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Die Herzogin der Bloomsbury Street

Die Herzogin der Bloomsbury Street

Titel: Die Herzogin der Bloomsbury Street
Autoren: Helene Hanff
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Dingen, die Sie noch nicht gesehen haben, und der Tower kommt als Erstes dran.«
    Sie fährt mich morgen früh zum Flughafen.

Später
    Der Colonel hat eine komfortable Wohnung in Chelsea, und seine Freunde sind eine angenehme und nette Gesellschaft: zwei Männer, mehrere attraktive Witwen und ein schüchternes junges Paar aus der Schweiz. Ich habe mir keine Namen gemerkt und weiß nicht mehr, worüber wir gesprochen haben, ich konnte mich nicht konzentrieren. Die Party war früh zu Ende, weil ich morgen früh um zehn zum Flughafen muss. Nora war da. Sie fuhr mich zum Hotel, wir verabschiedeten uns und versprachen uns zu schreiben.
    Ich schreibe dies im Bett. Die Koffer sind gepackt und stehen offen auf dem Fußboden, die Kommode ist leer geräumt, und die Vorhänge sind zugezogen, um den Regen auszusperren, und das Zimmer sieht genauso aus wie an dem Abend, als ich ankam.

Montag, 26 . Juli
    Habe mir nach dem Frühstück den Koffer nach unten bringen lassen und die Rechnung bezahlt. Habe P.B. angerufen, um mich zu verabschieden, aber keine Antwort.
    Bin zu André Deutsch gegangen und habe zwanzig Exemplare von dem Buch signiert, für die australischen Buchhändler, die morgen hier zu einer Konferenz eintreffen. Kenne ihre Namen nicht und konnte mich aber nicht dazu bringen, nur meinen Namen zu schreiben, das kommt mir so unfreundlich vor. Habe in jedes Exemplar »Einem unbekannten Buchliebhaber« geschrieben, manchmal denke ich, ich bin verrückt.
    Habe mich von Carmen und Mr. Tammer und all den anderen Mitarbeitern bei Deutsch, außer André, der noch nicht da war, verabschiedet. Bin dann zum Russell Square gegangen und habe Abschied genommen. Mein Freund, der die Gebühren kassiert, war noch nicht zur Arbeit gekommen; ich war ganz allein dort.
    Kam wieder ins Hotel und versuchte noch einmal, P.B. zu erreichen, immer noch keine Antwort. Beschloss, ihm unmittelbar nach meiner Ankunft zu schreiben, aber das hätte ich ohnehin getan. Als ich aus der Telefonzelle kam, verneigte sich Mr. Otto vor mir und sagte feierlich:
    »Madams Jag-u-ar wartet.«
    Und da war Ena in einem geliehenen Jaguar, sie sagte, Leo sei mit dem anderen Auto gefahren, und sie wollte mich nicht in einem Lieferwagen zum Flughafen fahren, der so laut schepperte, dass man sich nicht unterhalten könne.
    Sie schenkte mir einen Ring mit zwei kleinen eingefassten Perlen, weil ich einmal gesagt hatte, dass ich Perlen mag.
    Der Colonel stieß in Heathrow zu uns. Er sorgte dafür, dass mein Koffer abgefertigt wurde, und führte uns dann in die VIP -Lounge zum Sherry. Beim Sherry verkündete er, dass er, wenn ich abgeflogen sei, mit Ena eine VIP -Besichtigungstour des Flughafens machen würde.
    Er und Ena gingen mit mir zum Flugzeug. Der Colonel übergab mich der Stewardess und sagte ihr, sie solle gut auf mich aufpassen, und er und Ena küssten mich zum Abschied. Ich hatte einen Platz am Fenster und glitt hinein und sah hinaus und suchte die beiden. Gerade, als ich sie entdeckt hatte und ihnen zuwinken wollte, drehten sie sich um und verschwanden in der Menge.
    Das Flugzeug hob ab – und plötzlich war es, als wäre alles verschwunden: Bloomsbury und Regent’s Park und Russell Square und Rutland Gate. Nichts von alledem war geschehen, nichts von alledem war wirklich. Selbst die Menschen waren nicht wirklich. Es war alles ausgedacht, sie waren alle Phantome.
    Ich sitze im Flugzeug und versuche die Gesichter zu sehen und London festzuhalten, aber in meinen Kopf drängen sich jetzt Bilder von zu Hause: der Stapel Post, der auf mich wartet, die Menschen, die auf mich warten, die Arbeit, die auf mich wartet.
    Ein paar Zeilen von Prospero gehen mir im Kopf herum:
    Das Fest ist jetzt zu Ende; unsere Spieler,
    …, waren Geister und
    Sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft …
    Die wolkenhohen Türme, die Paläste,
    Die hehren Tempel … werden untergehen
    Und, wie dies leere Schaugepräng’ erblasst,
    Spurlos verschwinden. Wir sind solcher Zeug
    Wie der zu Träumen …
    Ruhe in Frieden, Mary Bailey.

Nachwort
    Orte aufzusuchen, die man zuvor nur in Gedanken hoffnungsvoll durchschritt, ist ein risikoreiches Unterfangen. Denn zu oft bleibt die Realität hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück, zu oft halten die Ansichten der Wirklichkeit nicht das, was die ungetrübten Bilder der Sehnsucht versprachen. Die New Yorker Autorin Helene Hanff ließ sich davon nicht dauerhaft schrecken lassen und brach zu einer solchen Reise auf. Sie erfüllte sich damit
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