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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste
Autoren: Eric Walz
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Regentschaft für ihren Sohn bis zu ihrem frühen Tod im Jahre 991 aus. In dieser Zeit agierte sie als erfolgreiche Machtpolitikerin, ohne die sonst bei Frauen ihrer Zeit übliche Zurückhaltung.
    Nach ihrem Tod übernahm ihre Schwiegermutter, die alte Kaiserin Adelheid, die Regentschaft für Otto III., bis dieser im Jahre 994 mündig wurde. Adelheid starb im Dezember 999 und wurde im Jahr 1097 wegen ihrer zahlreichen Klostergründungen und ihrer Unterstützung der cluniazensischen Kirchenreform heilig gesprochen.
    Otto III. war ein jugendlicher Visionär voller weit gespannter Pläne für ein in Frieden geeintes Europa. So plante er zum Beispiel zusammen mit dem polnischen König für den Sommer 1002 ein Treffen, auf dem beide Monarchen über eine Vereinigung ihrer Länder verhandeln wollten – ein Vorhaben, das im Zeitalter der Europäischen Union geradezu modern anmutet. Leider starb Otto III. bereits im Januar 1002 im Alter von nur einundzwanzig Jahren an der Malaria, und sein Vorhaben für die nächsten 1000 Jahre mit ihm.

    Crescentius nahm nach Marocias Tod seine offene Opposition gegen die Deutschen wieder auf. Er versuchte mehrfach mit diplomatischen wie aufrührerischen Aktivitäten, die Ewige Stadt dem Einfluss des Heiligen Römischen Reiches zu entziehen. Nach einem missglückten Aufstand gegen den deutschfreundlichen Papst Gregor V. verschanzte er sich in der Engelsburg, wurde jedoch bald von deutschen Truppen gefangen genommen und im März 998 hingerichtet.
    Crescentius gilt als Stammvater des bedeutenden römischen Adelsgeschlechts Colonna. Dieses übte bis ins sechzehnte Jahrhundert großen Einfluss auf die Politik der Ewigen Stadt aus.
    Das Kloster Cluny erreichte im 11. Jahrhundert eine einzigartige Machtposition, überhäuft mit Privilegien, ausgestattet mit einer der größten Kathedralen, die je gebaut wurden. Das mittelalterliche Selbstverständnis der Kirche als Herrin über Monarchen und als eigenständiger Machtfaktor geht auf die Ideen Clunys, insbesondere ihres Abtes Odo, zurück und führte in den folgenden Jahrhunderten zu viel Unruhe in Europa. Während die cluniazensischen Ideen lange ihre Wirkung behielten, versank das Kloster selbst jedoch ab dem 12. Jahrhundert in die Bedeutungslosigkeit. Heute ist nur noch ein kleiner Teil der Abtei erhalten.
    Das Fürstentum Capua konnte noch ungefähr achtzig Jahre seine bemerkenswerte Autonomie zwischen Byzanz und dem Reich verteidigen, bis es um 1060 von den Normannen erobert wurde, die sich zu dieser Zeit in Europa ausbreiteten.
    Das Oströmische Imperium, das ich im Roman fast durchgängig mit seinem anderen Namen Byzantinisches Imperium bezeichne, verlor mit seinem Einfluss in Italien auch die herausragende Stellung in der europäischen Machtpolitik. Um 1100 war seine Macht in Italien endgültig gebrochen, um 1200 musste es seine letzten Gebiete auf der Halbinsel aufgeben, um 1350 war es bis auf die Hauptstadt Konstantinopel/Byzanz zusammengeschrumpft. Im Jahre 1453 wurde Konstantinopel von den Türken erobert.
    Das Heilige Römische Reich, dessen Bezeichnung zur Mitte des 13. Jahrhunderts auf Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation erweitert wurde, wurde erst von Napoleon im Jahre 1806 zerschlagen. Die jeweiligen Kaiser reichten aber nur in wenigen Fällen an die Autorität der Ottonen heran. Zumeist führten diese Imperatoren lediglich den Titel, während die tatsächliche Macht bei den Landesfürsten lag.
    Der Einfluss Marocias dauerte bis weit über ihren Tod hinaus. Ihre zahlreichen Enkel und sonstigen Verwandten besetzten in den nächsten Jahrzehnten mehrmals den Stuhl Petri, so zum Beispiel Gregor V. (996–999), Benedikt VIII. (1012–1024) und Johannes XIX. (1024–1032) sowie ihr Ururenkel Benedikt IX. (1032–1045).
    Die Gräber Marocias und ihrer Familie haben die Jahrhunderte nicht überdauert, aber man kann trotzdem auf ihren Spuren wandeln. Das Haus ihrer Kindheit beispielsweise steht noch immer – als Kirche in der Via Lata nahe der Piazza Venezia. Und die Ruinen, die in Teilen noch heute auf der Tiberinsel zu sehen sind oder in spätere Gebäude integriert wurden, könnten tatsächlich von der Villa stammen, die Marocia einst bewohnte.

Anmerkungen zum Roman
    Das
saeculum obscurum
, das dunkle zehnte Jahrhundert, wird nicht deswegen so genannt, weil es grausamer oder feindseliger war als das neunte oder elfte, sondern weil es kaum Zeugnisse aus dieser Zeit gibt. Einzelmeinungen, die zufällig überdauert haben, bestimmen
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