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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand
Autoren: Wolfgang Ecke
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Cliftons Vermutungen über den Chef der Phantombande voll und ganz bestätigte. Das kriminalistische Puzzlespiel fügte sich langsam, aber sicher zu einem Bild zusammen, von dem nur wenige Teile fehlten. Eines der fehlenden Stücke fügte sich am nächsten Morgen ein.

Allerlei Handschellen klicken

    Sonntag, 3. August, 8 Uhr 30.

    Während Donald Striker, alias Jim Robson, seit zehn Minuten mit einem Paket auf dem Gepäckständer von Horaz Prendergasts Fahrrad auf dem Weg zur vier Meilen entfernten Post war, wurde Jerry Hoskins von einem katzenfreundlichen Mister Prendergast um einen Gefallen gebeten, nachdem er mit dem Frühstück fertig war.
    „Würden Sie dann so nett sein und mir helfen, eine Kiste vor zur Straße zu tragen, wo sie in ein paar Minuten abgeholt wird?“
    „Wieso ist der heute so freundlich?“ wunderte sich Jerry Hoskins, brummte aber trotzdem unwirsch: „Meine Arbeitszeit beginnt erst um neun, Mister Prendergast. Schleppen Sie Ihre verdammte Kiste doch allein.“
    Horaz Prendergast verlor nicht im geringsten seinen höflichen Umgangston: „Jetzt seien Sie mal nicht so stur, Mister Hoskins. Sie sind doch ein kräftiger Kerl. Allein schaffe ich das mit der Kiste nicht, ich bin doch nicht mehr der Jüngste. Wenn Sie wollen, können Sie dafür ja einige Minuten früher Pause machen.“
    „Na gut, dann will ich mal nich’ so sein“, nuschelte Jerry. „Wo steht das vermaledeite Ding?“
    „Vor der Schreinerei. Kommen Sie.“ Erleichtert ging Horaz Prendergast voraus. Das wäre fast noch an Hoskins’ Bösartigkeit gescheitert.
    Sieben Minuten später setzten sie schnaufend die Kiste an der Straße ab. „So, das wär’s, Mister Hoskins“, sagte Horaz Prendergast vieldeutig, als Jerry auch schon eine gemütliche Stimme hinter sich hörte: „Hallo, Mister Hoskins.“
    Das Gesicht zu der Stimme war jedoch alles andere als gemütlich, wie Jerry Hoskins feststellte, als er sich erstaunt umdrehte. Die Augen musterten ihn kühl.
    „Wer zum Teufel sind Sie? Was wollen Sie?“ brauste Hoskins auf, den ein ungemütliches Kribbeln im Rücken befiel.
    „Das ist Sergeant Bellwood von Scotland Yard, Mister Hoskins“, beantwortete Horaz Prendergast die Fragen, und seine Stimme hatte alle Freundlichkeit von vorhin verloren. „Und Sergeant Beilwood wird Sie jetzt verhaften.“
    „Du verdammter...“ brüllte Hoskins, dem blitzartig ein Licht aufging, und wollte sich mit erhobenen Fäusten auf Prendergast stürzen, eine Haltung, die Sergeant Bellwood so einladend fand, daß es zweimal kurz hintereinander um Hoskins Handgelenke klickte. Das Geräusch war diesem aus früherer Zeit unliebsam geläufig. Fassungslos senkte Hoskins die Hände und starrte in hilfloser Wut auf die Handschellen.
    „Tja, das wär’s, wie Mister Prendergast schon so treffend bemerkte, Mister Hoskins“, wiederholte der Sergeant genüßlich. „Da vorn steht mein Wagen. Wenn ich bitten darf.“
    Jerry Hoskins ließ sich nun widerstandslos abführen. Er begriff nicht, wie ihm das passieren konnte. Er war doch die ganze Zeit über so vorsichtig gewesen. „Oder sollte etwa dieser Striker... Verdammt!“ quetschte er zwischen den Zähnen hervor.
    Es war das letzte, was Jerry Hoskins bis zur Ankunft in London sagte. Vorher aber mußte er noch aus dem Autofenster zusehen, wie ihm Horaz Prendergast mit ungezwungener Fröhlichkeit hinterherwinkte und rief: „Auf Nimmerwiedersehen, Mister Hoskins!“
    Kurz darauf erwartete den jedoch eine Bewährungsprobe in Gestalt von Sarah Mills, die ihn ungewohnt energisch im Haus der Hoffnung zurückerwartete.
    „Horaz Prendergast“, sagte Miß Mills streng. „Was hat das zu bedeuten? Ich habe alles vom Fenster aus gesehen. Erst schleppst du mit Mister Hoskins eine Kiste auf die Straße, was ich für völligen Unfug halte. Und dann fährt Mister Hoskins mit einem fremden Mann mit. Einfach so. Horaz Prendergast, kannst du mir das erklären?“
    „Sieh mal, Sarah“, sagte Horaz Prendergast sanft, wobei ihm seine Kühnheit, Miß Mills mit Vornamen anzureden, gar nicht bewußt wurde, so selbstverständlich kam es ihm von den Lippen, „sieh mal, Sarah, Mister Hoskins wurde von seinem Bruder abgeholt. Eine Familienangelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Mister Hoskins wird wohl nicht mehr zurückkommen.“

    „Aber...“ Miß Mills war durch diese Antwort nicht zufriedengestellt und holte tief Luft, um dies auch mitzuteilen, als sie sich von Horaz Prendergasts Arm um die Hüften gefaßt
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