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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten
Autoren: Stefan Wolf
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Nein, hier drin ist die Beute des Bankräubers.“
    „Hahahah!“
    Tim zerrte am Zip und ließ
Klößchen einen Blick tun. Dem Schoko-Fan wurden die Augen weit.
    „Ist... das Geld?“
    „Jedenfalls kein
Schokoladenpapier.“
    Tim stapelte die Geldbündel auf
den Tisch, wo einige Lehrbücher lagen, legte die Sturmhaube dazu und stellte
die Kassette in die Mitte. Dabei berichtete er.
    Klößchen verschluckte sich an
einem Schoko-Krümel und wurde kräftig auf den Rücken geklopft. Dann zählten
beide das Geld, und jeder machte beim vollen Tausender einen Strich auf Tims
Notizblock.
    Zeit verging. Klößchen meinte,
es wäre gewaltig viel Kies. Die Heizung unterm Fenster gab gluckernde Laute von
sich, mußte offenbar wieder entlüftet werden — was Tim mit einer Zange
besorgte. Das vornehme, berühmte Internat war eben doch ein alter Kasten.
Modernisiert wurde hier nur, wenn es gar nicht anders ging.
    Sie waren bei 33 000 angelangt
— und noch lange nicht fertig als Frank Plunder hereinstürmte. Wie immer ohne
anzuklopfen, was ihm nicht zukam, denn er gehörte nicht zum Freundeskreis.
    „Hallo! Ich wollte fragen,
ob...“
    Er hielt inne, und die Augen
traten ihm aus dem Kopf. „Bitte, keine Störung!“ sagte Tim. „Wir zählen unser
Taschengeld — jedenfalls das, was wir gespart haben.“
    Frank trat langsam näher. Er
war 18, machte nächstes Jahr Abitur und drängte sich nach jedem Ehrenamt. Zur
Zeit war er Schulsprecher. Aber die meisten, die ihn gewählt hatten, bereuten
ihre Entscheidung. Er war nicht echt, er war falsch, katzbuckelte heimlich bei
den Lehrern und wich Konflikten aus als wären das ansteckende Krankheiten.
Äußerlich war er großmäulig und eilte meistens mit Riesenschritten umher, um
seine Wichtigkeit zu unterstreichen. Er war groß, blaß, eher unsportlich, hatte
braunes Haar und eine dünnrückige Nase. Neuerdings wurde gemunkelt, er habe
sein Konto bei einer hiesigen Bank enorm überzogen, habe also Schulden gemacht,
die er mit seinem Taschengeld nicht tilgen konnte.
    Sein Vater war ein hoher
Justizbeamter und hätte für sowas kein Verständnis gehabt.
    „Ist das... äh... Falschgeld?“
fragte Frank.
    „Logo!“ nickte Tim. „Wir
drucken es unter meinem Bett. Aber sprich nicht darüber!“
    „Mal ehrlich! Was ist das für
Geld?“
    Gern sage ich’s ihm nicht,
dachte Tim. Aber Geheimniskrämerei geht jetzt auch nicht.
    Er berichtete. Frank hörte zu,
und komische Zuckungen liefen über sein Gesicht. Er fragte dieses und jenes und
bot sich an als Begleitschutz — für nachher, wenn Tim die Beute zu Kommissar
Glockner bringen würde.
    Der TKKG-Häuptling lachte.
„Begleitschutz bin ich selbst. Du würdest nur stören. Außerdem kommt Klößchen
mit.“
    „Davon weiß ich noch gar
nichts“, meinte sein dicker Freund. „Aber gut! Bin zu jedem Opfer bereit. Auch
wenn’s draußen schweinekalt ist.“
    „Bestimmt“, sagte Frank rasch
und zog dabei an seiner dünnen Nase, „hat euch der Bankräuber beobachtet.
Bestimmt war der schon im Wald. Bestimmt hat er dich verfolgt bis hierher.“
    „Bestimmt ist da gar nichts“,
widersprach Tim. „Instinktiv würde ich sagen: Der Kerl war noch nicht
zurückgekommen. Und jetzt laß uns weiter zählen.“
    Frank Plunder schob ab. Was er
hatte fragen wollen, war wohl nicht mehr interessant.
    Klößchen fluchte. Er hatte sich
beim neuen Tausender verzählt und begann nochmal von vorn.
     
    *
     
    Das Abendessen im großen
Speisesaal war sonntags freiwillig. Klößchen hatte für sich und Tim belegte
Brote geholt, während der TKKG-Häuptling immer noch Hunderter auf Hunderter
legte. Inzwischen war die ermittelte Summe auf 62 000 DM angewachsen.
    Um 19.10 Uhr vermummten sich
beide winterfest, denn die Fahrt zur nahen Großstadt würde per Bike erfolgen,
weil hier um diese Zeit kein Bus mehr verkehrte. Auf Abmeldung verzichteten die
beiden, denn die Internats-Heim-Ordnung hatte sich kürzlich dem 20. Jahrhundert
angepaßt, wie die Schüler ulkten, war also gelockert worden. Die Erzieher vom
Dienst führten sich nicht mehr auf wie Gefängnisaufseher, und fürs Zuspätkommen
gab’s nicht gleich einen Verweis.
    Tim und Klößchen verließen das
Haupthaus, wo sie im zweiten Stock das ADLERNEST bewohnen, sockten zum
Fahrradschuppen und wollten ihre Bikes holen.
    „Nanu!“ sagte der
TKKG-Häuptling.
    An seinem Stahlroß hing ein
maschine-geschriebener Zettel, mit einem Stück Klebestreifen am Lenker
befestigt.
    „Eine Mitteilung“,
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