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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste
Autoren: Eric Walz
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daher weitgehend das Bild, das wir über diese Epoche und ihre Menschen haben.
    Wer sich also in Büchern, im Internet oder über andere Medien über Marocia (eingedeutscht wird sie Marozia geschrieben) informiert, findet eine andere Frau vor als die, von der hier im Buch die Rede ist. Schon ihre in Geschichtsbüchern genannten Lebensdaten variieren zum Teil ungeheuer stark (ihr Geburtsjahr zwischen 890 und 892, ihr Todesjahr zwischen 932 (!) und 984). Mehrere Details jedoch, unter anderem der Bericht über einen Besuch Ottos III. kurz vor ihrem Tod, haben mich davon überzeugt, die langlebigste Variante zu wählen und Marocia 94 Jahre alt werden zu lassen.
    Wichtiger als Marocias unklare Lebensdaten sind die überlieferten Charaktermerkmale. Ihre Gestalt, wie sie heute vor uns erscheint, ist stark von den Überlieferungen Liudprands, des Bischofs von Cremona und Gefolgsmanns Ottos des Großen, bestimmt, und der hat kein einziges gutes Haar an ihr gelassen. Kein Zweifel, sie war eine für die damaligen Verhältnisse unglaublich energische und ambitionierte Frau, mehrmals verheiratet, mehrmals außerehelich liiert. Diese Eigenschaften, die bei heutigen Frauen fast schon selbstverständlich geworden sind, reichten im zehnten Jahrhundert aus, um Marocia als machtbesessene Hure zu diskreditieren.
    Gleichfalls aber kann es keinen Zweifel darüber geben, dass ich einen Roman geschrieben habe, keine Biografie. So wenig, wie jemand die Überlieferungen eines Erzmönches wie Liudprand von Cremona bestätigen kann, so wenig kann sie jemand widerlegen. Aus den überlieferten Zeitumständen, den historischen Geschehnissen während Marocias Leben und den vielen Details, die das letzte Jahrtausend überdauert haben, habe ich eine eigene Geschichte kreiert, nicht mehr und nicht weniger.

    Die historischen Ereignisse, die im vorliegenden Roman eine Rolle spielen, sind nicht erfunden. Die Leichensynode hat ebenso stattgefunden wie der Aufstand gegen Papst Stephan VI. und Ageltrudis, die Blendung Louis’ von Provence, der Sarazenenfeldzug, die Vertreibung König Hugos aus Rom, die Orgien Octavians im Lateran oder der Krieg des Patrimoniums gegen Capua, um nur einige Beispiele zu nennen. Ebenso habe ich viele wahre Details einfließen lassen, unter anderem den Einsturz der Laterankirche, die enge Beziehung Abt Odos zu Alberic sowie seine diplomatischen Vermittlungen zwischen dem Prinzeps von Rom und König Hugo; weiterhin die Ermordung Ansgars, die Flucht Adelheids aus einem Kerker Berengars von Ivrea, die Umwandlung der Villa in der Via Lata in ein Kloster sowie vieles mehr. Zumeist sind allerdings die näheren Umstände dieser historischen Fakten nicht bekannt oder unsicher, so dass hier viel Raum mit Fiktion gefüllt werden konnte.
    Bisweilen musste ich die historischen Ereignisse jedoch komprimieren oder vereinfachen, denn die Machtverhältnisse im Italien des zehnten Jahrhunderts waren äußerst komplex. In einen Roman gehören diese Wirrnisse meiner Meinung nach nicht hinein.

    Gelegentlich habe ich der Versuchung nicht widerstehen können, im Dunkel der Geschichte ruhende Fragen in meinem Sinne zu beantworten. So ist beispielsweise unklar, ob eine Tochter Marocias tatsächlich an den byzantinischen Kaiserhof verheiratet wurde (Marocia hatte allerdings eine Tochter namens Eudoxia, und eine Eudoxia war auch mit Kaiser Stephanos verheiratet). Auch die Herkunft Theophanus gibt bis heute Rätsel auf. Man weiß nur, dass sie eine byzantinische Prinzessin war und nicht dem Kern der kaiserlichen Familie angehörte.
    Es konnte nicht ausbleiben, einige der Romanfiguren zu erfinden. Gestalten wie Pater Bernard, Damiane, Saxo oder Suidger von Selz entstammen meiner Fantasie.
    Und schließlich musste ich auch einige Namen verändern, um Verwirrung wegen Namensgleichheiten zu vermeiden. So ging Marocias Sohn Clemens in Wahrheit als Johannes XI. in die Geschichte des Papsttums ein, Blanca trug den Namen ihrer Mutter Theodora. Und Marocias Enkelinnen hießen nicht Paulina und Cecile, sondern wiederum Theodora und Marocia.

Personenregister
    (Aufgelistet sind historische Personen, die im Roman eine Rolle spielen. Wo Lebensdaten, Namen oder Titel historisch nicht eindeutig sind, sind diese hier wie im Roman erzählt angegeben oder ganz ausgelassen. Nicht historische Personen sind kursiv geschrieben.)

    Ablabius: Magistrat von Rom.
    Adelheid: 929–999; Tochter König Rudolphs von Hochburgund; in erster Ehe mit Lothar verheiratet, in zweiter mit
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