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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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In seiner Art, Aufgaben zu erledigen, gleicht er seinem Vater Johann. Dem kann man nun wirklich nichts Schlechtes nachsagen, der ist untadelig und dem Stift treu ergeben.«
    »Und diesen Ludolf und seine Frau können wir mit diesem Auftrag betrauen?«
    Die Äbtissin lachte wieder. Ihr Cousin war ob ihrer plötzlichen Heiterkeit verwirrt.
    »Otto, der Bursche ist nicht verheiratet.«
    »Dann kommt er für uns nicht in Frage. Ich weiß nicht, was daran so komisch ist!«
    »Schon gut. Wir schicken Ludolf und die Scholasterin Agnes als Ehepaar los.«
    Der Bischof sprang entrüstet auf. »Jetzt übertreibt Ihr aber! Beide sind unverheiratet, und wir schicken sie als Paar los? Und das bei einer Nonne? Das kann ich nicht zulassen!«
    Heilwig musste ihr Lachen unterdrücken. Sie stand auf und legte ihrem Verwandten die Hand begütigend auf den Arm. »Ihr könnt ganz beruhigt sein, lieber Cousin, Angst um Sitte und Anstand braucht man in diesem Fall nun wirklich nicht zu haben. Die beiden würden sich eher gegenseitig umbringen, als das göttliche Gesetz zu übertreten. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit, sind einander aber wie Hund und Katz. Agnes ist im Stift erzogen worden, und Ludolf wurde auf Bitten seines Vaters hier im Kloster in Lesen, Schreiben, Historie und Latein unterwiesen. So trafen die zwei beim gemeinsamen Unterricht aufeinander. Jeder wollte der Bessere sein und den anderen überflügeln. In manchen Bereichen war das dann auch so. Agnes hat ein ausgeprägtes Talent für Sprachen, aber versagt bei allem, was mit Zahlen zu tun hat. Bei Ludolf ist es genau umgekehrt. Er begeistert sich mehr fürs Erforschen der Natur, wie sie Albertus Magnus, der Bischof von Regensburg, betrieben hat. Die zwei sind einander in ihren Fähigkeiten und ihrem Verstand ebenbürtig, aber trotzdem völlig unterschiedlich.«
    Mit großer Skepsis hatte Otto vom Berge seiner Cousine zugehört. »Und warum soll das klappen? Wenn die zwei sich nicht mögen, wie wollen sie diese schwierige Aufgabe dann meistern?«
    »Das Zauberwort heißt Ehrgeiz. Jeder will die Lösung vor dem anderen finden.«
    »Da kommt doch keine vernünftige Zusammenarbeit auf!«
    »Aber sie sind gehorsam und treu. Ihnen wird klar sein, dass sie verpflichtet sind, eine Lösung zu liefern. Und dass die Feindschaft zwischen ihnen keine Ausrede für ein Scheitern sein darf.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher!« Heilwig musste wieder lachen. »Glaubt mir, das ist die beste Lösung.«
    Der Bischof brummte vor sich hin. Ein wahnwitziger Plan! Andererseits hatte ihn seine Cousine noch nie enttäuscht. Schon früher hatte sie ihn immer wieder mit außergewöhnlich guten Ideen verblüfft. Jedoch, vielleicht war der Plan gerade von Erfolg gekrönt, eben weil er so abwegig war? »Ihr meint also ohne Scherz, dass Agnes und Ludolf dafür geeignet sind?«
    Heilwig lächelte nur und nickte.
    Otto war einverstanden. Er hatte bei der Sache zwar kein gutes Gefühl, aber seine Cousine kannte die beiden schließlich besser als er. Er bat aber darum, dass die beiden äußerst diskret vorgehen sollten. Auf keinen Fall durften sie im Ort ein Wort über das Verhältnis der verschwundenen Frau zu Wedekind vom Berge verlauten lassen. Sie sollten nur versuchen herauszufinden, was mit Kuneke Wiegand geschehen war, ob sie noch lebte und wenn ja, wo sie sich aufhielt. Und sie durften nur ihm berichten, keinem anderen. Spätestens zu Lamberti epescopi 11 hatten die beiden ihm im Domkapitel Bericht zu erstatten. Diese Zeitspanne sollte erst einmal ausreichend sein. Das waren vom Tag an genau zwei Wochen. Wenn sie bis dahin kein Ergebnis vorweisen konnten, wollte er entscheiden, wie es weiterging.
    Heilwig versprach: »Das werde ich ihnen schon klarmachen, verlasst Euch darauf. Ich werde sie auch an ihre Verschwiegenheit und Treue gegenüber dem Stift und gegenüber Euch als dem geistlichen Schutzherrn erinnern.«
    »Das ist gut. Ich hoffe, damit ist alles geklärt.«
    »Lieber Vetter, bevor Ihr wieder aufbrecht, möchtet Ihr nicht noch etwas speisen?«
    Das ließ Otto sich nicht zweimal sagen. Die Einladung nahm er gerne an. Schließlich war die Heimreise lang und beschwerlich, eine Stärkung konnte da nur guttun.

Agnes und Ludolf
    Sonntag, 4.9.1384
    Das durfte nicht wahr sein! Warum musste gerade ihr das passieren! Welche Sünde hatte sie begangen, dass sie so bestraft wurde? Agnes stand mit verschränkten Armen am Fenster und starrte wütend hinaus. Die Lippen waren zu einem blassroten Strich
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