihr liegt ja doch immer im Streite?
    – Fast immer, Kapitän. Mit seiner Manie, ewig Unglück zu prophezeien, kann er einen bald umbringen! Ich kenne ihn ja schon lange und sollte eigentlich daran gewöhnt sein. Es ist um so thörichter von ihm, als er bei allen seinen Seereisen doch mit heiler Haut weggekommen ist. Freilich, er hätte vielleicht noch besser
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