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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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immer noch getrübt.«
    Die Äbtissin war ein wenig verwundert. »Das ist schade. Und im Domkapitel habt Ihr sonst keinen Vertrauten? Jeder Priester weiß doch, wie man mit vertraulichen Dingen umgeht, zum Beispiel bei der Beichte.«
    »Das stimmt zwar«, erwiderte Otto, »aber Ihr wisst ja, wie so was ist: Da meine Wahl zum Bischof nicht bei allen auf Zustimmung gestoßen ist, habe ich natürlich auch Neider. Und daher bin ich in Sorge, dass ich jemanden beauftrage, der mir nicht wohlgesonnen ist. Wie schnell kann das gegen mich verwandt werden! Ich, ein Bischof, helfe, eine Frau zu suchen, mit der mein Bruder, der immerhin Kirchenvogt ist, ein uneheliches Verhältnis hat. Das wäre ein gefundenes Fressen für all meine Gegner.«
    Heilwig nickte verständnisvoll. Eine missliche Situation, in der sich ihr Cousin da befand. Es war nicht schön, wenn man niemanden hatte, dem man wirklich trauen konnte. Wie konnte es bloß so weit gekommen sein, dass sich ein Geistlicher mehr mit Verwaltung und Geschäften, mit missgünstigen Adeligen und anmaßenden Städten beschäftigen musste als mit dem Worte Gottes?
    »Und da sollen wir Euch helfen?«
    »Ja. Vielleicht wisst Ihr jemanden, dem man nicht nur voll vertrauen kann, sondern der auch klug und geschickt genug ist, ohne Aufsehen nach der verschwundenen Frau zu suchen.«
    »Einer im Ort fremden Person wird bestimmt kein Einheimischer Auskunft geben. Da könnt Ihr gleich selbst nachfragen!«
    »Ich bin zu dem gleichen Schluss gelangt. Daher habe ich mir Folgendes überlegt.« Otto setzte sich wieder zu Heilwig an den Tisch und erklärte ihr seinen Plan. »Es muss ein Ehepaar sein, das ist nicht so auffällig wie eine Einzelperson. Und da Fremde auf der Durchreise natürlich von vornherein argwöhnisch beobachtet werden, sollen sich die beiden als Neubürger des Ortes ausgeben. Das Domkapitel hat an der Schalksburg einige Häuser, und eines davon wird nun an – einen Handwerker samt Ehefrau verpachtet! An einen Tischler, um genau zu sein, denn der alte Tischler ist verstorben, sodass man einen neuen dort sicherlich mit offenen Armen empfängt. Diese Tarnung ist perfekt, was meint Ihr?«
    Heilwig nickte zustimmend. »Ja, das ist eine Möglichkeit. Aber was ist, wenn das Paar entlarvt wird? Oder wenn die beiden durch einen dummen Zufall in Schwierigkeiten geraten?«
    »Auch dafür ist gesorgt.« Der Bischof holte drei Briefe verschiedenen Inhalts hervor. Mit dem einen konnte das Ehepaar nachweisen, dass es im Auftrag des Bischofs von Minden handelte. Darin wurde klargestellt, dass man sich bei Problemen an den Bischof selbst wenden sollte. Der zweite Brief war für den Kustos des Domkapitels bestimmt. Dieser Pater wusste nicht, worum es bei dem Auftrag ging. Aber falls das Paar Fragen an den Bischof hatte, ihn selbst jedoch nicht erreichen konnte, sollte er Auskunft geben. Der dritte Brief war die Vereinbarung zur Pacht eines Hauses, die beim Amtmann der Schalksburg vorgezeigt werden musste. Dann zog Otto noch einen kleinen Lederbeutel aus der Tasche. Die Silberstücke darin klangen metallisch, als er ihn auf den Tisch legte. Das Geld würde für den Unterhalt und notwendige Auslagen reichen.
    »Damit habt Ihr schon an vieles gedacht«, bemerkte die Äbtissin. »Und jetzt möchtet Ihr von mir ein Paar genannt haben, dem ich diese Mission zutraue?«
    »Genau. Das fehlt mir noch bei meinem Plan«, seufzte Otto.
    Heilwig überlegte hin und her, aber ihr fiel niemand ein, der geeignet war. »Wenn es um eine einzige Person ginge, würde ich sofort meine Scholasterin Agnes von Ecksten vorschlagen. Sie ist klug, ehrgeizig und absolut vertrauenswürdig.«
    »Das geht nicht. Eine einzelne Frau wird nicht ernst genommen. Schon gar nicht, wenn sie als Nonne daherkommt und Fragen stellt.«
    »Sie würde natürlich nicht in Ordenstracht gehen. Das wäre undenkbar.«
    Die Äbtissin rief sich verschiedene Namen in den Sinn. Leider fielen ihr keine vernünftigen Vorschläge ein. Ihr treu ergebene Paare kannte sie, aber es waren zumeist Bauern oder auch Handwerker, deren geistiger Horizont für eine solche Aufgabe zu beschränkt war. Und außerdem – für ein paar Wochen Haus und Hof zu verlassen, konnte sich jetzt während der Ernte keiner leisten.
    Moment! Das war es! Heilwig lachte auf. »Lieber Vetter, ich habe doch ein Paar für Euch. Es gibt da einen jungen Mann, Ludolf, der Sohn des Verwalters vom Domhof hier in Möllenbeck. Er ist etwas eigensinnig und vorlaut, aber klug und gelehrt.
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