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Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Autoren: Gena Showalter
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ihr weg. Er atmete tief ein und langsam wieder aus, wobei sie eine kleine Wolke um seinen Kopf bildete. Mit der einen Hand fuhr er sich über den Stiefelschacht, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er hineingreifen sollte oder nicht. Endlich sagte er: „Was machst du in diesem Wald, Frau? Und lüg mich nicht an. Ich würde es merken, und meine Reaktion würde dir nicht gefallen.“
    Irgendwie fand Ashlyn die Stimme wieder. „Ich suche nach den Männern, die auf diesem Hügel leben.“
    „Warum?“ Er spie das Wort geradezu aus.
    Wie viel sollte sie ihm verraten? Er musste einfach einer der Männer mit den seltsamen Fähigkeiten sein. Für einen normalen Menschen strahlte er viel zu viel Kraft und Energie aus. Doch was noch viel wichtiger war: Er hatte mit seiner bloßen Anwesenheit die Stimmen vertrieben. Das hatte sie noch nie erlebt. „Ich brauche Hilfe“, gestand sie.
    „Ach, wirklich?“ In seinem Ausdruck lagen Misstrauen und Nachsicht. „Und wobei?“
    Sie öffnete den Mund um … was zu sagen? Sie wusste es nicht. Und eigentlich spielte es auch keine Rolle. Mit einem kurzen Kopfschütteln hielt er sie vom Reden ab. „Egal. Du bist hier nicht willkommen, also ist jegliche Erklärung unnötig. Geh in die Stadt zurück. Weshalb du auch gekommen bist, du wirst es nicht kriegen.“
    „Aber, aber …“ Sie durfte nicht zulassen, dass er sie wegschickte. Sie brauchte ihn. Ja – sie hatte ihn eben erst getroffen. Und ja – das Einzige, was sie von ihm wusste, waren sein Name und dass er sehr präzise mit Messern umgehen konnte. Aber trotzdem versetzte sie der Gedanke an die wiederkehrenden Stimmen in Angst und Schrecken. „Ich will bei dir bleiben.“ Sie wusste, wie verzweifelt sie klang, doch es war ihr egal. „Bitte. Nur ein bisschen. Bis ich gelernt habe, wie ich die Stimmen alleine kontrollieren kann.“
    Ihre Bitte schien ihn nicht im Geringsten zu besänftigen, sondern nur noch zorniger zu machen. Seine Nasenlöcher blähten sich auf, und die Kiefermuskeln zuckten stärker. „Du wirst mich mit deinem Gequatsche nicht einlullen. Du bist ein Köder. Ansonsten würdest du panisch vor mir davonlaufen.“
    „Ich bin kein Köder.“ Was auch immer das sein mochte. „Das schwöre ich bei Gott.“ Sie streckte die Hand aus und packte seinen Unterarm. Er war fest und unglaublich heiß und wirkte wie elektrisch aufgeladen. In ihrem Arm prickelte es. „Ich weiß ja noch nicht mal, wovon du überhaupt redest.“
    Blitzschnell schoss seine Hand hervor. Er packte sie am Hinterkopf und zerrte sie ins Mondlicht. Sie verspürte keinen Schmerz. Im Gegenteil: nur einen weiteren kleinen Stromschlag. Ihr Magen flatterte.
    Er sagte kein Wort, sondern sah sie so intensiv an, dass es an Grausamkeit grenzte. Sie erwiderte seinen Blick und erschrak, als es unter seiner Haut blitzte … als sich etwas bewegte … als etwas anderes Gestalt annahm. Ein Gesicht, stellte sie mit makaberer Faszination fest. Noch ein zweites Gesicht. Ihr Herz schlug schneller. Er kann kein Dämon sein, er kann kein Dämon sein. Er hat die Stimmen zum Schweigen gebracht. Er und die anderen haben wunderbare Dinge für die Stadt getan. Es ist nur eine optische Täuschung. Es liegt bestimmt am Licht.
    Während sie Maddox’ Gesichtszüge noch erkannte, sah sie auch den Schatten von jemand – etwas – anderem. Rote, glühende Augen. Skelettartige Wangenknochen. Messerscharfe Zähne.
    Bitte lass es eine optische Täuschung sein.
    Doch je deutlicher die skelettartigen Gesichtszüge hervortraten, desto weniger konnte sie sich einreden, dass es eine Illusion war.
    „Willst du sterben?“, drohte Maddox – oder war es der Totenschädel? Die Worte kamen so tief aus seiner Kehle, dass sie kaum mehr waren als ein animalisches Knurren.
    „Nein.“ Doch falls er sie umbrachte, würde sie mit einem Lächeln sterben. Zwei Minuten Stille bedeuteten ihr mehr als ein ganzes Leben voller Stimmen. Verängstigt, aber entschlossen und immer noch von seiner heißen Berührung elektrisiert, hob sie das Kinn. „Ich brauche deine Hilfe. Sag mir, wie ich meine Fähigkeit kontrollieren kann, und ich gehe auf der Stelle. Oder lass mich bei dir bleiben, damit ich lernen kann, wie man es macht.“
    Er ließ sie los, packte sie dann aufs Neue, hielt inne und ballte die Hand zu einer Faust. „Ich weiß nicht, warum ich zögere“, bemerkte er, während er ihren Mund fast schon sehnsüchtig betrachtete. „Es ist gleich Mitternacht, und dann musst du so weit weg
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