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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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seinen Kopf hin und her, als müsse er mit sich kämpfen. »Na, gut, Euch zuliebe«, kam es gedehnt.
    Heilwig wusste genau, dass ihr Gegenüber genug Geld durch einen anderen Verkauf bekommen hatte. Er musste gar nicht so tun, als wäre ihm der Entschluss schwergefallen. Glaubte er, sie als Frau wäre zu unbedarft für solche Geschäfte? Sie hätte ihm gerne die Meinung gesagt, und zwar ganz gewaltig.
    Es klopfte an der Tür.
    Die Äbtissin war angesichts der Unterbrechung ungehalten. Sie mochte bei solchen wichtigen Unterredungen nicht gestört werden. Aber einige der jungen Damen brauchten ein bisschen länger, um das zu begreifen. Die verwöhnten Töchter der adeligen Familien mussten oft genug erst lernen, was Gehorsam und Unterordnung waren. Bei manchen ging es schneller, andere aber brauchten jahrelang.
    »Was ist denn los?«
    Vorsichtig wurde die Tür einen Spalt geöffnet, und der Kopf einer jungen Frau erschien. »Bitte verzeiht, Ehrwürdige Frau Äbtissin. Ich weiß, Ihr wollt nicht gestört werden, aber ein wichtiger und hoher Besuch ist für Euch angekommen.«
    »Und wer soll das sein?«
    Statt einer Antwort ging die Tür ganz auf, und ein älterer Herr in schmuckloser Reisekleidung kam lächelnd herein. Er war ein wenig untersetzt mit einem kleinen, runden Bäuchlein, das sich unter seiner braunen Jacke deutlich abzeichnete. Als der Gast den mit Federn besetzten Hut abnahm, erkannte man, dass er schon fast kahl war. Er ging auf die Äbtissin zu. Diese erhob sich freudig und ging ihm entgegen. Mit diesem Besuch hatte sie nicht gerechnet.
    Ein bisschen zu spät erklang leise die Antwort der Pförtnerin: »Der Bischof von Minden.« 5
    Die Äbtissin sank vor dem Bischof in die Knie, um seinen Ring zu küssen.
    Aber er fasste sie an den Schultern und zog sie zu sich hoch. »Liebste Base, das ist doch nicht nötig. Früher habt Ihr das auch nicht getan.«
    »Früher wart Ihr auch noch nicht der Bischof von ...«
    Er unterbrach sie: »Ach was! Heute bin ich als Verwandter da!«
    Sie umarmten sich herzlich und küssten einander auf die Wangen. Nach der Begrüßung drehte sich der Bischof zu Gerd von Rottorf um.
    »Dies ist der Herr Gerd von Rottorf«, stellte Heilwig vor. »Ihr kennt seinen Sohn, den Domdekan Johann von Rottorf.«
    Das Lächeln des Bischofs wurde noch breiter. »Es freut mich, den Vater unseres treuen Mitarbeiters im Herrn kennenzulernen.«
    Gerd von Rottorf beugte nun seinerseits sein Knie und küsste dem Bischof ehrerbietig den Ring. »Mein Sohn hat mich erst in der letzten Woche besucht und von der Ehre erzählt, die Ihr ihm erweist. Unsere ganze Familie freut sich darüber und ist Euch sehr ergeben.«
    »Wie reizend. Aber Euer Sohn hat es verdient. Er ist uns sehr hilfreich.«
    Der Ritter bedankte sich und bat, sich nun verabschieden zu dürfen.
    Die Äbtissin nickte. »Wir verhandeln später weiter.«
    Von Rottorf empfahl sich und verließ das Zimmer der Äbtissin.
    Heilwig holte zwei Becher und einen Krug mit Wein und schenkte ein. Etwas vorwurfsvoll sagte sie: »Es ist schon fast ein Jahr her, dass Ihr uns hier besuchtet. Fast dachte ich, Ihr hättet uns vergessen.«
    »Da habt Ihr recht. Ich habe das Stift hier sträflich vernachlässigt. Leider hatte ich den ganzen Sommer so viel zu tun, dass ich nicht dazukam, mich darum angemessen zu kümmern.«
    »Habt Ihr Euch schon mit dem neuen Amt vertraut gemacht?«
    »Ja, das war nicht schwer«, erwiderte der Bischof. »Ein Großteil der Arbeit ist nichts weiter als Verwaltung. Das Domkapitel, die einzelnen Güter und«, er verzog das Gesicht, »die Zusammenarbeit mit dem Rat der Stadt. Das ist das Lästigste, denn der Rat verlangt immer mehr Einfluss. Durch Handwerker und Händler ist eine starke Opposition gegen das Domkapitel entstanden, die man nicht mehr ignorieren kann. Und das wissen sie leider nur zu genau und nutzen ihren wachsenden Einfluss gnadenlos aus. Von Zeit zu Zeit, wenn mir alles zu viel wird, ziehe ich mich auf die Burg in Petershagen zurück und erledige von dort aus die Amtsgeschäfte.«
    »Es war für uns eine besondere Freude, als wir die Nachricht erhielten, dass der Heilige Vater Euch zum Bischof ernannt hat. Besonders, da Ihr in dem Amt die direkte Nachfolge Eures eigenen Bruders 6 angetreten habt. Das hat es noch nicht oft gegeben.«
    »Aber es war nicht einfach. Es gab Widerstand, doch unsere Familien konnten sich durchsetzen. Ich wurde schließlich ja auch gewählt und bestätigt.«
    Bischof und Äbtissin tauschten
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