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Die Hexengraefin

Titel: Die Hexengraefin
Autoren: Karla Weigand
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spinnen und weben könnten. Und eine Gräfin solle später Kinder gebären, fleißig beten, die Armen speisen und schöne Altardecken sticken.
    Allzu große Kenntnisse über Heilmethoden seien ebenfalls verwerflich: Nur zu leicht führe derlei Bildung zu unchristlichem, gefährlichem Geheimwissen und fördere Stolz und Hochmut jener Geschöpfe, die GOTT der HERR in weiser Voraussicht als Dienerinnen der Männer vorgesehen habe.
    Graf Ferfried hatte sich damals amüsiert. »Der Pfaffe traut sich nicht, mir direkt ins Gesicht zu sagen, dass er die schulische Unterweisung unserer Töchter für höchst unangemessen hält. Und ich rat ihm auch, dass er sein Maul hält«, hatte er seinem Beichtvater und Berater Ambrosius anvertraut.
    Obwohl ein frommer, gottesfürchtiger Mann, war der Graf doch absolut kein »Pfaffenknecht«, und er konnte in seiner Ausdrucksweise recht derb sein. Auf die katholische Kirche als Institution insgesamt ließ er allerdings nichts kommen – für den Papst und den katholischen Kaiser hätte er jederzeit bedenkenlos sein Leben geopfert.
    Gleich morgen wollte er mit Jakob Hagenbusch, dem Reschenbacher Schultheiß, ein vertrauliches Wort wegen der Silbermine in Grimmerswald sprechen.
     
     
    Nicht einen Augenblick lang hatte Ferfried an der Bereitschaft des Mannes gezweifelt, ihm das betreffende Waldstück samt Bergwerk zu überlassen, weil er mit ihm als Nachbar stets gut ausgekommen war.
    Natürlich wollte er den Mann angemessen entschädigen. Er dachte an einen hervorragenden Weinberg in bester Lage, auch Pferde und Vieh würde er Helenes Vater anbieten und natürlich obendrein eine gewisse Summe Geldes.
    »Niemand soll sagen, dass ein Ruhfelder nicht großzügig wäre«, beschied der Graf seinen Vogt, Anselm von Waldnau.
    Der, ein etwas zwiespältiger Charakter, aber nichtsdestotrotz bedingungsloser Parteigänger seines Herrn, stimmte lebhaft zu, während der gräfliche Beichtvater, Pater Ambrosius, bedenklich sein schmales Haupt mit der frisch geschorenen Tonsur schüttelte.
    »Richtet Euch darauf ein, Herr, dass der Hagenbusch nicht tauschen mag«, meinte er, aber der Graf und sein Verwalter lachten bloß.
    »Da müsste der Jakob schön blöd sein. Außerdem schuldet er mir noch einen Gefallen«, antwortete Ferfried.
    »Jawohl, Herr. Nur Euch ist es zu danken, dass seine Tochter, das Helen, nicht wie eine Bauernmagd aufgewachsen ist, sondern wie ein Edelfräulein erzogen wurde«, unterstützte der Vogt Ferfried.
    »Das verdankt sie wohl eher dem Dickkopf von unserem Fräulein Adelheid, die ohne das Hagenbusch-Mädchen nicht hat lernen wollen«, gab der Benediktiner trocken zu bedenken, »das hat jeder der verschiedenen Hauslehrer dem gnädigen Herrn bestätigen können. Und ob der Schultheiß so glücklich darüber ist, eine »gebildete« Tochter zu haben, möchte ich bezweifeln. Wahrscheinlich ist sie für die Bauernarbeit längst verdorben – und wie soll ihr Vater dann einen Mann für sie finden?«
    »Weiß Gott, meine Adelheid hat sich rundweg geweigert, auch nur ein Buch aufzuschlagen oder eine Zeile zu buchstabieren, ohne dass Helene neben ihr gesessen hätte. Den sturen Schädel hat sie von mir geerbt. Ihre Mutter – GOTT hab sie selig – war ein sanftes, nachgiebiges Weib. Manchmal mache ich mir Sorgen um meine lebhafte, temperamentvolle Tochter. Sie gebärdet sich oft beinahe wie ein Mann. Ja, gelegentlich ist sie gar noch renitenter als ihr Bruder Hasso.«
    »Wenn das gnädige Fräulein erst verheiratet ist, wird es diesen Starrsinn ablegen«, beruhigte ihn der Verwalter. »Ihr Ehemann wird ihr schon den Kopf zurechtrücken.« »Hoffentlich«, brummte Ferfried, »aber bis jetzt ist noch kein Bräutigam in Sicht. Anwärter gibt es zwar genug, aber an jedem hat meine Adelheid etwas auszusetzen.«
    »Bei ihrer Schönheit und bei ihrer Bildung braucht sie auch nicht den Erstbesten zu nehmen. Fräulein Adelheid hat nur den besten, mächtigsten, mutigsten und schönsten Helden Europas verdient«, schmeichelte Anselm von Waldnau. Und ausnahmsweise stimmte ihm der Pater zu, denn auch er hatte einen Narren an Ferfrieds Tochter gefressen.
    Aber der Graf winkte ab: »Hört mir bloß damit auf, ihr Herren. Wenn’s danach ginge, müsste das Mädel den Schwedenkönig Gustav Adolf heiraten. Dem sagt man doch alle diese glänzenden Eigenschaften nach.«

KAPITEL 3
    LANGE – FÜR SEINEN GESCHMACK fast zu lange – hatte das feierliche Hochamt im Münster zu Straßburg gedauert. Mit einer
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