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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Mit aller Kraft versuchte sie, sich aus dem festen Griff zu lösen. Da wurde sie herumgedreht und mit dem Rücken gegen den Baumstamm gedrückt.
    Uta war entsetzt. »Volkard!«
    Der Hardagauer starrte auf die zarte Wölbung ihrer Brüste.
    »Lasst mich los«, forderte sie und setzte zu schreien an. Wenn es in diesem Wald Räuber und wilde Tiere gab, dann sollten ihr diese jetzt zu Hilfe eilen.
    Doch der Wald zeigte sich auch dann noch von beeindruckender Stille, als der Knappe sie zu Boden warf und die Nestelbänder seiner Beinlinge zu lösen begann.
    »Nein!« Beim Anblick ihres Peinigers erschrak sie und versuchte, sich mit den Beinen freizukämpfen. Wie in einem Traum nahm sie wahr, dass er ihre Gewänder hochschob und sich mit seinem ganzen Körper auf ihren Leib drückte. Tränen flossen ihr über die Wangen. Sie schrie auf, als sich etwas Hartes zwischen ihre Beine presste. Sie spürte etwas Feuchtes an der Innenseite ihrer Oberschenkel und meinte, saure Milch zu riechen.
    »Uta!«, hallte es da auf der Lichtung. Adalbert von Ballenstedt näherte sich mitsamt der Jagdgesellschaft.
    Volkard hielt inne.
    Uta blickte erschrocken auf. »Herr Va… Va… Vater«, begann sie und schob das Unterkleid hastig über den Schoß. Der Knappe löste sich von ihr.
    Graf Adalbert stieg vom seinem Pferd und schritt wütend auf seine Tochter zu. »Wie kannst du es wagen, dich dem jungen Edelmann so schamlos hinzugeben!«
    »Ich …« Uta taumelte bei dem Versuch aufzustehen.
    »Schweig! Wie eine Hure siehst du aus mit den dreckigen Kleidern und dem zerzausten Haar.«
    Die Jagdgesellschaft verfolgte schweigend die Szene.
    »Du bist eine Schande für die Familie. Dass du das ausgerechnet vor unseren markgräflichen Gästen beweisen musst!« An Esiko gewandt befahl Graf Adalbert: »Begleite Uta zurück zur Burg. Sie soll dort auf mich warten, um ihre Bestrafung entgegenzunehmen.« Er wandte sich ab und ging zu seinem Pferd zurück.
    Sie, eine Schande? Uta war fassungslos. Sie musste dem Vater erklären, dass es Volkard gewesen war, der diese Situation herbeigeführt hatte. »Va… Vater, bitte hört mich an!«
    Graf Adalbert hielt mitten im Aufsitzen inne und wandte den Kopf. »Schau dich doch nur an. Das Blut deiner Lust klebt dir sogar noch an den Gewändern. Und jetzt schweig endlich!« Uta fühlte sich erbärmlich, als Esiko sie wie eine Aussätzige mit dem Stiel seiner Axt vor sich her zu ihrer Stute schob.
    »Schwesterlein, wenn du nur auf meinen Rat gehört hättest: Rote Haare, Sommersprossen sind des Teufels Artgenossen!«
    »Volkard!«, rief da die tiefe Stimme des Markgrafensohns und zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. »Hast du etwas zu dem Vorfall zu sagen?«
    Doch Volkard aus dem Hardagau, der die Bänder seiner Bruche in der Hand hielt, vermochte darauf nur, betroffen zu Boden zu schauen. Uta richtete ihren Blick auf den Sohn des Markgrafen.
    »Verzeiht, Hermann von Naumburg«, fuhr Graf Adalbert dazwischen. »Aber es ist die Tochter meiner Gattin, die sich hier ganz offensichtlich schuldig gemacht hat. Bitte überlasst die Regelung des Vorfalls mir!«
    Markgraf Ekkehard wandte sich an seinen Sohn. »Der Graf hat recht. Er muss entscheiden. Es geht um seine Familie.« Uta löste den Blick von dem Markgrafensohn und saß, unfähig auch nur ein Wort zu ihrer Entschuldigung zu sagen, auf ihre Stute auf.
    Die Verkündung von Strafen erfolgte stets im Burgsaal. Jenem Ort, an dem heute schon getafelt und gefeiert worden war. Adalbert von Ballenstedt zitierte seine Kinder immer dann dorthin, wenn eines von ihnen ein Unrecht begangen hatte. Esiko hatte bisher nur ein einziges Mal als Angeklagter vor dem väterlichen Tribunal erscheinen müssen. In jugendlichem Übermut hatte er auf fremdem Land gebrandschatzt und damit den Zorn des Besitzers auf die Ballenstedter Familie gelenkt. Selbst Utas jüngere Schwester Hazecha war mit ihren fünf Jahren nicht vom väterlichen Strafgericht verschont geblieben. Im vergangenen Herbst hatte der Graf der Kleinen zehn Tage lang die Hände auf dem Rücken zusammenbinden lassen, um sie zu lehren, zukünftig keine Naschereien mehr aus der Küche zu erbitten. Das Mädchen hatte sich vor den Augen aller Burgbewohner quälen müssen. Die am häufigsten Angeklagte war jedoch Uta. Bereits dreimal hatte der Graf im Burgsaal über sie Gericht gehalten. Nun drohte ihr die vierte Bestrafung.
    Uta stand in der Mitte des leeren Saales und wartete auf die Ankunft des Vaters. Die Wärme und
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