Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
Vom Netzwerk:
des Toten und seufzte. »Vielleicht hast du recht. Doch es war Gottes Wille, dass ich die Botschaft erhalte. Warum, wenn er dieses Gespräch nicht wollte?«
    Mechthild dachte nach. »Vielleicht hat er dir etwas hinterlassen. Eine Nachricht. Irgendetwas.«
    »Weil du sie lesen könntest.«
    »Du doch auch nicht. Aber der Pfaffe.«
    »Aber Adalbert konnte auch nicht schreiben.«
    »Bitte, Mann!«, drängte Mechthild, die den ersten Schrecken überwunden hatte.
    Grummelnd sah Gerald sich nach Adalberts Habseligkeiten um. Unter dem Bett, dem einzigen Möbelstück in der spärlichen Kammer, lag ein Bündel, das er auf dem Holzboden ausschüttete. Neben ein paar Kleidern, die noch schmutziger waren als die, die der Tote auf dem Leib trug, enthielt es nur ein paar Münzen, ein Messer, einen steinharten Kanten Brot und ein Stück schimmeligen Käse.
    »Nichts!«, stieß er hervor.
    Wortlos hob Mechthild das schmuddelige Hemd auf und tastete die Säume ab. Plötzlich schrie sie leise auf. »Hier, schneid das mal auf!« Sie hielt ihrem Mann den Stoff hin. Vorsichtig trennte Gerald die Naht auf und zog im nächsten Augenblick einen Lederbeutel hervor, dessen Inhalt er in die hohle Hand gleiten ließ. »Bei allen Heiligen!«, keuchte er. »Die Spange des Herrn! Die hab ich selber für ihn gemacht. Für seinen Umhang. Die Gräfin hat mich darum gebeten. Damit ihr Mann sich in der Fremde immer an sie erinnert, hat sie gesagt.«
    Vorsichtig nahm Mechthild ihrem Mann die fein ziselierte Spange aus der Hand. Das Wappen der Buchhorns, das Horn und die Buche, blitzte im Sonnenlicht auf. »Ja, das ist deine Arbeit. Meinst du, er hat es gestohlen?«
    »Adalbert? Niemals.« Gerald richtete sich ächzend auf. »Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber Adalbert war ein treuer Mann. Nimm du die Spange an dich und achte gut auf sie. Wir werden sie morgen in aller Frühe der Gräfin ins Kloster bringen. Sie wird wissen, was damit zu geschehen hat. Ich werde gleich mit dem Wirt sprechen. Wir brauchen ein Zimmer, und jemand muss dafür sorgen, dass der arme Teufel unter die Erde kommt. Außerdem kann ich vielleicht noch etwas herausfinden.« Er steckte Adalberts Münzen ein und ging zur Tür. »Und einen Becher Bier auf sein Wohl trinken. Er hat es verdient.«
    Mechthild verzog das Gesicht. »Solange es bei einem oder zwei Bechern bleibt. Du weißt, dass dir das Bier in den Kopf steigt.«
    »Ich pass schon auf. Sind wir wieder gut miteinander?«
    Sie seufzte und nickte. »Lass uns gehen!«
     
    Die Aussicht auf zwei neue Gäste kam dem Wirt offensichtlich sehr gelegen. »Fridrun«, bellte er. »Führ die Dame auf ihr Zimmer.«
    Nachdem die Schritte der Frauen auf der Treppe verhallt waren, bestellte Gerald ein Bier und sagte: »Dein Wunsch ging übrigens nicht in Erfüllung.«
    Der Wirt hielt in der Bewegung inne. »Der Kerl ist hin?«
    »Kannst du mir etwas über ihn sagen?«
    Der Wirt schenkte den Krug voll und schob ihn Gerald hinüber. »Der ist vor zwei oder drei Tagen hier angekommen. Sah aus wie der Tod und wollte ein Zimmer. Bezahlt hat er im Voraus. Dann wollte er unbedingt jemanden, der ihm eine Botschaft übermittelt. Da hab ich mich in Gottes Namen auch drum gekümmert. Ich hab ihm einen anstelligen jungen Burschen vorbeigeschickt, und die beiden haben geredet. Dann ist er in sein Zimmer gewankt. Fridrun war heut Morgen bei ihm, um den Nachttopf zu leeren. Er fragte sie … Fridrun!«
    Die junge Magd, die bereits wieder die Gäste bediente, stellte vier leere Krüge auf dem Schanktisch ab und kam näher. »Ja?«
    »Was hat der Kerl dich gefragt?«
    »Der, dem es …«
    »Der, der jetzt tot ist, ja.«
    »Tot?« Sie riss die Augen auf. »Der arme Mann!«, wisperte sie und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Er hat nach einem Schmied gefragt. Gerald. Ich hab ihm gesagt, dass ich den Namen nie gehört habe.« Sie warf dem Wirt einen scheuen Blick zu. »Und das stimmt ja auch.«
    »Danke!«, murmelte Gerald.
    »Ist Euch nicht gut?«
    Gerald musterte das Mädchen mit einem Anflug von Überraschung, zum ersten Mal schien er sie richtig zu sehen. »Doch, doch, nur das Alter macht mir zu schaffen.«
    Der Wirt klopfte mit der flachen Hand auf den Schanktisch. »Wer bezahlt für die Nacht, die der Tote da oben stinkt?«
    Gerald warf ihm mit verächtlichem Gesicht ein paar Münzen hin. »Er selbst.«
    »Na, dann darf er noch eine Nacht da liegen.« Der Wirt steckte das Geld ein. »Da hinten ist ein freier Tisch.«
    Gerald nickte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher