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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten
Autoren: Stefan Wolf
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starrte auf den
Fernverkehr-Briefkasten des Postamts, hatte aber den Blick nach innen gerichtet
— auf die Fragen, die er sich vorhin bereits gestellt hatte: Woher kannte ihn
der Bankräuber? Woher wußte er, welches der etwa 300 Bikes im
Internats-Fahrradschuppen ihm, Tim, gehört?
    Unser Schulsprecher Frank
Plunder? überlegte der TKKG-Häuptling. Unmöglich! Heute vormittag war er im
Speisesaal. Da habe ich ihn gesehen. Und das muß zu der Zeit gewesen sein, als
bei Schneider & Pleitzke die Entdeckung des Bankräubers war — durch den
Banker. Nein, Frank kann nicht der Bankräuber sein, aber... ja, jetzt könnte er
sich eingeschaltet haben, nachdem er das viele Geld bei uns sah. Und dann...
ach, warten wir’s ab. Ich lege mich in den Hinterhalt. Dann werden wir sehen.
    „Woran denkst du?“ fragte Karl.
    „Daran, daß vielleicht Frank
Plunder scharf ist auf die Kohle. Wir müssen damit rechnen. Denn...“, Tim
erzählte, daß der Schulsprecher Bescheid wußte.
    Karl schüttelte den Kopf.
„Frank ist ein Feigling. Er würde klauen. Aber er hätte nicht den Mumm, Gaby zu
entführen. Unmöglich!“
    Stimmt! dachte Tim. Vielleicht
bin ich zu mißtrauisch.
    Als erster sollte Karl seinen
Posten beziehen und sich dann, probehalber, über Sprechfunk melden.
    Der hochaufgeschossene,
drahtdürre Brillenträger verschwand in der Gasse, die hinüberführt in die
Becksche Straße. Eine Minute später erfolgte seine Durchsage.
    „Hier tut sich nichts. Der
hintere Parkhaus-Eingang ist geschlossen. Kein Licht. Vielleicht, weil Sonntag
ist. Wenn ich hierbleibe, ist das reine Zeitverschwendung.“
    „Komm wieder her!“ sagte Tim
ins CB-Gerät.
    Klößchen hüpfte von einem Fuß
auf den andern, eine bei ihm ungewohnte Munterkeit. Sie erklärte sich mit
seinen kalten Füßen, die er auf diese Weise erwärmen wollte.
    Karl tauchte wieder auf, eilte
heran und hatte eine dampfige Wolke vor dem Mund.
    „Ich halte es für klüger,
Karl“, meinte Tim, „wenn du zu den Glockners fährst. Sie müssen inzwischen
zurück sein. Sag ihnen, was hier läuft, und gib Klößchen den Quasselkasten.“
    „Endlich wirst du vernünftig“,
meinte Karl. „So eine Verantwortung muß man auf mehrere Schultern verteilen —
besonders auf die der Eltern. Du bist ja schließlich noch nicht Gabys Ehemann.“
    „Ist alles nur eine Frage der
Zeit“, feixte Klößchen und hantierte am CB-Gerät, mit dem er nicht richtig
umgehen konnte.
    Karl schwang sich aufs Rad und
fuhr ab. Klößchen stiefelte in den Torweg. Tim schaltete sein CB-Gerät auf
Empfang und verbarg es unter der Jacke. Dann trottete der TKKG-Häuptling ins
Parkhaus, scheinbar niedergeschlagen, paßte aber auf wie ein Schießhund.
    Der Kassenraum war erleuchtet,
der geflieste Boden schmutzig und feucht. Es gab einen Automaten, der die
Parkscheine abkassierte und bis zu 20 DM wechseln konnte. Für alle mit großem
Geld und jene, die einen Automaten nicht bedienen können, war der Kassierer da
— in diesem Fall eine Frau. Sie saß hinter kugelsicherer Scheibe, hatte sich
abgewandt und beobachtete den Bildschirm eines kleinen Fernsehgeräts. Dort lief
eine Vorabend-Serie, die so dämlich war, daß man nur Mitleid haben konnte.
Gleichwohl wurde — wie Tim aus der Zeitung wußte — jetzt die achte Staffel
gedreht mit 20 neuen Folgen. Die Frau war blond, aber gewollt, also eingefärbt,
wie Tim am Scheitel sah, wo dunkles Haar nachwuchs.
    Er nahm den Lift. Vierter
Stock. Die Stahltür glitt auseinander. Kalte Luft schlug ihm entgegen. Es roch
ein bißchen nach Benzin, und die Beleuchtung war dürftig. Nur wer seinen Wagen
gut kannte, würde ihn finden.
    Etwa 50 Fahrzeuge parkten hier.
Vielleicht waren einige übers Wochenende abgestellt worden.
    Tim sockte zur linken hinteren
Ecke. Dort stand tatsächlich ein großer Karton. Er war mit Papierabfällen
gefüllt.
    Tim nahm den City-Rucksack ab,
stellte die Leinentasche in den Karton, schlurfte zum Lift zurück, stieg ein
und fuhr hinunter, aber nur in die dritte Etage. Dort verließ er den Fahrstuhl
durch die andere Tür und sprintete die Treppe hinauf. Vorsichtig öffnete er den
Notausgang, der aufs vierte Parkdeck führt.

    Stille. Derselbe Mief wie eben.
Tim konnte durch den Türspalt in die linke hintere Ecke sehen. Und zur
Ausfahrt, dem mit leichter Neigung nach unten führenden Betonschlauch in der
Mitte des Stockwerks.
    Jetzt hieß es warten.

5. Wilde Verfolgungsjagd
     
    Karl hatte sich beeilt. Kurz
vor acht Uhr an diesem
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