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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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meisten Leute schlossen vom Aussehen des Verkäufers auf die Güte der angebotenen Ware. Er reckte den Hals und versuchte, über Reimberts Schulter zu sehen.
    »Du hast mich aber erschreckt! Ich dachte, mich trifft der Schlag«, rief Reimbert ärgerlich.
    »Was ist los? Ich sah deinen Karren vorn am Weg.«
    Martin kam näher, entdeckte die Frau am Boden und zuckte zusammen. Er riss entsetzt die Augen auf. »Was hast du mit der Frau gemacht?«
    Reimbert ging langsam auf Martin zu.
    Der wich zurück. Er kannte das aufbrausende Naturell seines Nachbarn nur zu gut.
    »Nein! Es ist nicht so, wie du denkst. Ich habe diese Frau nicht angerührt. Ich kenne sie gar nicht.«
    »Wieso hast du dich dann mit ihr hier versteckt?«
    Reimbert hob bittend die Hände hoch und erzählte, wie er die Frau gefunden hatte.
    Martin blieb misstrauisch, kam aber schließlich um den Busch herum. Er schaute sich die Frau genauer an und schüttelte anschließend den Kopf. »Ich weiß nicht so recht. Ich glaube, ich habe sie schon mal gesehen. War das an der Burg? Oder auf dem Markt?« Er kratzte sich am Kopf. »Und sie lebt noch?«
    »Kurz bevor du mich fast umgebracht hast mit deinem Überfall, hat sie noch von einem Pater geredet.«
    »Wir sind schon auf dem halben Weg nach Minden. Wir müssen sie dringend ins Hospital bringen.«
    »Und wenn sie es nicht überlebt?« Reimbert kochte innerlich. Warum war dieser Tölpel gerade jetzt hier vorbeigekommen? Warum war er nicht einfach weitergegangen? Auf Wiedersehen, du schönes Kreuz. Auf Wiedersehen, du schönes Schwein. Und die jetzt auch noch durch das halbe Land schleppen! Was sollte das noch bringen?
    Martin sah den zweifelnden Blick. »Das ist unsere Pflicht. Oder möchtest du, dass man dich an der Straße den Hunden und Vögeln überlässt, wenn du von Räubern überfallen wirst? Du willst doch auch, dass man dir dann hilft.«
    »Ja, schon gut. Wir helfen ihr.«
    Vorsichtig hoben sie sie auf. Sie rührte sich nicht, keine Lebenszeichen außer einem flachen Atem. Über den Trampelpfad ging es zur Straße. Zum Glück war die Frau nicht sonderlich schwer. Am schwierigsten für die beiden Männer war, dass sie aufpassen mussten, nicht neben die festen Grasbüschel zu treten. Sie würden unweigerlich bis zu den Knien im Morast versinken.
    Auf dem Weg stand Martins Karren neben dem Reimberts. Sie luden einen Teil des Gemüses um und legten die Frau behutsam auf den anderen Karren. So schnell es ging, zogen sie in Richtung Minden. Durch das Rumpeln der Räder auf dem unebenen Boden wurde die Verletzte heftig durchgeschüttelt. Ab und zu stöhnte sie leise auf. Ihre Wunde hatte wieder angefangen zu bluten. Beide Bauern waren sich einig, dass sie nicht mehr lange leben würde. So schnell waren Reimbert und Martin noch nie an der Stadtgrenze angelangt. Auf dem Weg zum Hospital schauten die Leute neugierig auf den Karren. Einige machten abfällige Bemerkungen über die dummen Bauern, die ihre Frauen so zurichteten, dass sie fast krepierten. Den beiden Männern gefiel das keineswegs. Reimberts Antworten fielen dementsprechend unwirsch aus. Das Heilig-Geist-Hospital lag zum Glück außerhalb der Befestigung vor dem Simeonstor inmitten von Gärten. So mussten sie keinem Wachhabenden erklären, was mit der Frau geschehen war.
    Kaum hatten sie am Hospitaltor geklopft, wurde ihnen das Tor von einer Nonne geöffnet. Diese war entsetzt, als sie die Verletzte auf dem Karren erblickte. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, glaubte auch sie, einer der beiden Bauern hätte seine Frau verprügelt. Die Männer erklärten, wie es sich zugetragen hatte, und beteuerten nichts mit dem Überfall auf die Frau zu tun zu haben. Aber erst als sie immer wieder ihre Unschuld beschworen, glaubte die Nonne ihnen.
    Weitere Ordensschwestern erschienen, untersuchten die Wunden der Frau und legten ihr ein Tuch unter den Kopf.
    Jetzt, wo der Karren stillstand, machte die Verletzte die Augen auf.
    Vorsichtig strich ihr eine Nonne übers Gesicht. »Keine Angst, mein Kind. Du bist nun im Hospital. Du wirst jetzt gut versorgt. Bald werden wir dich wieder auf den Beinen haben. Ganz bestimmt. Das schaffen wir schon.«
    Die Frau versuchte wieder zu sprechen. Man hörte nur ein heiseres Flüstern. Die Nonne beugte sich über sie und hörte angestrengt zu. »Du meinst Pater Caspar?«
    Die Augen deuteten wohl ein Ja an.
    »Du meinst Caspar von Ilse, den Kustos 3 des Domkapitels?«
    Wieder ein Ja.
    »Wenn du möchtest, holen wir ihn, damit du
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