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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten
Autoren: Stefan Wolf
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Hauseingang lauert.“
    „Verdammt!“ Klößchen schob sich
ein Stück Schokolade in den Mund. „Was machen wir?“
    „Da fragst du? Der Bankräuber
hat alle Trümpfe in der Hand. Mich interessiert nur Gabys Freilassung. Soll er
die Beute haben. Später sind wir dann am Zug. Aber erst lösen wir Gaby aus. Das
bedeutet, wir machen, was er verlangt. Aber noch ein bißchen mehr, damit die
Spur zu ihm heiß bleibt. Vielleicht können wir ihn sogar gleich fassen. Wenn
ich den erst mal habe, wird er mir mit Sicherheit sagen, wo Gaby ist.“
    Klößchen nickte. „Wir sollten
Karl verständigen, dann sind wir zu dritt.“
    Tim griff abermals zum Hörer.
    Karl war zu Hause und bastelte
gerade an seinem neuen Computer herum. An einem Modell, das er für
verbesserungsfähig hielt.
    Tim berichtete rasch und schloß
damit: „Halt dich nicht mit dem Entsetzen auf, Karl, sondern komm in die
Berliner Straße. Wir treffen uns vor dem Zweigpostamt. Das ist am hinteren
Ende. Bring deinen CB-Sprechfunk mit. Die Geräte können uns nützlich sein.
Claro?“
    „Bin schon unterwegs. Dieser
Bankräuber ist also auch Kidnapper.“
    „Er würde sagen, weil ihn die
Umstände dazu zwingen. Aber den zwingen wir noch zu was ganz anderm. Los, Karl,
auf die Hufe! In 15 Minuten treffen wir uns.“
    Klößchen seufzte. Denn Tims
Vorgabe, in 15 Minuten in der Berliner Straße zu sein, bedeutete ein höllisches
Tempo mit den Bikes.
    Und so war es dann auch. Die
beiden jagten durch den finsteren Abend und über die Zubringer-Straße zur Stadt
— jagten mit einem Tempo, daß Klößchen jedes Gramm Schoko-Nahrung bereute. Er
keuchte, hatte keine Zeit zum Fluchen und hängte sich an das Rücklicht von Tims
Mountain Bike, das der TKKG-Häuptling vor allem bei Schneematsch benutzt. Das
Rennrad ist dann weniger geeignet.
    Die Großstadt ließ den Abend
ruhig angehen, was wohl witterungsbedingt war, und die Berliner Straße lag
verlassen da wie ein Friedhof um Mitternacht.
    Vor dem kleinen Postamt wartete
Karl mit seinem Drahtesel, hatte die Kapuze des Parkas hochgeklappt und die
beiden CB-Sprechfunkgeräte mitgebracht. Tim nahm eines entgegen.
    „Wahnsinn“, meinte
Computer-Karl, „daß wir das allein angehen. Sowas sprengt doch den Rahmen
persönlicher Verantwortung. Wir müßten Gabys Eltern fragen.“
    „Wir fragen sie hinterher“,
blockte Tim jegliche Diskussion ab. „Außerdem weiß ich, wie sich Kommissar Glockner
entscheiden würde. Nämlich für seine Tochter. Und nur dafür. Also gibt man dem
Verbrecher erst mal nach.“
    „Wie gehen wir vor?“
    „In der Mitteilung steht, ich
soll die Tasche sofort hinbringen. Das könnte bedeuten, der Typ lauert schon
irgendwo in dem Kfz-Abstell-Schuppen. Ich gehe also rein und bringe die Tasche
hin.“
    Tim hatte seinen voluminösen
City-Rucksack aufgehuckt. In dem befand sich die Tasche mit allem Inhalt: dem
Geld, der grünen Stahlkassette und der Sturmhaube. Sicherlich wollte der
Bankräuber auch die zurückhaben, für den Fall, daß er einen weiteren Coup
plante.
    „Und wir?“ fragte Karl.
    „Ihr bewacht die Ausgänge,
beziehungsweise die Ausfahrt. Klößchen postiert sich hier in der Berliner
Straße. Und zwar in dem Torweg schräg gegenüber. Da sieht dich niemand.“
    „Hoffentlich ist es da nicht
zugig“, meinte sein dicker Freund, bemüht, witzig zu sein.
    „Und ich stelle mich drüben in
die Becksche Straße“, sagte Karl. „Wer auch immer das Parkhaus verläßt — ich
sag’s dir über die Citizen-band-Frequenz.“
    „Über was?“ fragte Klößchen.
    „Übers Bürgerfrequenzband“,
erklärte Karl. „Citizen band! Daher doch der Name CB-Funk. Kommt aus dem
Amerikanischen und bedeutet: Sprechfunkverkehr für Walkie-Talkies dieser Art
ohne Benötigung einer Lizenz. Die brauchst du sonst. Zum Beispiel für
Telefonverkehr.“
    „Aha.“
    „Über den Bankräuber“, sagte
Tim, „weiß man nicht viel. Nur, daß es ein Mann ist, über mittelgroß und
kräftig. Außerdem schwach in Deutsch. Denn behältst schreibt er ohne das
t vor dem s.“
    „Das vergessen sogar manche
Abiturienten“, sagte Karl. „Meinst du einen bestimmten?“
    „Unser Schulsprecher hat vorige
Woche einen weihnachtlichen Rundbrief ans Schwarze Brett angeschlagen. In dem
stand auch ein behältst ohne das zweite t.“
    Tim hielt den Atem an. Dann:
„Bist du sicher?“
    „Natürlich. Hast du’s nicht
gelesen?“
    „Was der Heini verzapft, lese
ich nie.“
    „Hast recht. Es war wieder mal
blöde.“
    Tim
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