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Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Autoren: Gena Showalter
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menschlichen Körper so sehr schaden?
    Sie seufzte und stieß dabei ein Wölkchen aus warmer Atemluft aus. Eigentlich hätte sie sich jetzt im Flieger, zurück in die Vereinigten Staaten, entspannen sollen, doch am Vortag hatte sie etwas in Erfahrung gebracht, das zu verlockend klang, um zu widerstehen. Am frühen Abend hatte sie die erstbeste Gelegenheit ergriffen und sich ohne nachzudenken oder zu zögern zu dem Hügel aufgemacht. Sie musste unbedingt herausfinden, ob es stimmte.
    Irgendwo in der Weite dieses Waldes lebten angeblich Männer mit geheimnisvollen Fähigkeiten, die offenbar nie mand erklären konnte. Worin genau sie bestanden, wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass sie Hilfe brauchte. Dringend. Und sie würde alles riskieren, um mit diesen mächtigen We sen sprechen zu können.
    Sie konnte nicht länger mit den Stimmen leben.
    Ashlyn brauchte nur irgendwo stehen zu bleiben, und schon hörte sie alle Gespräche, die jemals an diesem Ort ge führt worden waren – ganz gleich, wie viel Zeit seitdem ver gangen war. Gegenwart, Vergangenheit, Sprache – das al les spielte keine Rolle. Sie konnte die Worte in ihrem Kopf hören und sogar übersetzen. Einige hielten das für ein Geschenk. Aber für sie selbst war es nichts als ein Albtraum.
    Bei der nächsten kalten Brise suchte sie Schutz hinter einem Baum. Als sie gestern mit einigen Kollegen vom Internationalen Institut für Parapsychologie in Budapest angekommen war, hatte sie in der Innenstadt einige Konversationsleckerbissen aufgeschnappt. Das war nichts Neues für sie, doch dann entzifferte sie die Bedeutung der Wörter.
    Sie können dich mit einem Blick zum Sklaven machen.
    Einer von ihnen hat Flügel und fliegt bei Vollmond.
    Der Vernarbte kann sich unsichtbar machen.
    Als hätten die Flüsterstimmen in ihrem Kopf eine Tür geöffnet, brach das Geschnatter mehrerer Jahrhunderte über sie herein. Neues und Altes vermischte sich. Die Stimmen waren so intensiv, dass sie sich krümmte, während sie versuchte, das profane Geplapper von den wichtigen Informationen zu trennen.
    Sie werden nicht älter.
    Das müssen Engel sein.
    Sogar ihr Zuhause ist unheimlich – wie in einem Horrorfilm. Es liegt auf einem Hügel versteckt und hat düstere Winkel. Selbst die Vögel wagen sich nicht heran.
    Vielleicht sollten wir sie umbringen.
    Sie haben Zauberkräfte. Sie haben meine Qualen gelindert.
    So viele Menschen, in der Vergangenheit wie in der Gegenwart, glaubten ganz offensichtlich daran, dass diese Männer über Begabungen verfügten, die jenseits der menschlichen Fähigkeiten lagen. Konnten diese Wesen womöglich auch ihr helfen? Sie haben meine Qualen gelindert, hatte jemand gesagt.
    „Vielleicht können sie mir ja wirklich helfen“, murmelte Ashlyn. All die Jahre hatte sie in jedem noch so entlegenen Winkel der Welt die Geschichten über Vampire und Werwölfe, Kobolde und Hexen, Götter und Göttinnen, Dämonen und Engel, Monster und Feen gehört. Sie hatte die Forscher des Instituts sogar zu den Wohnungstüren dieser Wesen gelotst, um zu beweisen, dass sie tatsächlich existierten.
    Das Institut hatte es sich zur Aufgabe gemacht, übernatürliche Geschöpfe zu beobachten und zu studieren, um herauszufinden, wie die Welt von ihrer Existenz profitieren konnte. Und nun sollte sich womöglich herausstellen, dass ihr Job als Para-Audiologin auch ihre Rettung war.
    Anders als gewöhnlich hatte sie das Institut dieses Mal nicht an einen bestimmten Ort geführt. In den Unterhaltungen, die sie in letzter Zeit mit angehört hatte, war nicht ein Mal das Wort Budapest gefallen. Dennoch hatte man sie hergebracht und gebeten, sich nach Gesprächen über die Dämonen umzuhören.
    Sie fragte gar nicht erst nach dem Grund. Die Antwort war ohnehin immer dieselbe: streng geheim.
    Im Rahmen ihres Auftrags erfuhr sie, dass einige Einheimische die Männer auf dem Hügel für böse, gefährliche Dämonen hielten. Die meisten glaubten jedoch, es seien Engel. Engel, die unter sich blieben – bis auf einen, der angeblich jede Frau flachlegte und von einem kichernden Trio, das „eine einzige fantastische Nacht“ mit ihm verbracht hatte, auf den Namen „Orgasmusgott“ getauft wurde. Engel, die allein durch ihre Anwesenheit die Verbrechenszahlen niedrig hielten. Engel, die Geld in die Gemeinde fließen ließen und dafür sorgten, dass die Obdachlosen zu essen bekamen.
    Ashlyn für ihren Teil zweifelte daran, dass solche Wohltäter vom Bösen besessen waren. Denn Dämonen waren
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