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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
Autoren: Douglass Sara
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Gefährte geworden war. Nur so konnte er
sich bei klarem Verstand halten: Wenn er sich an den
Schmerzen festklammerte, dann zog sich die Verzweiflung so weit zurück, daß sie nur noch als dunkler Schatten am Rand seines Bewußtseins lauerte.
Schmerz und Durst. Letzterer hatte eine unfaßbare Eigenständigkeit entwickelt und legte es darauf an, ihn
immerfort zu plagen. Verwehrte ihm den Schlaf, forderte
beständig seine Aufmerksamkeit und gierte hemmungslos danach, gestillt zu werden.
    Der Krieger drehte den Kopf und wollte gerade Arne
bitten, ihm noch einen Schluck Wasser zu reichen, als er
hörte, wie die Zeltklappe aufgerissen und dann wieder
geschlossen wurde. So schwieg der Sternenmann, denn
wahrscheinlich war Belial gekommen, um Arne abzulösen. Der Leutnant war sein bester Freund, und doch bereitete es Axis Unbehagen, ihn bei sich sitzen zu haben.
Denn er spürte zu deutlich den Schrecken und das Mitleid des Offiziers, wenn dieser ihn ansah. Und Belial betrachtete ihn immerzu.
    Arnes Stimme ertönte und klang überrascht. Dann öffnete und schloß sich die Zeltklappe erneut. Danach trat
Stille ein.
    Axis hatte all seine Sinne geschärft und lauschte. »Belial?«
Doch als Antwort hörte er nur leise Schritte. So sachte
bewegte der Leutnant sich nicht. Also mußte jemand anders gekommen sein. Vielleicht konnte Belial es einfach
nicht mehr ertragen, den verkohlten Körper seines Generals anzuschauen, und hatte einen anderen Offizier geschickt, Arne abzulösen. Der Krieger konnte ihm daraus
keinen Vorwurf machen. Selbst die beste Freundschaft
hatte ihre Grenzen.
Ein Streichholz wurde entzündet.
»Nein«, krächzte Axis, »kein Licht.« Er hatte schon
vor Tagen verboten, in seiner Gegenwart Lampen anzuzünden; denn er wollte nicht länger das entsetzte Luftholen hören, wenn jemand einen Blick auf seinen entstellten Leib warf. Aber jetzt mußte er doch vernehmen, wie
das Glas einer Lampe leise klirrend angehoben und einen
Moment später wieder aufgesetzt wurde. Fast glaubte er,
die Wärme des Lichts zu spüren, als jemand an sein Lager trat und die Lampe hochhielt. War seine Armee
schon so am Ende, daß niemand mehr seinen Befehlen
gehorchen wollte?
Der Krieger wollte sich abwenden, aber sein nutzloser
Körper war zu gar nichts mehr zu gebrauchen, und so
mußte er die lautlose Prüfung in Lähmung über sich ergehen lassen. »Ausmachen!« krächzte er. »Löscht das
Licht.«
Dann drang ihm der Geruch eines bestimmten Menschen in die Nase. Warm und duftend. Was von seinen
Fingern noch übrig war, zuckte, als fühlten sie die Haut
dieser Person unter sich.
»Aschure«, flüsterte er heiser. »Bitte … geht. Geht fort
von mir … bitte. Ihr dürft mich nicht so sehen. Bitte …!«
Belial vernahm das Krächzen des Kriegers, das immer
lauter wurde, und wollte ins Zelt.
    Aber da legte sich eine Hand auf seine Schulter.
»Nein, guter Belial, laßt sie allein.«
Der Leutnant drehte sich um. Ein unglaublich schöner
Mann stand hinter ihm, dem das dunkle lockige Haar bis
auf die Schultern fiel. Er trug nur die leichteste Kleidung,
so als befände er sich in der Sommerfrische. »Wer seid
Ihr?« fragte der Offizier.
Der Fremde löste seltsamerweise bei ihm weder
Furcht noch Unmut aus.
Der Mann nickte in Richtung des Feuers. »Sollen wir
uns nicht dorthin zurückziehen? Ich fürchte, uns steht
eine lange Nacht bevor.«
»Meinetwegen.« Doch kaum hatten sie sich vor dem
Feuer niedergelassen, als Belial den Mann wieder verwundert ansah. »Wer seid Ihr?«
»Mein Name spielt keine Rolle.«
»Seid Ihr denn ein Freund von Axis?«
Der Blick des Fremden wanderte in Richtung Zelt.
»Ja, das bin ich. Ein Freund. Sowohl von Axis als auch
von Aschure.«
Immer noch sprach sie nicht.
    Er hörte, wie sie die Lampe auf einen Hocker neben
seinem Lager stellte, und zu seinem großen Entsetzen
griff sie nach den Decken und zog sie von ihm.
    »Nein!« wollte der Krieger schreien. Doch nur ein
Flüstern kam über seine Lippen. Er fing an zu weinen.
Seine Arme zuckten vergeblich, als sie versuchen wollten, seinen entstellten Leib zu bedecken. Warum mußte
Aschure ihn unbedingt so sehen? Aus welchem Grund?
Verdammt, Belial! Warum hatte er nur nach ihr geschickt.
    Nun vernahm er das leise Rascheln eines sehr feinen
Gewebes, und das Zucken seiner Arme ließ nach. Was
trieb die junge Frau da? Und wieso redete sie nicht mit
ihm? Warum verlieh sie ihrem Entsetzen keinen Ausdruck? Und ihrem Angewidertsein?
    Dann
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