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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder
Autoren: Anselm Gruen
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gepriesen. Heute sprechen Pädagogen von der Krise des Vorbilds. Ursula Frost zitiert in einem Vortrag über die Krise des Vorbilds den Roman von Siegfried Lenz »Das Vorbild«, in dem zwei Lehrer und eine Lektorin über die Bedeutung des Vorbilds streiten. Der jüngere Lehrer nennt die Vorbilder »nur eine Art pädagogischer Lebertran«: »Die erdrücken doch den jungen Menschen, machen ihn unsicher und reizbar und fordern ihn auf ungeziemende Weise heraus.« (Lenz, zit. bei Frost 103) Der ältere Lehrer dagegen plädiert für die positive Wirkung der Vorbilder. Junge Menschen brauchen Orientierung, sie suchen im unübersichtlichen Gelände nach Wegweisern.Die Lektorin versucht zu vermitteln. Sie meint, vom Vorbild müsse zweierlei ausgehen: »Verpflichtung und Herausforderung«. (Ebd. 104)
     
    Für die Pädagogik werden Personen dann zu Vorbildern, »wenn ihr konkreter Lebensvollzug einen anderen Menschen so zu beeindrucken vermag, dass dieser sich – auf der Suche nach Wegen eigener Lebensführung – mit ihr identifiziert und in seinem Handeln bemüht, ihr nachzufolgen.« (R.   Walrafen, Vorbild, zit bei Bucher 31) Es geht also nicht darum, ein Vorbild zu kopieren, sondern in Freiheit in der Auseinandersetzung mit Vorbildern seinen eigenen Weg zu finden. Als Vorbild kann man sich nicht selber hinstellen. Vorbilder sind immer absichtslos. Sie werden zum Vorbild, wenn sie überzeugen. Und sie werden zum Vorbild, wenn von ihnen Liebe ausgeht. Ohne persönliche Beziehung haben Vorbilder kaum Wirkung. Nur medial vermittelte Vorbilder sind leere Idole, auf die man alles Mögliche projiziert. Es wundert also nicht, dass bei einer Umfrage unter österreichischen Jugendlichen in erster Linie die Eltern als Vorbild genannt wurden.
     
    Die christliche Tradition, besonders die katholische, hat die Heiligen als Vorbilder betrachtet. Manchmal wurden sie allerdings in so hellen Farben gemalt, dass wir uns darin nicht mehr wieder erkannt haben. Hilfreicher waren die Bilder, die die Kunst uns von den Heiligen geschenkt hat. Die Kirchen sind voll von Heiligenfiguren. Jeder Heiligenfigur wurde ein Symbol beigefügt. Die verschiedenen Heiligen stehen für die vielfältigen Möglichkeiten, wie auch unser Leben heil und ganz werden, wie es gelingenkann. In früheren Zeiten haben die Menschen die Bilder der Heiligen auf sich wirken lassen. Das hatte immer eine heilende Wirkung auf sie. Berühmt sind die 14 heiligen Nothelfer, die für die Überwindung unserer menschlichen Nöte und Gefährdungen und Krankheiten stehen. Indem wir sie anschauen, bekommen wir Hoffnung, dass Gott auch unsere Wunden zu heilen vermag.
     
    Vorbilder wollen uns dazu bringen, den je eigenen Weg zu finden, auch Widerstände und Nöte zu bewältigen. Sie fordern uns dazu auf, sich mit uns selbst auseinanderzusetzen, die eigenen Vorstellungen immer wieder neu anzuschauen und dadurch zu reifen. Ein Vorbild ist ein Bild, das uns vor Augen steht, damit wir es uns einbilden. Aber wir sollen uns nicht mit dem Vorbild identifizieren. Sonst übernehmen wir uns. Das Vorbild hat die Aufgabe, dass wir durch die Auseinandersetzung mit ihm mit dem eigenen ursprünglichen Bild in Berührung kommen, das Gott sich von uns gemacht hat, und mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten, die in unserer Seele bereit liegen. Oft übersehen wir diese Fähigkeiten. Wir leben auf reduziertem Niveau. Die Vorbilder wollen uns nicht auf ein Niveau heben, das uns überfordert, sondern auf das, was unseren realen Möglichkeiten entspricht.
     
    Anders wirken die Idole, die vielfach die Vorbilder ersetzt zu haben scheinen. Idole sind von ihrem Ursprung her Götterbilder. Die christliche Tradition hat die »Idololatrie«, die Verehrung von Götzenbildern verboten. Stattdessen hat sie die Menschen hingelenkt zum wahren Bild Gottes, zu Jesus Christus, in dem Gott für uns sichtbarund anschaubar geworden ist. Heute denken wir bei Idolen nicht an Götzenbilder, sondern an Filmschauspieler, Sportler oder Musiker. Junge Menschen lassen sich von Idolen leiten. Dabei hat ihr Schwärmen für ihre Idole durchaus etwas mit Götzenverehrung zu tun. Die Idole werden in den Himmel hinauf gehoben. Ihnen wird gleichsam göttliche Verehrung zuteil. Man verehrt die Idole, um in ihrem Glanz den eigenen Wert zu erahnen. Doch dies führt in der persönlichen Entwicklung nicht weiter. Den Idolen fehlt der Aufforderungscharakter, den Vorbilder haben. Sie wirken oft genug als Ersatz dafür, selber zu reifen und an
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