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Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin
Autoren: Sophie Kinsella
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lesen.«
    »Genau«, sagte Lytton. Er strahlte sie an. »Und dann hat alles, wie es so schön heißt, seine Richtigkeit.«
    Als sie das Pfarrhaus wieder verließen, war es kalt, und es dämmerte. Es hatte abermals zu schneien begonnen; die Straßenlampen leuchteten schon. In einem Fenster auf der anderen Straßenseite glitzerte noch eine weihnachtliche Lichterkette. Milly holte tief Luft, lockerte die vom langen Stillsitzen steif gewordenen Beine und blickte zu Simon. Aber noch ehe sie etwas sagen konnte, ertönte von der anderen Straßenseite eine triumphierende Stimme.
    »Aha! Hab ich euch erwischt!«
    »Mummy!«, rief Milly. »Was für eine nette Überraschung!«
    Olivia überquerte die Straße und strahlte sie beide an. Ihren flott geschnittenen blonden Haarschopf und die Schultern ihres grünen Kaschmirmantels benetzte eine feine Schneeschicht. Nahezu alle Kleidungsstücke Olivias hatten die Farben von Edelsteinen – saphirblau, rubinrot, amethystlila – und wurden durch eine glänzende Goldschnalle, leuchtende Knöpfe und Schuhe mit goldenem Besatz betont. Insgeheim hatte sie einst mit dem Gedanken an türkisfarbene Kontaktlinsen gespielt, war sich jedoch nicht sicher gewesen, ob man sich hinter ihrem Rücken nicht darüber lustig machen würde. Und so machte sie stattdessen das Beste aus ihrem natürlichen Blauton, indem sie goldenen Lidschatten auflegte und einmal im Monat eine Kosmetikerin besuchte, die ihr die Wimpern schwarz färbte.
    Nun richteten sich ihre Augen zärtlich auf Milly.
    »Ich nehme an, du hast vergessen, Pfarrer Lytton nach den Rosenblüten zu fragen?«, sagte sie.
    »Oh!«, sagte Milly. »Ja, das hab ich tatsächlich.«
    »Wusste ich’s doch!«, rief Olivia aus. »Deshalb bin ich lieber gleich selbst hergekommen!« Sie lächelte Simon an. »Was ist meine Kleine doch für ein Schussel!«
    »Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Simon mit gepresster Stimme.
    »Natürlich nicht! Du bist ja schließlich in sie verliebt!« Olivia lächelte ihn fröhlich an und zerzauste ihm das Haar. In Stöckelschuhen war sie ein kleines bisschen größer als Simon, und ihm war aufgefallen – wenn auch sonst niemandem –, dass sie seit Millys und seiner Verlobung immer öfter welche trug.
    »Ich gehe jetzt besser«, sagte er. »Muss zurück ins Büro. Im Augenblick sind wir ziemlich in Hektik.«
    »Wer ist das nicht!«, rief Olivia. »Schließlich sind es nur noch vier Tage, weißt du? Vier Tage, bis ihr zum Altar schreitet! Und ich habe noch tausend Sachen zu erledigen!« Sie wandte sich an Milly. »Und du, Schatz? Bist du auch in Eile?«
    »Nein«, meinte Milly. »Ich habe mir den Nachmittag freigenommen.«
    »Na, was hältst du dann davon, wenn wir zusammen zurück in die Stadt gehen? Vielleicht könnten wir …«
    »Bei Mario’s eine heiße Schokolade trinken?«, beendete Milly den Satz.
    »Genau.« Olivia lächelte Simon triumphierend an. »Siehst du, ich kann Millys Gedanken lesen!«
    »Privatbriefe auch!«, versetzte Simon. Eine kurze, angespannte Pause entstand.
    »Nun, dann«, sagte Olivia schließlich. »Ich brauche nicht lange. Bis heute Abend, Simon.« Sie öffnete das Gartentor des Pfarrhauses und ging rasch den verschneiten Weg entlang.
    »Das hättest du nicht sagen dürfen«, rügte Milly Simon, sobald Olivia außer Hörweite war. »Das mit dem Brief. Ich musste ihr versprechen, dir nichts davon zu erzählen.«
    »Tja, tut mir leid«, sagte Simon. »Aber sie hat’s verdient. Woher nimmt sie sich das Recht, einen privaten Brief von mir an dich zu lesen?« Milly zuckte die Achseln.
    »Sie meinte, es sei ein Versehen gewesen.«
    »Ein Versehen?«, rief Simon. »Milly, du machst wohl Witze. Er war an dich adressiert, und er lag in deinem Zimmer!«
    »Was soll’s«, meinte Milly gutmütig. »Ist doch eigentlich egal.« Unvermittelt kicherte sie. »Gott sei Dank hast du nichts Unhöfliches über sie geschrieben.«
    »Das nächste Mal mache ich das aber«, drohte Simon. Er warf einen Blick auf die Uhr. »Hör mal, ich muss jetzt wirklich los!«
    Er ergriff ihre kalten Finger, küsste sie nacheinander zart und zog Milly an sich. Sein Mund auf ihrem war weich und warm; er zog sie noch näher, und Milly schloss die Augen. Dann ließ er sie jäh los, und ein Schwall kalter Luft traf sie im Gesicht.
    »Ich muss mich beeilen. Bis später!«
    »Ja«, sagte Milly. »Bis dann!«
    Lächelnd beobachtete sie, wie er die Tür seines Wagens mit der Fernbedienung öffnete, einstieg und ohne Umschweife
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