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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Autoren: Terry Goodkind
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hatte sich nicht gebessert.
    Er wandelte durch die Korridore und blickte gelegentlich aus den Fenstern hinaus auf die Straßen, redete aber nur mit wenigen Menschen.
    Kahlan blieb stets in seiner Nähe, bot ihm ihre Gesellschaft an zum Trost, schwieg jedoch, es sei denn, er sagte etwas. Richard schaffte es nicht, das Bild all dieser Toten aus einem Kopf zu verbannen. Der Name, den ihm die Prophezeiung gegeben hatte, verfolgte ihn: der Bringer des Todes. Eines Tages, seine Schulter hatte endlich begonnen zu verheilen, saß er an dem Tisch, den er als Schreibtisch nutzte, und starrte ins Nirgendwo, als es plötzlich hell wurde. Er hob den Kopf. Kahlan war ins Zimmer getreten, und er hatte es überhaupt nicht bemerkt. Sie hatte die Vorhänge aufgezogen, um die Sonne hereinzulassen.
    »Ich mache mir allmählich Sorgen um dich, Richard.«
    »Ich weiß. Aber offenbar kann ich mich nicht dazu zwingen zu vergessen.«
    »Es ist schon richtig, Richard, der Mantel der Herrschaft wiegt schwer, aber du darfst dich nicht von ihm erdrücken lassen.«
    »Das sagt sich leicht, aber es war meine Schuld, daß all die Menschen umgekommen sind.«
    Kahlan setzte sich vor ihn auf den Tisch und hob sein Kinn mit einem Finger. »Glaubst du das wirklich, Richard, oder tut es dir nur leid, daß so viele Menschen sterben mußten?«
    »Ich war dumm, Kahlan. Ich habe überstürzt gehandelt. Ohne nachzudenken. Hätte ich meinen Kopf gebraucht, wären all diese Soldaten vielleicht nicht tot.«
    »Du hast instinktiv gehandelt. Du hast selbst gesagt, so funktioniert die Gabe bei dir – gelegentlich jedenfalls.«
    »Aber ich –«
    »Spielen wir ›Was wäre, wenn‹. Was wäre, wenn du anders vorgegangen wärst?«
    »Nun, dann wären all diese Menschen nicht getötet worden.« »Wirklich nicht? Du spielst nicht nach den Regeln von ›Was wäre, wenn‹. Denk darüber nach, Richard. Was wäre gewesen, hättest du nicht instinktiv gehandelt und wärst nicht zur Sliph gegangen? Was wäre die Folge gewesen?«
    »Nun, laß mich überlegen.« Er streichelte ihr übers Bein. »Ich weiß es nicht, aber die Dinge hätten sich anders entwickelt.«
    »Ja, das hätten sie. Du wärst hier gewesen, als der Angriff kam. Du hättest morgens statt gegen Ende des Tages in den Kampf gegen die Mriswiths eingegriffen. Du wärst zermürbt und getötet worden, lange bevor die Gars in der Abenddämmerung eingetroffen wären. Du wärst tot. Und all diese Menschen hätten ihren Lord Rahl verloren.«
    Richard hob den Kopf. »Da ist etwas dran.«
    Er dachte einen Augenblick darüber nach. »Und wenn ich nicht in die Alte Welt gereist wäre, dann wäre der Palast der Propheten in Jagangs Hand. Er wäre im Besitz der Prophezeiungen.« Er stand auf und ging zum Fenster, blickte hinaus in den strahlenden Frühlingstag. »Und niemand hätte Schutz vor dem Traumwandler gefunden, denn ich wäre tot gewesen.«
    »Du hast dein Denken von deinen Gefühlen beherrschen lassen.« Richard kam zurück und ergriff ihre Hände. Zum ersten Mal seit langem nahm er wieder wahr, wie wunderschön sie aussah. »Das Dritte Gesetz der Magie: Leidenschaft ist stärker als Vernunft. Kolo hat davor gewarnt, es sei heimtückisch. Ich habe es dadurch gebrochen, daß ich glaubte, ich hätte es gebrochen.«
    Kahlan legte den Arm um ihn. »Fühlst du dich jetzt ein wenig besser?« Er legte ihr die Hände auf die Hüften und lächelte seit Tagen zum ersten Mal. »Du hast mir geholfen, das zu erkennen. Früher war es Zedd, der das gemacht hat. Ich denke, ich werde mich ab jetzt auf dich verlassen müssen.«
    Sie schlang die Beine um ihn und zog ihn näher heran. »Das solltest du auch.«
    Als sie ihm gerade einen kleinen Kuß gab und er ihr einen etwas größeren geben wollte, kamen die drei Mord-Sith ins Zimmer marschiert. Kahlan schmiegte sich an seine Wange. »Klopfen die eigentlich nie?« »Selten«, flüsterte Richard. »Es macht ihnen Spaß, Menschen auf die
    Probe zu stellen. Es ist ihre Lieblingsbeschäftigung. Sie werden es nie müde.«
    Cara, die vorneweg ging, blieb stehen und blickte vom einen zum anderen. »Immer noch in den Kleidern, Lord Rahl?«
    »Ihr drei seht gut aus heute morgen.«
    »Ja, das stimmt«, meinte Cara. »Wir haben etwas zu erledigen.« »Was denn?«
    »Sobald Ihr Zeit dafür habt – einige Vertreter sind in Aydindril eingetroffen und haben um eine Audienz bei Lord Rahl gebeten.«
    Berdine schwenkte Kolos Tagebuch. »Und ich hätte hierbei gerne
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