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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
Autoren: Jules Verne
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geherrscht hatte, verwandelte sich bald zu einem frischen Winde. Kapitän Bourcart, der deshalb auch hatte Bram-, Oberbram-und Stagsegel setzen lassen, konnte sich überzeugen, daß der »Saint Enoch« seine guten nautischen Eigenschaften noch immer entwickelte. In der Voraussicht einer sehr weiten Reise, bei der die Schiffe oft viel Ungemach aushalten müssen, war dessen Takelage übrigens fast vollständig erneuert worden.
    »Schönes Wetter, freundliche See, guter Wind, sagte Bourcart zu Doctor Filhiol, der mit ihm auf dem Deck umherging. Unsere Fahrt läßt sich ja recht gut an, und das ist eine Seltenheit, wenn man um diese Zeit des Jahres durch den Aermelcanal segelt.
    – Ich gratuliere Ihnen, Kapitän, antwortete der Doctor, wir stehen jetzt aber erst am Anfang der Reise…
    – O, das weiß ich wohl, Herr Filhiol. Es genügt nicht, eine solche gut anzufangen, man muß sie auch gut zu Ende führen. Doch… keine Sorge, wir haben ein gutes Schiff unter den Füßen, und wenn’s auch nicht erst gestern vom Stapel gelaufen ist, so ist es doch an Rumpf und Takelwerk nicht minder solid. Ich behaupte sogar, es ist noch vertrauenswürdiger, als ein ganz neues Schiff, und Sie können mir glauben, daß ich seinen Werth aus Erfahrung kenne.
    – Gewiß, Herr Kapitän, daran zweifle ich nicht, doch handelt es sich nicht allein um eine ohne Unfall verlaufene Fahrt, diese muß vielmehr auch etwas ordentliches abwerfen, und das hängt weder vom Schiffe selbst ab, noch von seinen Officieren oder seiner Mannschaft…
     

    »Nun, meine Herren…« versicherte Kapitän Bourcart. (S. 28.)
     
    – Wie Sie sagen, fiel der Kapitän Bourcart ein. Der Walfisch kommt oder er kommt nicht. Das liegt, wie bei allen Dingen, am günstigen Zufall, und dem Zufall kann man nicht befehlen. Natürlich: man fährt mit gefüllten Fässern heim oder mit leeren. Der »Saint Enoch« ist jetzt aber, seit er aus der Werft von Honfleur hervorging, auf seiner fünften Fahrt, und bisher ist jede zu seinem Vortheil ausgefallen.
    – Das läßt ja das beste hoffen, Herr Kapitän. Denken Sie wohl mit dem Fange zu warten, bis wir den Großen Ocean erreicht haben?
    – O nein, Herr Filhiol, wir werden jede Gelegenheit benützen, und wenn wir im Atlantischen Ocean vor der Umschiffung des Caps Walfische antreffen, so werden unsere Boote nicht säumen, auf sie Jagd zu machen. Es kommt dabei nur darauf an, daß sie nicht in zu großer Entfernung auftauchen, und daß man sie am Schiffe festlegen kann, ohne zu weit aus dem Curse zu kommen.«
    Einige Tage nach der Abfahrt aus Havre ordnete der Kapitän Bourcart den Wach-und Ausguckdienst. Zwei Männer sollten sich stets auf den Marsen, der eine auf dem Fock-, der andere auf dem Großmast aufhalten. Diese Aufgabe fiel den Harpunieren und den Matrosen zu, die Leichtmatrosen sollten auf dem Deck bleiben.
    Um für alle Fälle bereit zu sein, erhielt jedes Boot eine Anzahl von Spieren, nebst den zum Walfang nöthigen Geräthen. Wurde dann ein Wal in der Nähe des Schiffes gemeldet, so brauchten die Boote nur aufs Wasser gesetzt zu werden, was nur wenige Minuten in Anspruch nahm. Auf eine solche Gelegenheit war indeß nicht eher zu rechnen, als bis der »Saint Enoch« sich draußen auf dem Atlantischen Meere befand.
    Nachdem das letzte Land an den Seiten des Aermelcanals erreicht war, schlug der Kapitän Bourcart einen Curs nach Westen ein, um Ouessant in größerer Entfernung zu umschiffen, und in dem Augenblicke, wo das französische Land außer Sicht kam, wies er den Doctor Filhiol darauf hin.
    »Auf Wiedersehen!« sagten beide Männer.
    Als sie der Heimat diesen letzten Gruß entboten, fragten sie sich jedenfalls wie viele Monate, vielleicht Jahre vergehen würden, ehe sie sie wiedersehen sollten.
    Da der Wind stetig aus Nordosten wehte, brauchte der »Saint Enoch« nur seine Schoten nachzulassen, um in die Richtung nach dem Cap Ortegal, der nordwestlichsten Spitze Spaniens, abzufallen. Es erschien nicht nothwendig, erst in das biscayische Meer einzulaufen, das für Segler oft große Gefahr bringt, wenn ein starker Westwind aufkommt und sie gegen die Küste treibt. Wie häufig müssen da nicht Fahrzeuge, die nicht gegen den Wind segeln können, in einem der französischen oder der spanischen Häfen eiligst Schutz suchen.
    Saßen der Kapitän und die Officiere zur Essenszeit beisammen, so sprachen sie, wie erklärlich, über die eben unternommene Fahrt. Diese fing ja unter günstigen Umständen an. Das Schiff würde
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