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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin
Autoren: Deborah Martin
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mir? Nach all diesen Jahren - sind die Gentlemen in London denn so viel verzweifelter als die in Stratford?“ Rosalind lachte. „Die Männer haben sich nicht verändert, Dummkopf, sondern du. Früher in Stratford hast du dich einfach schrecklich aufgeführt, sobald sich dir ein Gentleman näherte. Ein Blick von dir genügte, und er wagte nicht einmal mehr, dich anzusprechen. Du warst derart entschlossen, keinem Mann mehr zu vertrauen, dass du keinem die Gelegenheit gabst, freundlich und charmant zu dir zu sein.“
    Ein feines Lächeln umspielte Helenas Lippen. „Sonderbar, Daniel sagte fast genau dasselbe zu mir.“ „Tatsächlich?“ Neugierig musterte Rosalind sie. „Er scheint dir während eurer Reise recht viele gute Ratschläge gegeben zu haben. Bisher hast du noch nie so oft von einem Mann gesprochen, nicht einmal von Lord Farnsworth.“ „Vertrau mir, Daniel ist zehnmal so viel wert wie Lord Wankelmut!“
    „W...Wankelmut?“ stotterte Rosalind. „Mein Gott, du hast dich verändert! Noch vor einem Monat wärst du niemals auf den Gedanken verfallen, von Seiner Lordschaft derart abfällig zu sprechen!“ Misstrauisch betrachtete sie die Schwester. „Ich darf wohl annehmen, dass Daniel hinter diesem Wunder steckt?“
    Errötend senkte Helena den Kopf. „Inwiefern bin ich denn anders als zuvor?“
    „Du wirkst viel selbstbewusster. Und außerdem brichst du Mrs. Nunleys Benimmregeln, wann immer sich dir die Gelegenheit bietet. Liebe Güte, gestern beim Abendessen hast du sogar um ein Ale gebeten! Griffith wäre beinahe am Braten erstickt!“
    Helena lachte. „Ja, das hat mir wirklich Spaß gemacht!“ „Auch in der Gesellschaft von Männern fühlst du dich jetzt wohl.“ Rosalind lächelte vieldeutig. „Du weißt immer noch, wie man einen Herrn in seine Schranken verweist, falls es erforderlich ist. Aber sonst bist du weitaus freundlicher und hältst nicht mehr jeden Mann für ein Scheusal.“ Tränen stiegen Helena in die Augen. All diese Jahre der Einsamkeit - war ihre eigene Verblendung an ihnen schuld? Doch ihr altes Leben gab es nicht mehr. Und dies war allein Daniel zu verdanken, der ihr endlich die Augen geöffnet hatte.
    Wenn er doch nur endlich zurückkehrte, damit sie es ihm auch mitteilen konnte.
    Rosalind verließ die Nische. „Komm, Liebes. Wir dürfen uns hier nicht den ganzen Abend lang vor den anderen Gästen verstecken.“
    „Warum eigentlich nicht?“ fragte Helena schmollend, folgte dann aber der Schwester. Jetzt, da so viele Herren um ihre Gunst buhlten, musste sie feststellen, dass sie keinen von ihnen begehrte. Oh, sie waren durchaus charmant und nett, aber im Vergleich zu Daniel kamen ihr die anderen Männer wie farblose Langweiler vor. Ohne ihn machte es nicht einmal Spaß, Mrs. Nunleys Regeln zu brechen.
    Als die beiden Damen den Ballsaal durchschritten, begegneten sie einem jungen Gentleman, der Helena entfernt bekannt vorkam. Doch erst, als er unmittelbar vor ihr stand, wusste sie wieder, um wen es sich handelte. Himmel, das war der Duke, dem sie in Daniels Geschäftsräumen begegnet war. Diesem Mann konnte sie nicht vormachen, dass sie erst vor einer Woche in London angekommen wäre. Ob er sie wohl wieder erkannte?
    „Mrs. Knighton!“ begrüßte er Rosalind. „Wie wunderbar, Sie hier anzutreffen!“
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Euer Gnaden!“ antwortete sie. „Darf ich Sie meiner Schwester vorstellen? Wenn ich mich recht erinnere, sind Sie einander noch nicht begegnet. Helena, der Duke of Montfort.“
    „Sehr angenehm“, flüsterte Helena und knickste.
    Der Duke runzelte die Stirn und reichte Helena die Hand. „Tatsächlich scheine ich Ihre Schwester schon einmal getroffen zu haben. Ja, ich bin sogar ganz sicher.“ Nachdenklich musterte er sie. „Kann es auf dem Frühstück bei Marlborough vor einem Monat gewesen sein?“
    „Nein, Sir“, widersprach Rosalind. „Meine Schwester ist nämlich erst vor einer Woche hier in der Hauptstadt eingetroffen.“
    Verwirrt betrachtete er Helena und ihren Gehstock. „Sonderbar, mir kommt ihr Gesicht so bekannt vor ...“ Noch immer hielt er ihre Hand. „Sagen Sie, Lady Helena, haben Sie bereits Gelegenheit gefunden, Rushtons Wintergarten zu bewundern?“
    Ihr schlug das Herz schneller. „Bedauerlicherweise nicht.“
    „Dann müssen Sie mir erlauben, Sie dorthin zu begleiten. Bestimmt finden wir dann auch heraus, woher wir einander kennen.“
    Am liebsten hätte Helena laut aufgestöhnt. Dass sie aber auch
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