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Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern

Titel: Die Herren der Unterwelt 04 - Schwarzes Flüstern
Autoren: Gena Showalter
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von Gut gegen Böse gewesen, und das Böse hatte gesiegt. Oder vielmehr das, was diese Jäger als das Böse bezeichneten. Er und diejenigen, die durch die Umstände zu seinen Brüdern geworden waren, dachten da anders.
    Zugegeben, vor langer Zeit hatten sie die Büchse der Pandora geöffnet und die Dämonen befreit. Doch sie hatten von den Göttern ihre Strafe erhalten: Jeder Krieger musste einen dieser abscheulichen Dämonen aufnehmen. Und zwar auf ewig. Es stimmte zwar, dass sie einst die Sklaven ihrer neuen dämonischen Hälfte gewesen waren – zerstörerische und brutale Mörder ohne Gewissen. Aber sie hatten die Kontrolle wiedererlangt und waren in den wichtigsten Bereichen Menschen. Meistens zumindest.
    Manchmal kämpften die Dämonen, siegten und … zerstörten.
    Dennoch. Wir verdienen es zu leben, dachte er. Wie jeder andere litten sie, wenn ihre Freunde verletzt wurden, und wie jeder andere lasen sie Bücher, sahen sich Filme an, spendeten für gute Zwecke. Verliebten sich. Aber die Jäger würden sie niemals so sehen. Sie waren davon überzeugt, dass die Welt ohne die Herren ein besserer Ort wäre. Eine Utopie, besinnlich und perfekt. Sie glaubten, dass man alle Sünden, die je begangen worden waren, den Dämonen anlasten konnte. Vielleicht weil sie dumm wie Kuhmist waren. Oder weil sie ihr Leben hassten und jemanden brauchten, dem sie dafür die Schuld geben konnten. So oder so – die Jäger zu töten war Sabins wichtigste Aufgabe geworden. Seine Utopie war nämlich ein Leben ohne sie.
    Deshalb hatten er und die anderen die Annehmlichkeiten ihres Budapester Zuhauses vorübergehend aufgegeben und die vergangenen drei Wochen damit zugebracht, jede gottverdämmte Pyramide Ägyptens nach vergessenen Artefakten zu durchsuchen, die ihnen helfen sollten, die Büchse der Pandora wiederzufinden – den Gegenstand, mit dem die Jäger sie vernichten wollten. Schließlich hatten er und seine Freunde ins Schwarze getroffen.
    „Amun“, sagte Sabin und zeigte auf den Krieger in der dunklen Ecke ihm gegenüber. Wie immer verschmolz er mit dem Schatten. Sabin wies mit einer grimmigen Kopfbewegung auf die Gefangenen. „Du weißt, was du zu tun hast.“
    Amun, der Hüter der Geheimnisse, nickte bedrohlich, ehe er losging. Wie immer schwieg er, als hätte er Angst, die schrecklichen Geheimnisse, die er über die Jahrhunderte in sich gesammelt hatte, würden aus ihm herausplatzen, wenn er auch nur ein Wort sagte.
    Als sie den massigen Krieger sahen, der ihre Kameraden mit einer Leichtigkeit in zwei Hälften gerissen hatte, als würde er mit einem Messer Seide zerschneiden, machten die verbliebenen Jäger einen Schritt zurück. Sogar die mutigen. Klug von ihnen.
    Amun war groß, schlank und muskulös. Er hatte einen Gang, der zugleich entschlossen und anmutig wirkte. Entschlossenheit ohne Anmut hätte ihn zu einem Nullachtfünfzehn-Krieger gemacht. Weil er aber beides hatte, strahlte er diese stille Wildheit aus, die man für gewöhnlich nur bei Raubtieren sieht, die ihre Beute zwischen den Fängen nach Hause tragen.
    Als er vor den Jägern stand, hielt er inne. Er musterte die ausgedünnte Menge. Dann machte er einen Satz nach vorn und packte den Mann in der Mitte an der Kehle. Er hob ihn so hoch, dass sie sich auf Augenhöhe befanden. Der Mensch strampelte mit den Beinen und schlug mit den Händen gegen Amuns Handgelenke, während er immer blasser wurde.
    „Lass ihn runter, du elender Dämon“, rief einer der Jäger und zerrte an der Hüfte seines Kameraden. „Du hast so viele Unschuldige getötet und schon so viele Leben zerstört!“
    Amun blieb unbeeindruckt. Wie sie alle.
    „Er ist ein guter Mann“, schrie ein anderer. „Er hat es nicht verdient zu sterben. Und schon gar nicht durch die Hand des Bösen!“
    Gideon, der blauhaarige, kohläugige Hüter der Lügen, war im Nu an Amuns Seite und trieb die Aufständischen zurück. „Wenn du ihn noch einmal berührst, küsse ich dich windelweich.“ Er zückte zwei gezackte Messer, an deren Klingen noch Blut klebte.
    „Küssen“ bedeutete in Gideons verdrehter Welt „prügeln“. Oder war es „töten“? Sabin hatte den Überblick darüber verloren, was im Lügen-Code was bedeutete.
    Einen Moment lang herrschte irritiertes Schweigen, während die Jäger versuchten, die Bedeutung von Gideons Worten zu verstehen. Noch ehe sie so weit waren, hörte Amuns Opfer auf zu zappeln. Amun ließ den schlaffen Körper fallen, der reglos auf dem Boden landete.
    Lange rührte
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