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Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Autoren: Gena Showalter
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finden.“
    Als sie Dr. McIntosh, dem Leiter des Instituts und ihrem Vorgesetzten und Mentor, erzählt hatte, was sie über die Männer in Erfahrung gebracht hatte, nickte er nur kurz und sagte: „Gut gemacht.“ Ein größeres Lob bekam man nie von ihm.
    Dann bat sie ihn, sie zur Burg auf dem imposanten Hügel bringen zu lassen.
    „Auf keinen Fall“, antwortete er und wandte sich von ihr ab. „Es könnten Dämonen sein, so wie einige Einheimische vermuten.“
    „Es könnten aber auch sehr gut Engel sein, so wie die meisten Einheimischen glauben.“
    „Sie werden kein Risiko eingehen, Darrow.“ Er bat sie, die Koffer zu packen, und ließ einen Wagen bereitstellen, der sie zum Flughafen fahren sollte, so wie jedes Mal, wenn sie ihren Teil des Jobs – nämlich ihre Ohren zur Verfügung zu stellen – erledigt hatte.
    Das war das „Standardvorgehen des Instituts“, wie er zu sagen pflegte, auch wenn er die anderen Mitarbeiter nie nach Hause schickte. Nur sie. McIntosh sorgte sich um sie und wollte sie beschützen, das wusste sie genau. Schließlich kümmerte er sich schon seit mehr als fünfzehn Jahren um sie. Er hatte sich damals dem verängstigten Mädchen angenommen, dessen Eltern nicht wussten, wie sie die Qualen lindern sollten, die ihre „talentierte“ Tochter durchlitt. Er las ihr sogar Märchen vor, um ihr zu zeigen, dass die Welt ein Ort voller Magie und endloser Möglichkeiten war, ein Ort, an dem niemand – selbst jemand wie sie – sich sonderbar vorzukommen brauchte.
    Sie wusste jedoch auch, dass ihre Gabe – bei aller Sorge – wichtig für seine Karriere war; dass das Institut ohne sie nur halb so erfolgreich wäre und sie in seinen Augen deshalb so etwas wie ein Pfand war. Nur aus diesem Grund fühlte sie sich nicht allzu schuldig, als sie hinter seinem Rücken den Hügel hinaufkraxelte.
    Mit tauben Fingern strich Ashlyn sich wieder die Haare aus dem Gesicht. Vielleicht hätte sie sich die Zeit nehmen und die Einheimischen nach dem besten Weg fragen sollen, doch im Stadtkern waren die Stimmen zu laut und störend gewesen. Außerdem hatte sie gefürchtet, ein Angestellter des Instituts könnte sie sehen und mitnehmen.
    Trotzdem hätte sie es darauf ankommen lassen können, allein schon, um sich nicht länger als nötig dieser klirrenden Kälte auszusetzen.
    Es gibt nur einen Weg, die Wahrheit herauszufinden. Stich jemandem ins Herz und warte ab, ob er stirbt, sagte eine Stimme und zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
    Oh, das ist gut. Mehr, bitte!
    Ashlyn war abgelenkt und stolperte über einen heruntergefallenen Ast. Sie taumelte zu Boden und keuchte vor Schmerz. Scharfe Steine bohrten sich in ihre Handflächen und schabten an ihrer Jeans. Eine ganze Weile lag sie reglos da. Sie konnte sich nicht bewegen. Zu kalt, dachte sie. Zu laut.
    Sie spürte, wie ihre Kräfte sie verließen, während es hinter ihren Schläfen unaufhaltsam pochte. Die Stimmen gaben einfach keine Ruhe. Sie schloss die Augen, zog die Jacke fester um sich, kroch zu einem Baum und kauerte sich dagegen.
    Wir sollten nicht hier sein. Sie sehen alles.
    Bist du verletzt?
    Sieh mal, was ich gefunden habe! Schön, oder?
    „Seid still, seid still, seid still!“, schrie sie. Natürlich gehorchten die Stimmen ihr nicht. Das taten sie nie.
    Lauf bloß nicht nackt durch den Wald.
    Éhes vagyok. Kaphatok volamit eni?
    Plötzlich vernahm sie ein Zischen und riss die Augen auf. Sie hörte einen gequälten Schrei neben sich. Er kam von einem Mann. In kurzen Abständen folgten drei weitere Schreie.
    Gegenwart. Nicht Vergangenheit. Nach vierundzwanzig Jahren kannte sie den Unterschied.
    Die Angst legte sich wie eine Eisenkralle um ihre Brust und quetschte die Luft aus ihr heraus. Durch das Geschnatter der Stimmen hörte sie einen dumpfen Knall, der ihr durch Mark und Bein fuhr. Sie versuchte aufzustehen und wegzulaufen, doch ein jäher Luftzug hinderte sie daran. Nein, kein Luftzug, wurde ihr fast augenblicklich klar, sondern eine Klinge. Sie zuckte zusammen, als sie den Griff eines blutbesudelten Messers knapp über ihrer rechten Schulter aus dem Baumstamm ragen sah.
    Ehe sie wegrennen oder schreien konnte, hörte sie noch ein Zischen. Wieder zuckte sie. Ashlyn sah nach links. Über ihrer anderen Schulter steckte noch ein Messer im Baum.
    Wie … Was … Noch bevor sie einen klaren Gedanken fassen konnte, sprang auch schon etwas aus dem Dickicht hervor. Die trockenen Blätter schlugen in einem seltsamen Tanz gegeneinander. Der Schnee, der
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