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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
Autoren: Gena Showalter
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anderen geschah, wenn sich der Staub legte. Die Krieger waren eindeutig keine Menschen, genau wie sie, genau wie all die Frauen, die in den Zellen ringsum eingesperrt waren. Sie waren zu brutal, zu stark, zu Gott weiß was, um sterblich zu sein. Aber was genau sie waren, wusste sie nicht. Und warum waren sie bloß hier? Was wollten sie?
    Sie hatte im vergangenen Jahr so viele Enttäuschungen erfahren, dass sie gar nicht zu hoffen wagte, dass die Krieger gekommen waren, um sie zu retten. Würde man sie und die anderen hier verrotten lassen? Oder würden diese Männer an ihnen herumforschen und sie missbrauchen, wie die abscheulichen Menschen es getan hatten?
    „Tötet sie!“, rief eine ihrer Mitgefangenen den Kriegern entgegen. Beim Klang ihrer harten, wütenden Stimme schlang Gwen sich unwillkürlich die Arme um die Taille. „Sie sollen genauso leiden, wie wir gelitten haben.“
    Das Glas, das die Frauen von der Außenwelt trennte, war dick und kugelsicher. Und doch war jedes Leid in der Kammer und in den anderen Zellen wie ein lauter Knall in Gwens Ohren.
    Sie wusste, wie sie den Lärm abschirmen konnte – das hatten ihre Schwestern sie schon als kleines Mädchen gelehrt –, aber sie wollte die Niederlage ihrer Entführer unbedingt hören. Ihre schmerzerfüllten Laute waren wie Schlaflieder für sie. Beruhigend und süß.
    Doch so stark die Krieger offenbar auch waren, sie versetzten keinem der Menschen den Todesstoß. Seltsamerweise verwundeten sie sie bloß und schlugen sie bewusstlos, bevor sie sich auf den nächsten stürzten. Und nach gefühlten – viel zu kurzen – Sekunden, die wahrscheinlich aber mehrere Minuten gewesen waren, stand nur noch ein Mensch auf den Beinen. Der schlimmste von ihnen.
    Einer der Krieger ging auf ihn zu. Zwar verfügten alle Angreifer über tödliche Fähigkeiten, aber der hier hatte am schmutzigsten gekämpft. Er hatte in erster Linie auf die Leistengegend und die Kehle gezielt. Bereit für den letzten Schlag hob er den Arm, doch dann blickte er in Gwens aufgerissene Augen und hielt inne. Langsam ließ er den Arm sinken.
    Ihr stockte der Atem. Braune blutverschmierte Haare klebten an seinem Kopf. Seine Augen hatten die Farbe von Brandy und leuchteten zugleich blutrot. Unmöglich. Das bildete sie sich bestimmt nur ein. Sein Gesicht war so grob, das es aus Granit hätte gehauen sein können. Jeder Gesichtszug schien Zerstörung zu versprechen, und trotzdem hatte es fast etwas … Jungenhaftes. Ein verblüffender Gegensatz.
    Das Hemd hing ihm in Fetzen vom Leib und enthüllte bei jeder seiner Bewegungen gebräunte Haut und schlanke Muskeln. Die Sonne! Wie sehr Gwen sie vermisste, sich nach ihr sehnte. Ein violetter Schmetterling schlang sich um die rechte Seite seines Brustkorbs und tauchte zaghaft in den Bund seiner Hose ein. Die Flügel liefen spitz zu, was die Figur zugleich weiblich und männlich wirken ließ. Warum ein Schmetterling?, fragte Gwen sich. Seltsam, dass sich ein starker, bösartiger Krieger so ein Motiv aussuchte. Aber was auch dahintersteckte, der Anblick beruhigte sie.
    „Helft uns“, sagte sie und betete, dass der Unsterbliche sie durch das schalldichte Glas hören konnte. Doch falls er sie hörte, ließ er es sich nicht anmerken.
    „Befreit uns.“ Noch immer keine Reaktion.
    Was, wenn sie euch hierlassen? Oder schlimmer: wenn sie aus demselben Grund hier sind wie die Menschen?
    Ihr Kopf war plötzlich voll von Zweifeln. Sie runzelte die Stirn und wurde blass. Die Ängste waren nicht aus der Luft gegriffen; noch vor wenigen Momenten hatte sie sich dasselbe gefragt. Aber jetzt war es irgendwie anders … fremd. Das waren nicht ihre Gedanken, nicht von ihrer inneren Stimme gesprochen. Wie … was … ?
    Spitze weiße Zähne bohrten sich in die Unterlippe des Mannes, als er sich sichtlich wütend die Hände an die Schläfen presste.
    Was, wenn …
    „Aufhören!“, brüllte er.
    Der Gedanke, der sich gerade in ihrem Kopf hatte formen wollen, verpuffte plötzlich. Irritiert blinzelte Gwen. Der Krieger schüttelte den Kopf, und sein Blick wurde noch intensiver.
    Für ihren verhassten Foltermeister war das die Gelegenheit zu handeln. Er machte einen Schritt auf den Krieger zu.
    Gwen fuhr zusammen und schrie: „Pass auf!“
    Die Aufmerksamkeit nach wie vor auf Gwen gerichtet, streckte der granitgesichtige Krieger einen Arm aus und packte den Menschen am Hals, wodurch er ihn zugleich würgte und auf Abstand hielt. Der Mensch – sein Name war Chris – ruderte
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