Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
gesehen?
    »Ich bin Alexander Gilbert«, sagte er in trockenem Ton und streckte ihr die Hand entgegen. Milly schüttelte sie.
    »Nette Blumen«, sagte er mit einem Blick zum Strauß.
    »Ja.« Milly starrte ihn neugierig an. Wo war sie ihm bloß schon mal begegnet? Warum hatte sie das Gefühl, als sei sein Gesicht unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt?
    »Der Brautstrauß ist das aber nicht, oder?«
    »Nein.« Milly roch an den duftenden Blumen. »Die haben mir Freunde aus Australien geschickt. Wirklich aufmerksam von ihnen, wenn man bedenkt …«
    Unvermittelt verstummte sie, und ihr Herz schlug plötzlich schneller.
    »Wenn man was bedenkt?«, fragte Alexander.
    »Nichts.«
    Sie bewegte sich zur Tür, ihre schweißnassen Handflächen klebten an dem knisternden Zellophan. Sie wusste, wo sie ihn schon mal gesehen hatte. Sie wusste es ganz genau. Bei dem Gedanken rutschte ihr das Herz in die Hose, sie presste die Lippen zusammen und zwang sich zur Ruhe. Es ist alles okay, sagte sie sich, während sie nach der Türklinke griff. Es ist alles okay. Solange er mich nicht erkennt …
    »Warten Sie«, ertönte seine Stimme, als könne er Gedanken lesen. Mit einem plötzlichen Gefühl der Übelkeit wandte sie sich um; er sah sie mit leicht gefurchter Stirn an.
    »Kenne ich Sie nicht von irgendwoher?«

2. Kapitel
    Während er an diesem Abend auf dem Heimweg in einem Stau festsaß und den endlosen Schneefall und das Hin und Her der Scheibenwischer beobachtete, langte Simon nach seinem Telefon, um Milly anzurufen. Er gab die ersten beiden Nummern ein, besann sich dann eines anderen und schaltete das Telefon wieder aus. Er hatte nur ihre Stimme hören, sie zum Lachen bringen wollen. Doch sie könnte beschäftigt sein oder es lächerlich finden, dass er sie einfach aus einer Laune heraus und ohne eigentlichen Grund anrief. Und wenn sie noch immer unterwegs war, dann musste er sich am Ende noch mit Mrs. Havill unterhalten.
    Ihre Mutter war das Einzige an Milly, das Simon, wenn möglich, geändert hätte. Gut, sie war noch immer attraktiv, charmant und amüsant; er verstand, warum sie bei gesellschaftlichen Anlässen so beliebt war. Aber es machte ihn rasend, wie sie Milly behandelte. Sie schien sie immer noch für eine Sechsjährige zu halten – erteilte ihr Ratschläge bei der Auswahl ihrer Kleider, sagte ihr, wie sie den Schal zu tragen habe, wollte genau wissen, was sie tat, und das jede Minute jedes Tages! Und das Schlimmste daran war, fand Simon, dass es Milly anscheinend nichts ausmachte! Sie ließ es zu, dass ihre Mutter ihr das Haar glättete und »braves, kleines Mädchen« sagte. Sie rief pflichtbewusst an, wenn sie zu spät nach Hause kam. Im Unterschied zu ihrer älteren Schwester Isobel, die sich schon vor langer Zeit eine eigene Wohnung gekauft hatte und ausgezogen war, schien Milly gar nicht den Wunsch zu haben, sich abzunabeln.
    Infolgedessen behandelte ihre Mutter sie weiterhin wie ein Kind statt wie eine reife Erwachsene, die sie doch in Wirklichkeit war. Und Millys Vater und ihre Schwester Isobel verhielten sich keinen Deut besser. Sie lachten, wenn Milly etwas zu aktuellen Themen sagte, sie machten sich über ihre Berufswahl lustig, diskutierten wichtige Angelegenheiten, ohne sie zu Rate zu ziehen. Sie weigerten sich, die intelligente, leidenschaftliche Frau in ihr zu sehen, die er in ihr sah, weigerten sich, ihr einen Erwachsenenstatus einzuräumen.
    Simon hatte versucht, mit Milly darüber zu sprechen, versucht, ihr klarzumachen, wie herablassend sie von ihrer Familie behandelt wurde. Aber sie hatte bloß mit den Achseln gezuckt und gesagt, so schlimm sei es auch wieder nicht, und war, als er deutlicher wurde, sogar wütend geworden. Sie war zu gutmütig und ihrer Familie zu sehr zugetan, als dass sie ihre Fehler gesehen hätte, dachte Simon, während er von der Ausfallstraße in Richtung Pinnacle Hall abbog. Und dafür liebte er sie. Aber nach ihrer Heirat, wenn sie ihren eigenen Haushalt gründeten, würde sich das ändern müssen. Milly würde ihre Schwerpunkte anders setzen müssen, und das hatte ihre Familie zu respektieren. Sie würde Ehefrau sein, eines Tages vielleicht Mutter. Und die Havills würden einsehen müssen, dass sie nicht länger ihr kleines Mädchen war.
    Vor den Toren von Pinnacle Hall tippte er den Sicherheitscode auf seine Infrarot-Fernbedienung und wartete darauf, dass die Tore aufschwangen – schwere Eisentore, in die der Familienname geschmiedet war. Jedes Fenster des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher