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Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers
Autoren: Karla Weigand
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uneingeladen zum Mahle niedergelassen hatte.
    Vor dem Essen pflegte er sich die Töchter des Hauses oder die jungen Dienstmägde, nach dem Mahl die Hausfrau selbst, zur Brust zu nehmen. Bitten, Flehen und Weinen der Bedrängten sowie Flüche und Drohungen von Seiten der Väter, Brüder oder Ehemänner scherten ihn dabei nicht im Geringsten.
    Im Gegenteil, war ihm der Protest der männlichen Hausbewohner zu lästig geworden, ließ er sie in der Regel von seinen Knechten windelweich prügeln.
    Nachdem Vater Berchtold geendet hatte, beugte sich Herzog Heinrich in seinem Sessel nach vorne und machte eine Handbewegung. Daraufhin zerrten die Gerichtsdiener den rot angelaufenen Freiherrn auf die Füße.
    Griseldis schaute gebannt vom Baron zum Herzog und wieder zurück. Die beiden Beisitzer links und rechts neben ihm, die auf wesentlich kleineren Sesseln saßen, machten den Eindruck, als fühlten sie sich keineswegs wohl in ihrer Haut. Im Saal war nun deutlich ein einstimmiges Murren zu hören. Zweifellos stand hier einer vor Gericht, der gewaltig über die Stränge geschlagen hatte.
    »Schaut mich an, Lehnsmann«, donnerte Heinrich und machte damit von vornherein klar, auf welch verlorenem Posten sich der Baron befand, sollte er nicht beizeiten einlenken. »Und äußert Euch endlich zu den ungeheuerlichen Vorwürfen. Sagen Eure Ankläger die Wahrheit? Entspricht es den Tatsachen, dass Ihr nicht einmal vor Kindern Halt machtet, um Euren unseligen Trieb zu befriedigen?«
    Der Freiherr schwieg verstockt und sein verbissener Gesichtsausdruck zeigte deutlich, nicht etwa sein Bedauern, oh nein!, sondern vielmehr seine unbändige Wut. Das erkannte auch der Herzog.
    »Wie ich sehe, ist es nicht die Schamröte, welche Euch die Wangen färbt, Baron, sondern der Ärger darüber, dass man es gewagt hat, Euch vor das herzogliche Gericht zu bringen, nicht wahr? Ihr habt geglaubt, Euch wie ein wildes Tier gegen Eure Untertanen aufführen zu können, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden«, sagte Herr Heinrich scharf.
    Eilfertig bemühte sich nun der Hohensteiner, diesen schlechten Eindruck zu verwischen, aber der Herzog gebot ihm mit einer Geste Schweigen.
    »Stimmt es etwa nicht, dass Ihr noch auf dem Wege hierher nach Regensburg gedroht habt, jene würden es bitter büßen, die Euch dieses Verfahren eingebrockt hätten? Lasst die Zeugen herein in die Halle. Sie sollen von Euren schändlichen Übeltaten Zeugnis ablegen.«
    Der Herzog lehnte sich zurück.
    Griseldis konnte aus der Ferne erkennen, dass Immo von Hohenstein auffallend blass geworden war, als die Türen des Saales aufgingen und eine Schar ärmlich gekleideten Landvolks unterschiedlichen Alters ins Innere drängte.
     
     

KAPITEL 8
     
    »W IR WERDEN JEDEN Einzelnen in dieser Sache anhören«, kündigte der Richter Herzog Heinrich an, »außer… ja, außer Ihr helft uns Zeit zu sparen und bekennt Euch gleich schuldig. In diesem Falle könnten wir auf die Aussagen verzichten.
    Außerdem will ich spüren, dass Ihr ehrlichen Herzens Eure Schandtaten bereut; sie stellen eine schwere Sünde vor GOTT, unserem HERRN, dar. Ferner müsst Ihr durch einen heiligen Eid versichern, dass Ihr Euch in Zukunft aller Übergriffe auf Hausfrauen, deren Töchter und Mütter, Dienerinnen, Mägde sowie auf Kinder beiderlei Geschlechts enthalten werdet.«
    Die Spannung im Saal war greifbar.
    »Was soll ich denn dazu sagen, gnädiger Herr?«, ließ sich Immo von Hohenstein vernehmen. Offensichtlich hatte er seine Taktik geändert. Wehleidig hörte sich seine Stimme nun an und er bemühte sich um einen reuevollen Gesichtsausdruck.
    »Ich habe mir nichts Böses dabei gedacht, Herr Heinrich. Es sind doch bloß dumme Bauern, nicht viel über dem Vieh stehend. Und bei einer unfreien Magd ist es doch unwichtig, ob sie noch Jungfrau ist oder nicht: Sie hat so oder so keine Heiratschancen und in der Regel entjungfert sie irgendein Bauernlümmel. ›Warum nicht ich als ihr Herr?‹, habe ich mir gedacht«. Der Angeklagte zuckte mit den Schultern.
    »So lasst Euch belehren, Baron: Auch eine Hörige oder Unfreie ist ein Mensch mit eigenem Willen, was ihren Körper und ihre Seele in dieser Sache anbetrifft. Sie weiß, was Sünde ist – das hat sie in der Kirche oft genug gehört. Also muss es ihr überlassen sein, ob und welchem Mann sie den Beischlaf gestattet – oder nicht. Und eine verheiratete Frau hat sowieso nur ihrem Ehemann denselben zu erlauben.«
    »Aber die Dirnen wollten es doch selbst,
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