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Die Herren von Buchhorn

Titel: Die Herren von Buchhorn
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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quer gespannte Kette, legte seine Schürze ab und schaute seine Mutter fragend an. »Was sind das für Geschäfte, die ihn nach sechs Jahren hierhergeführt haben?«
    Mechthilds Blick huschte zur Straße hin, dann schüttelte sie den Kopf. »Das darf ich dir nicht sagen.«
    Er lächelte freudlos. »Verstehe.«
    »Gar nichts verstehst du.«
    »Oh doch!« Gerald starrte auf seine geballten Fäuste. »Du hast ihn dazu gedrängt. Vielen Dank, Mutter, aber er kann …«
    Sie legte ihm ihre Hand auf die Brust und sah ihm in die Augen, bis er den Blick senkte. »Sag nichts, das dir später leidtun könnte. Denn in einem hat dein Vater recht: Du bist sein Sohn, du schuldest ihm zumindest Respekt. Überlege es dir. Du findest uns im ›Grünen Felchen‹.«
    »Ihr solltet da wirklich nicht absteigen. Ich kenne ein paar anständige Wirtshäuser. Soll ich dir …?«
    »Frau!«
    Mechthild zuckte zusammen. »Ich muss gehen. Du weißt, wo du uns findest. Bitte, komm!«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Das genügt mir.« Sie küsste ihn auf die Wange, streichelte sein dichtes Haar und wandte sich ab. »Wenn nicht mir oder deinem Vater zuliebe, dann für den Herrn, unseren Heiland.«
    »Ja Mutter.«
     
    Als sie aus der Schmiede kam, saß Gerald auf dem Bock und sah ihr mit finsterer Miene entgegen. Aber Mechthild kannte ihren Mann zu lange, um sich von ihm einschüchtern zu lassen.
    »Endlich!«, murrte er.
    »Er ist unser Sohn! Oder sag mir einen guten Grund, warum er es nicht mehr sein kann!«
    »Du würdest das nicht verstehen. Es ist eine Sache unter Männern.«
    Der kleine Wagen ächzte, als Mechthild neben ihren Mann auf den schmalen Holzsitz stieg. »Wenigstens erkennst du, dass Gerald ein Mann geworden ist. Dann behandle ihn auch so!«
    Er funkelte sie an. »Er muss den ersten Schritt tun!« Er ließ die Zügel auf Wildfangs mageren Rücken knallen. Das alte Pferd zuckte zusammen und setzte sich mühsam in Bewegung. »Dieser Umweg war sinnlos.«
    »Nicht für mich.« Eine Weile schwiegen sie, während Gerald den Wagen durch die schmalen Gassen lenkte. »Weißt du überhaupt, wohin wir müssen?«
    Gerald warf seiner Frau einen wütenden Blick zu und zügelte Wildfang neben einem Einheimischen, um nach dem Weg zu fragen.
    Der Mann musterte die beiden Fremden neugierig. »Das ›Felchen‹, ja, des isch unne am Hafe«, sagte er und reckte seinen schmutzigen Daumen nach links. »Ein Stall für Euern Gaul isch au da.«
    »Danke.«
    Sie folgten der angegebenen Richtung und hielten wenig später vor einem kleinen Haus, über dessen Tür ein Schild mit einem grünen Fisch auf blauem Grund hing. Mechthild betrachtete die abblätternde Farbe und dachte an die Worte ihres Sohnes.
    Gerald hingegen schmunzelte. »Blaufelchen in grüner Soße, oder wie soll ich das verstehen?«
    »Da ist der Stall, Mann.«
    Mit halbem Ohr hörte Mechthild zu, wie ihr Mann mit dem Stallknecht den Preis dafür aushandelte, Wildfang und das Fuhrwerk unterzubringen. Als er ihr mit der Hand ein Zeichen machte, kletterte sie vom Wagen. Ihre Knochen schmerzten und erinnerten sie plötzlich an das Alter, das nicht mehr so fern schien wie noch vor ein paar Jahren.
    Als Gerald die Tür der Herberge aufstieß, schlug ihnen ein beißender Gestank von Fisch, Schweiß und Bier entgegen. Trotz ihres Ärgers drückte sich Mechthild enger an ihren Mann, als sie gemeinsam mit ihm die Schankstube betrat und sich umsah. Durch die kleinen Fenster sickerte nur spärliches Licht und ließ ein paar gut besetzte Tische und einen Ausschank, hinter dem ein hagerer Wirt mit ein paar auffälligen Narben auf Kinn und Wangen stand und seiner Magd Befehle zublaffte, fast unwirklich erscheinen. Das Mädchen schleppte die schweren Krüge unaufhörlich hin und her. Mitleidig betrachtete Mechthild sie. Ihre Gedanken schweiften wieder zurück zu ihrem Sohn, der immer noch unverheiratet war und nun keine Mutter hatte, die ihm eine passende Frau suchen konnte. Erst als der Name Adalbert fiel, trat sie wieder zu ihrem Mann.
    Der Wirt machte ein geringschätziges Gesicht. »Der alte Lumpenseggel? Oben. Zweites Zimmer links. Sag ihm, er soll nicht hier verrecken!«
    »Was meinst du mit verrecken?«, fragte Gerald rasch.
    Der Wirt zuckte die Achseln. »Fridrun hat gesagt, der Kerl ist am Ende.«
    Gerald folgte dem ausgestreckten Finger und bemerkte die Magd, die sofort gehorsam näher kam, als sie ihren Namen hörte.
    »Was ist mit Adalbert?«, fragte er barsch.
    Das Mädchen schien sich
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