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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
Autoren: Jules Verne
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sie wieder nach der Oberfläche des Wassers herauskommen. Die Boote niederzulassen und die Thiere zu verfolgen, das hätte unverhältnißmäßige Anstrengung gekostet, ohne daß dafür ein Erfolg vorauszusehen gewesen wäre.
    Das Cap der Guten Hoffnung wurde gegen Mitte December erreicht. Jener Zeit war das Meer in der Nähe der afrikanischen Küste stark belebt von Schiffen, die der wichtigen englischen Colonie zusteuerten, und nur selten erblickte man keine Rauchsäule eines Dampfers am Horizonte.
    Bei seinen früheren Reisen hatte Bourcart den Hafen von Capetown schon wiederholt angelaufen, wenn der »Saint Enoch« auf der Rückfahrt und schon hier einige Aussicht war, einen Theil seiner Ladung zu verwerthen.
    Jetzt lag also keine Veranlassung vor, das Land zu berühren. Der Dreimaster umsegelte deshalb ohne Aufenthalt die südlichste Spitze Afrikas, deren äußerste Höhen sechs Seemeilen nach der Backbordseite liegen blieben.
    Es war nicht unbegründet, daß man das Cap der Guten Hoffnung ursprünglich das Cap der Stürme genannt hatte. Auch jetzt rechtfertigte es wiederum seine alte Bezeichnung, obwohl es gerade Hochsommerzeit war.
    Der »Saint Enoch« hatte furchtbare Windstöße auszuhalten, die ihn zwangen, sich ihnen gerade entgegenzustellen. Er kam aber doch mit einer mäßigen Verzögerung und so unbedeutenden Havarien davon, daß Jean-Marie Cabidoulin diese kaum als ungünstige Vorzeichen deuten konnte. Nachdem dann noch die antarktische Strömung, die nach Osten verläuft, bis sie in der Nähe der Kerguelen-Inseln abweicht, bestens ausgenützt worden war, ging die Fahrt unter recht günstigen Verhältnissen weiter.
    Am 30. Januar, kurz vor Sonnenaufgang war es, wo einer der Wachposten von den Fockmastraaen hinunterrief:
    »Land unter dem Winde!«
    Nach dem Besteck des Kapitäns auf dem sechsundsiebzigsten Grade östlicher Länge von Paris und auf dem siebenunddreißigsten Grade südlicher Breite, d. h. in der Nachbarschaft der Inseln Saint Paul und Amsterdam.
    Zwei Meilen von der ersten entfernt, braßte der »Saint Enoch« auf. Die Boote des Obersteuermanns Heurtaux und des Lieutenants Allotte wurden, mit Schnüren und Netzen ausgerüstet, bis ziemlich dicht ans Land geschickt, denn an den Küsten dieser Insel ist der Fischfang im allgemeinen recht ergiebig. Wirklich kamen die beiden Boote am Nachmittage mit einer reichen Beute an leckeren Fischen und nicht minder guten Heuschreckenkrebsen zurück, die für mehrere Tage den Bedarf des Mittagstisches deckten.
    Von Saint Paul aus segelte der »Saint Enoch« schräg abwärts dem vierzigsten Breitengrade zu, immer begünstigt durch eine Brise, die ihm eine Geschwindigkeit von siebzig bis achtzig Lieues in vierundzwanzig Stunden verlieh, und am Morgen des 15. Februars bekam er die Snares, an der Südspitze Neuseelands, in Sicht.
Drittes Capitel.
An der Ostküste von Neuseeland.
    Etwa seit dreißig Jahren beuten die Walfänger die Umgebung von Neuseeland aus, wo der Fischfang sich immer reichlich gelohnt hat. Zur Zeit war das wohl der Theil des Großen Oceans, wo sich die Walfische noch in größter Zahl aufhielten. Doch auch hier kommen sie nur verstreut vor, und es ist immerhin selten, ihnen nahe dem Schiffe zu begegnen. Die Ausbeute von den hiesigen Walen ist aber so vortheilhaft, daß die Kapitäne die Mühen und Gefahren nicht scheuen, die mit dem Fange der Cetaceen verknüpft sind.
    Darüber sprach sich Bourcart dem Doctor Filhiol gegenüber aus, als der »Saint Enoch« in Sicht von Tawaï-Punamu, der großen südlichen Insel der neuseeländischen Gruppe, ankam.
    »Wohl könnte ein Schiff wie das unsere, setzte er hinzu, unter Umständen hier seine volle Ladung binnen wenigen Wochen erbeuten. Dann müßte aber immer gutes Wetter sein, und an diesen Küsten ist man leider täglich Windstößen preisgegeben, die zuweilen außerordentlich heftig werden.
    – Giebt es denn hier keine leicht erreichbaren Nothhäfen? fragte der junge Arzt.
    – O, gewiß, lieber Doctor; an der Ostküste allein liegen von solchen – um nur die hauptsächlichsten zu erwähnen – Dunedin, Oamaru, Akaroa, Christchurch und Blenheim. Freilich tummeln sich die Spritzfische nicht in den Häfen umher, man muß sie vielmehr einige Meilen vor der Küste aufsuchen.
     

    Neuseeländer.
     
    – Denken Sie trotzdem in einen jener Häfen erst einmal einzulaufen, Herr Kapitän, ehe Ihre Mannschaft an die eigentliche Arbeit geht?
    – Das ist meine Absicht… zwei bis drei Tage lang… um
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