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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
Autoren: Gena Showalter
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sich Amun nicht vom Fleck. Niemand berührte ihn. Nicht mal die Jäger. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, ihren Kameraden wiederzubeleben. Sie wussten nicht, dass es zu spät war. Dass Amun den Verstand des Mannes gelöscht hatte und der neue Besitzer intimster Geheimnisse war. Vielleicht sogar von Erinnerungen. Er hatte Sabin nie erzählt, wie es funktionierte, und Sabin hatte nie danach gefragt.
    Langsam drehte Amun sich um. Seine Bewegungen wirkten steif. Sein dunkler Blick traf für einen düsteren, qualvollen Moment auf Sabins. Er konnte nicht verhehlen, wie sehr es ihn schmerzte, eine neue Stimme in seinem Kopf zu hören. Dann blinzelte Amun, versteckte den Schmerz wie schon tausende Male zuvor und ging langsam auf die gegenüberliegende Wand zu. Sabin beobachtete ihn und zwang sich, ruhig und entschlossen zu bleiben. Ich werde mich nicht schuldig fühlen. Das muss getan werden.
    Die Wand sah genauso aus wie all die anderen – zerklüftete Steine, die aufeinandergestapelt worden waren und schräg anstiegen –, und dennoch spreizte Amun die Finger, legte eine Hand auf den siebten Stein von unten und die andere mit geschlossenen Fingern auf den fünften Stein von oben. Synchron bewegte er eine Hand nach links und die andere nach rechts.
    Die Steine drehten sich mit.
    Wie gebannt beobachtete Sabin das Geschehen. Er war immer wieder erstaunt, wie viel Amun innerhalb weniger Sekunden in Erfahrung bringen konnte.
    Als die Steine in ihrer neuen Position einrasteten, bildete sich in ihrer Mitte ein Riss, der sich nach oben und unten ausbreitete – bis zu einer schmalen Öffnung, die Sabin erst jetzt wahrnahm. Ein Teil der Wand wich zurück, immer weiter zurück, bis er schließlich langsam zur Seite rückte. Dahinter kam eine Türöffnung zum Vorschein, breit genug, dass eine ganze Armee massiger Bestien, wie er eine war, hindurchgelangt wären.
    Während die Öffnung immer größer wurde, wehte kühle Luft durch die Katakomben. Das Feuer der Fackeln knisterte. Beeilung, beschwor Sabin die Steine. Hatte sich jemals etwas so provozierend langsam bewegt?
    „Warten auf der anderen Seite noch mehr Jäger?“, fragte er, nahm dabei seine Sig Sauer aus dem Hüftholster und überprüfte das Magazin. Noch drei Kugeln. Er holte Munition aus seiner Tasche und lud nach. Der Schalldämpfer blieb, wo er war.
    Amun nickte und hielt sieben Finger hoch, bevor er sich an dem immer größer werdenden Spalt in Wachposition stellte.
    Sieben Jäger gegen zehn Herren. Ausgenommen Amun, denn der wäre schon bald viel zu abgelenkt von der neuen Stimme in seinem Kopf und nicht in der Lage zu kämpfen. Doch jeder wusste, dass Amun trotzdem (schweigend) verlangen würde, in die Aktion eingeplant zu werden. Dennoch arme Jäger, dachte Sabin, sie haben keine Chance. „Wissen sie, dass wir hier sind?“
    Ein düsteres Kopfschütteln.
    Dann gab es keine Kameras, die jeden ihrer Schritte überwacht hätten. Hervorragend.
    „Sieben Jäger – das ist ein Kinderspiel“, kommentierte Lucien, der Hüter des Todes, als er an der gegenüberliegenden Wand herabsank. Er war blass, und seine verschiedenfarbigen Augen glänzten … fiebrig? „Macht ohne mich weiter. Ich werde schwächer. Außerdem muss ich sowieso bald wieder Seelen begleiten. Und ich muss noch unsere Gefangenen in den Kerker in Buda werfen.“
    Dank seines Dämons konnte sich Lucien allein mit der Kraft seiner Gedanken von einem Ort zum nächsten bewegen. Meist war er gezwungen, die Toten ins Jenseits zu führen. Das hieß jedoch nicht, dass er unbesiegbar war. Sabin zog die Augenbrauen hoch und sah zu ihm hinüber. Die Narben auf seinem Gesicht traten deutlicher hervor als sonst, seine Nase war kaum noch als solche zu erkennen. Er hatte eine Schussverletzung an der Schulter, eine im Bauch, und dem roten Fleck nach zu urteilen, der sich auf seinem Rücken ausbreitete, war seine Niere getroffen worden.
    „Bist du in Ordnung, Mann?“
    Lucien lächelte. „Ich werd’s überleben. Auch wenn ich mir morgen wahrscheinlich wünsche, tot zu sein. Ein paar Organe sind geschreddert.“
    Autsch. Davon würde er sich erst mal erholen müssen. „Wenigstens musst du deine Arme und Beine nicht wiederherstellen.“
    Aus dem Augenwinkel sah er Amun Handzeichen geben.
    „Nicht nur, dass keine Kameras installiert sind, sie befinden sich außerdem in einer Kammer mit schalldichten Wänden“, übersetzte Sabin. „Das hier ist früher mal ein Gefängnis gewesen, und die Sklavenhalter wollten
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