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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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deine Seele erleichtern kannst. Sonst hätten wir auch einen anderen Priester geholt.«
    Doch die Frau hörte die letzten Worte nicht mehr, sie war bereits wieder ohnmächtig geworden.
    Gemeinsam trugen die Nonnen sie ins Hospital und ließen die beiden Bauern vor der Tür zurück. Diese packten rasch ihr Gemüse um, um endlich zum Höker gehen zu können. Eigentlich waren sie schon viel zu spät. Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern. Im Laufschritt ging es weiter.
    Martin machte einen sehr zufriedenen Eindruck. Er hatte etwas Gutes getan. Er hatte einem Menschen in Not geholfen. Wenn er das seiner Frau erzählte, würde sie sicher stolz auf ihn sein. Reimbert dagegen war alles andere als glücklich. Warum musste sein einfältiger Nachbar mit seiner unnötigen Hilfsbereitschaft vorbeikommen? Er hätte das Kreuz so gut gebrauchen können. Die Frau hierherzubringen, war völlig überflüssig. Sie würde so oder so sterben. Keiner hätte sich darum geschert, wenn er sie am Ufer liegen gelassen hätte. In ein paar Tagen wäre ein Fischer mit seinem Boot dort vorbeigefahren und hätte die Tote aufgelesen. Und allen wäre geholfen gewesen. Aber so? Fluchend schob er seinen Karren durch die Gasse. Beim nächsten Mal nähme er den Schmuck und verschwände so schnell es ging.

Bei Äbtissin Heilwig
    Samstag, 3.9.1384
    Der Schreiber rutschte auf seinem unbequemen Hocker hin und her, während er die Urkunde vorlas. Gerd von Rottorf hatte dem Stift Möllenbeck einen Hof zu Göstrup, südlich von Möllenbeck, für acht Mark verkauft. Wohlweislich hatte er sich aber ein Rückkaufsrecht gesichert, das er nun einforderte.
    »Den Vertrag wollt Ihr also nach einem halben Jahr schon wieder einlösen?«, fragte Äbtissin Heilwig 4 . Die Missbilligung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Als Damenstift bewirtschafteten die edlen Frauen die Güter nie selbst, alles wurde weiter verpachtet. Darum waren sie auf zahlreiche Höfe angewiesen, nur so hatten sie in Möllenbeck geregelte Einkünfte. Leider aber geschah es oft, dass die ehemaligen Besitzer der Höfe, sobald sie wieder genug Geld beisammen hatten, ihren Hof zurückhaben wollten. Diese Art von Verträgen lohnte sich für das Stift also nur, wenn die Pacht in der Zwischenzeit von den Pächtern auch wirklich aufgebracht werden konnte.
    Gerd von Rottorf ignorierte den Vorwurf. Um sein Lächeln zu verbergen, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und ordnete betont langsam seine wertvolle Garderobe. Unter dem weiten Mantel zeigte sich eine reich bestickte Weste mit silbernen Knöpfen. Der durch seine Kleidung demonstrierte Reichtum stand in krassem Gegensatz zu der in schlichtes Schwarz gekleideten Äbtissin.
    Sie hatte es nicht nötig, ihre Stellung durch ihr Habit zu betonen, denn jeder wusste, welchen Einfluss ihre Familie besaß. Anstatt der für Nonnen sonst üblichen Kopfbedeckung hatte sie ihre dunklen, von einigen grauen Strähnen durchzogenen Haare geflochten und kunstvoll hochgesteckt. In diesem Damenstift ging es nicht so streng zu wie in einem Nonnenkloster. Heilwig hatte ihren Mann schon früh verloren, ihre Tochter war ordentlich verheiratet, nun führte sie hier ein ruhiges, aber erfülltes Leben.
    Von Rottorf atmete noch einmal tief ein. »Ja, wir haben durch andere Geschäfte wieder genug Geld und möchten den Hof in Göstrup zurück. Aus diesem Grund haben wir ja diese Klausel in den Vertrag aufgenommen. Ihr und Eure Damen musstet damit rechnen. Inzwischen hattet Ihr doch die Möglichkeit, auf unserem Hof Abgaben einzutreiben.«
    »In diesem halben Jahr konnten wir noch keine Pacht einfordern. Ihr müsst uns daher diese entgangenen Ausgaben ausgleichen.«
    Mit gespieltem Erstaunen zog er die Augenbrauen hoch und antwortete entrüstet: »Solltet Ihr das nicht mit dem Pächter ausmachen? Das Geld für das halbe Jahr hat er zu bezahlen, nicht ich.«
    »Mein lieber Gerd, es ist doch einfacher für uns alle, wenn Ihr uns die halbe Pacht gebt. Die armen Leute sind noch in der Ernte, sie haben noch nicht genug zusammen, um zahlen zu können. Sollen wir ihnen die Ackergeräte und Sensen nehmen, wenn sie uns die Abgaben nicht entrichten können? Dann können sie Euren Hof nicht mehr richtig bewirtschaften, und den Verlust habt Ihr dann zu tragen. Andersherum bekommt Ihr aber die Pacht für das ganze Jahr.«
    Gerd von Rottorf wollte ein zerknirschtes Gesicht machen. Aber er konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Grinsen um seine Mundwinkel zeigte. Er wiegte
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