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Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin
Autoren: Sophie Kinsella
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riss den Kopf hoch.
    »Mummy! Du versuchst doch nicht etwa, Isobel auch unter die Haube zu bringen!«
    »Natürlich nicht! Ich bin nur neugierig. Sie erzählt mir ja nie was. Ich habe sie gefragt, ob sie jemanden zur Hochzeitsfeier mitbringen möchte …«
    »Und was hat sie geantwortet?«
    »Sie hat Nein gesagt«, meinte Olivia bedauernd.
    »Na dann.«
    »Aber das beweist noch lange nichts.«
    »Mummy«, sagte Milly. »Wenn du wissen willst, ob Isobel einen Freund hat, warum fragst du sie dann nicht einfach?«
    »Vielleicht«, sagte Olivia mit abwesender Stimme, als sei sie daran nicht mehr wirklich interessiert. »Ja, vielleicht mach ich das.«
    Eine Stunde darauf tauchten sie wieder aus Mario’s Coffee House auf und machten sich auf den Heimweg. Bei ihrer Rückkehr würde sich die Küche mit Pensionsgästen füllen, deren Füße vom vielen Sightseeing wund gelaufen waren. Das Haus der Havills in der Bertram Street war eines der beliebtesten Bed-and-Breakfast-Häuser in Bath: Die Touristen liebten das wunderbar eingerichtete georgianische Stadthaus, seine Nähe zur Stadtmitte, Olivias charmante, gesprächige Art und ihre Fähigkeit, jedes Beisammensein in eine Party zu verwandeln.
    Zur Teestunde herrschte im Haus immer am meisten Trubel; Olivia genoss es, ihre Gäste bei Earl Grey und Bath Buns um den Tisch zu versammeln. Sie stellte sie einander vor, ließ sich berichten, wie sie den Tag verbracht hatten, empfahl Zerstreuungen für den Abend und erzählte ihnen den neuesten Tratsch über Leute, denen ihre Gäste noch nie begegnet waren. Wenn einer von ihnen den Wunsch äußerte, sich auf sein Zimmer zu seinem Mini-Wasserkessel zurückzuziehen, erhielt er einen missbilligenden Blick und in der Früh kaltes Toastbrot. Olivia Havill verachtete Mini-Wasserkessel und Teebeutel auf Tabletts; sie stellte sie lediglich zur Verfügung, um sich im Heritage City Bed and Breakfast Guide für vier Rosetten zu qualifizieren. Mit ähnlicher Verachtung stellte sie Kabelfernsehen, vegetarische Würstchen und einen Ständer mit Prospekten über örtliche Freizeitparks und Familienattraktionen bereit – der zu ihrer Freude nur selten neu bestückt werden musste.
    »Ach, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt«, meinte Olivia, als sie in die Bertram Street einbogen. »Während du fort warst, ist der Fotograf angekommen. Ein ziemlich junger Typ.« Sie kramte in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel.
    »Ich dachte, er käme morgen.«
    »Dachte ich auch!«, sagte Olivia. »Glücklicherweise hatten diese netten Australier einen Todesfall in der Familie, ansonsten hätten wir kein Zimmer freigehabt. Und wenn wir schon von Australiern sprechen … schau dir das an!« Sie drehte den Schlüssel und schwang die Haustür auf.
    »Blumen!«, rief Milly aus. Auf dem Garderobenständer prangte ein riesiges cremig weißes Bukett, das mit einer dunkelgrünen Seidenschleife zusammengebunden war. »Für mich? Von wem sind die?«
    »Na, schau doch auf die Karte«, meinte Olivia. Milly nahm den Strauß und griff in das knisternde Zellophan hinein.
    »Für die liebe kleine Milly«, las sie bedächtig. »Wir sind so stolz auf dich und wünschten nur, wir könnten bei deiner Hochzeit dabei sein. Wir werden aber auf jeden Fall an dich denken. Alles Liebe von Beth, Scott und Adrian.« Verwundert sah sie auf.
    »Ist das nicht lieb von ihnen? Aus Sydney! Von so weit her! Wie nett.«
    »Sie freuen sich für dich, Schatz«, sagte Olivia. »Alle freuen sich für dich. Was wird das für eine wunderschöne Hochzeit werden!«
    »Oh, sind die aber schön!«, ertönte eine angenehme Stimme von oben. Einer der Gäste, eine Frau mittleren Alters in blauen Hosen und Freizeitschuhen, kam die Treppe herunter. »Blumen für die Braut?«
    »Bloß die ersten«, lachte Olivia.
    »Was haben Sie für ein Glück«, sagte die Frau zu Milly.
    »Ich weiß.« Über Millys Gesicht breitete sich ein freudiges Lächeln aus. »Ich stell die bloß mal schnell in eine Vase.«
    Die Blumen noch immer in der Hand, drückte Milly die Küchentür auf und hielt überrascht inne.
    Am Tisch saß ein junger Mann in einer schäbigen Jeansjacke. Er hatte dunkelbraunes Haar, trug eine Nickelbrille und las den Guardian .
    »Hallo«, grüßte sie höflich. »Sie müssen der Fotograf sein!«
    »Hi!«, sagte der junge Mann und faltete die Zeitung zusammen. »Sind Sie Milly?«
    Er blickte auf, und als sie sein Gesicht sah, stutzte sie. Diesen Typen hatte sie doch sicher schon mal
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