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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin
Autoren: Deborah Martin
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allerdings kaum. Unter seiner Berührung schlug ihr das Herz schneller, und ihre Gefühle für diesen Mann verwirrten sie nur noch mehr.
    Als er sie freigab, schienen Flammen des Begehrens in seinen Augen aufzuflackern. „Ich wünsche Ihnen ein schönes Leben, Lady Juliet.“
    Ihr fehlten die Worte, und so blieb sie ihm eine Antwort schuldig.
    Erst Helenas Rufe brachten sie in die Gegenwart zurück. „Juliet! Wo bist du? Juliet!“
    „Geh nur“, sagte Morgan fast ein wenig barsch und schob sie von sich. „Sie warten auf dich.“
    Endlich kam Juliet zu sich. Sie wirbelte herum und lief zu ihrer Schwester. „Helena!“ rief sie. „Hier bin ich! Hier drüben!“
    Die beiden umarmten einander stürmisch, weinten und lachten zugleich. Während Daniel strahlend daneben stand, drückte Helena die Schwester so fest, dass diese kaum noch Luft bekam.
    „Es geht mir gut“, wisperte Juliet ziemlich aufgewühlt.
    „Es ist wirklich alles in Ordnung.“
    Helena schob sie auf Armeslänge von sich. „Hat er dir etwas getan?“
    „Nein, keineswegs.“ Er hatte ihren Stolz verletzt, aber das war auch schon alles. „Morgan hat die ganze Zeit auf mich aufgepasst. Mir geht es wirklich ausgezeichnet!“
    „Und er ... du bist doch nicht ...“
    Es dauerte einige Sekunden, bis Juliet verstand, worauf die Ältere hinauswollte. „Nein! Im Gegenteil! Nicht einmal geküsst...“ Sie hielt inne. „Nun, ich will sagen, dass er mich stets mit äußerstem Respekt behandelt hat, fast, als wäre ich seine eigene Schwester.“ Aber eben nur fast. Noch immer spürte sie den leidenschaftlichen Kuss auf den Lippen.
    Suchend guckte Helena sich um. „Wo steckt denn der Schurke?“
    Auch Juliet blickte nun über die Schulter. „Eben war er noch ...“ Doch zu ihrer Enttäuschung war niemand mehr in der kleinen Gasse zu sehen. „Dort drüben. Aber jetzt ist er verschwunden. “
    Kurz darauf saß Helena mit Juliet in einem angemieteten Zimmer im Hastings Arms. Sie wartete auf Daniel, der alles für die Rückreise nach London vorbereitete. Zu ihrer aller Überraschung war ihnen Seward ins Haus gefolgt und hatte ihnen die Besitztümer überreicht, die er ihnen in jener Nacht im Stall abgenommen hatte. Selbst in Daniels Börse fehlte kein einziger Penny. Außerdem hatte er Daniel für die Reise in die Hauptstadt ein Pferd angeboten. Der hatte zwar abgelehnt, war aber dennoch offensichtlich gerührt gewesen.
    Sie selbst vermutete, dass Crouchs Geständnis Seward zutiefst schockiert hatte. Jedenfalls war es ihr so ergangen. Obwohl Crouchs Handlungsweise nicht vollkommen unverständlich sein mochte, blieb er doch derjenige, der die Entführung ihrer Schwester zu verantworten hatte.
    Prüfend musterte Helena Juliet, doch nichts wies darauf hin, dass Pryce ihrer Schwester irgendein Leid zugefügt hatte. Aber der Schein mochte trügen. Allein bei dem Gedanken krampfte sich Helena das Herz zusammen.
    „Fühlst du dich wirklich gut?“ fragte sie nun zweifellos zum zehnten Mal.
    „Ausgezeichnet, wie ich dir versichern darf.“ Sanft streichelte Juliet ihrer Schwester die Hand.
    „Ich wünschte, dieser Halunke wäre nicht so plötzlich verschwunden“, schimpfte Helena. „Weil ich ihm nämlich zu gern den Hals umgedreht hätte!“
    Juliet schwieg. Vorwurfsvoll runzelte Helena die Stirn. Das Mädchen hatte behaarlich darauf bestanden, dass niemand Pryce’ Verfolgung aufnahm. Angeblich hätte sein Verhalten am Ende der ganzen unglückseligen Geschichte alles wieder gutgemacht.
    Da war Helena allerdings ganz anderer Meinung. Doch was weiter mit Pryce geschehen sollte, würde Griffith entscheiden. Im Augenblick war nur wichtig, dass sie so rasch wie möglich wieder nach Hause kamen.
    „Helena?“ fragte nun die Schwester. „Was sollte in der Höhle eigentlich das Gerede, dass du Daniels Gemahlin bist? Das ist doch Unsinn, oder?“
    Liebe Güte, daran hatte sie ja gar nicht mehr gedacht! „Daniel... nun ... Um meinen Ruf zu schützen, hat er während unserer ganzen Reise behauptet, wir seien ein Ehepaar.“
    „Wie schlau von ihm.“
    „In der Tat“, stimmte Helena trocken zu, zögerte aber, der Schwester zu erzählen, dass sie selbst vielleicht wirklich bald Mrs. Brennan sein würde. Erst musste sie sich vergewissern, dass Daniel sie tatsächlich zu seiner Frau machen wollte. Trotz der vergangenen Liebesnacht hatte er bisher seinen Antrag nicht erneuert.
    Die Zimmertür wurde geöffnet, und so blieben Helena weitere peinliche Fragen erspart.
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