Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
gewesen, und alles in allem erschien es rathsamer, die eigentlichen Fangbezirke, entweder auf dem jener Zeit schon recht ausgebeuteten Meerestheile bei Neuseeland oder die im nördlichen Stillen Ocean, so schnell wie möglich zu erreichen. Es galt vorläufig also, unterwegs keine Verzögerung zu erleiden.
    Wenn sich die Schiffe aus europäischen Häfen nach dem Stillen (oder Großen) Ocean begeben wollen, so können sie das – die Fahrstrecke ist ziemlich gleichlang – entweder thun, indem sie das Cap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas umschiffen oder um das Cap Horn an der Südspitze Amerikas herumgehen, und so wird es auch bleiben, so lange der Panamacanal noch nicht eröffnet ist.
    Was den Weg um das Cap Horn aber betrifft, so erfordert dieser ein Hinuntergehen bis zum fünfundfünfzigsten Grade südlicher Breite, wo oft recht schlimmes Wetter herrscht. Ein Dampfer kann sich zwar in die vielen Windungen der Magellanstraße hineinwagen, womit er den Stürmen des Caps entgeht, ein Segler könnte das aber nur auf die Gefahr unberechenbarer Verzögerungen hin thun, vorzüglich wenn es sich darum handelt, die Meerenge von Osten nach Westen zu passieren.
    Im allgemeinen ist es also vortheilhafter, die Südspitze Afrikas aufzusuchen und den Fahrstraßen des Indischen und des Südlichen Meeres zu folgen, wobei die zahlreichen Häfen an der Küste Australiens und bis nach Neuseeland hin leicht erreichbare Zufluchtsstätten bieten.
    Wie der Kapitän Bourcart diesen Weg bei seiner früheren Fahrt eingeschlagen hatte, so sollte er auch bei der jetzigen eingehalten werden. Er brauchte bei der unverändert aushaltenden Brise auch nicht weit nach Westen auszuweichen, und nach der Vorüberfahrt an den Inseln des Grünen Vorgebirges bekam er Ascension, und wenige Tage darauf Sanct Helena in Sicht.
    Zu dieser Zeit des Jahres herrscht auf dem Atlantischen Oceane jenseits des Aequators ein lebhafter Verkehr. Es vergingen auch kaum achtundvierzig Stunden, ohne daß der »Saint Enoch« irgend einem, mit voller Kraft dahineilenden Dampfer oder einem der schlanken Klipper begegnete, die mit jenen sich an Geschwindigkeit fast messen können. Der Kapitän Bourcart hatte aber nicht Muße genug, einen oder den anderen »anzusprechen«. Meist hißten die anderen auch nur die, ihre Nationalität anzeigende, Flagge oder begnügten sich zu signalisieren, daß sie keine Nachrichten zu geben und zu erwarten hätten.
    An der Ostseite der Insel Ascension vorüberfahrend, hatte der »Saint Enoch« die diese beherrschenden vulcanischen Gipfel nicht zu Gesicht bekommen, und bei Sanct Helena angelangt, ließ er dieses an Steuerbord in drei bis vier Seemeilen Entfernung liegen. Von der ganzen Besatzung war der Doctor Filhiol der einzige, der diese Insel noch nicht gesehen hatte, und wohl eine Stunde lang konnte der junge Arzt seine Blicke von dem Pic de Diane, über der Schlucht mit dem ehemaligen Gefängnisse von Longwood, nicht loßreißen.
    Das trotz der Beständigkeit der Windrichtung recht veränderliche Wetter begünstigte doch das Vorwärtskommen des Schiffes, das, ohne die Halsen umzuholen, höchstens seine Segelfläche zu verkleinern oder zu vergrößern hatte.
    Die Ausguckleute hielten immer sorgsam Wacht. Walfische zeigten sich aber nicht, diese hielten sich wahrscheinlich weiter im Süden, einige hundert Meilen vom Cap, in größerer Zahl auf.
    »Alle Teufel, Kapitän, sagte der Böttcher wiederholt, das war auch nicht die Mühe der Anmusterung werth, da ich an Bord gar nichts zu thun habe!
    – Das wird noch kommen… wird schon kommen, suchte ihn der Kapitän dann zu beruhigen.
    – Oder es kommt auch nicht, fuhr der Böttcher kopfschüttelnd fort, und wenn wir bei Neuseeland sind, werden wir noch kein Faß gefüllt haben.
    – Kann wohl sein, Meister Cabidoulin, das besorgen wir aber dort. An Arbeit wird es Ihnen nicht fehlen, verlassen Sie sich darauf!
    – O, ich habe aber auch Zeiten gesehen, wo es im Atlantischen Meere von Spritzwalen wimmelte.
    – Ja, ja, das weiß ich; sicherlich werden sie immer seltener, und das ist recht bedauernswerth!«
    Thatsächlich konnten die Wachposten nur zwei bis drei Wale melden, wovon einer eine recht beträchtliche Größe hatte. Leider tauchten diese aber allzunah am Schiffe auf und, dadurch scheu gemacht, auch sofort wieder unter, so daß man sie nicht weiter sehen konnte. Bei der ihnen eigenen, außerordentlichen Geschwindigkeit können diese Cetaceen große Strecken durchschwimmen, ehe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher