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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
Autoren: Douglass Sara
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spürte er einen Lufthauch neben sich und das
leise Rascheln von zartem Stoffgewebe.
Aschure beugte sich über ihn. »Axis«, sagte sie so leise, daß er es kaum verstehen konnte, aber aus ihrer
Stimme klangen weder Schrecken noch Abscheu, sondern nur Liebe. Und noch einmal: »Axis.« Damit legte
die junge Frau sich neben ihn und bedeckte ihn mit ihrem
warmen, weichen Leib.
Der Krieger glaubte, die Folter kaum noch ertragen zu
können, als seine Haut sich überall dort spannte und zerriß, wo die ihre sie berührte. Er bog den Rücken durch
und öffnete den Mund zu einem Schrei. Warum? Warum? Dann ließen ihre Bewegungen nach, und sie lag
warm und schwer neben ihm. Als hätten sie sich gerade
leidenschaftlich geliebt. Ihre Haut peinigte ihn nun nicht
mehr, sondern verschaffte ihm Linderung.
Zum ersten Mal seit einer schier endlosen Zeit, spürte
er, daß Wärme seinen Körper durchströmte.
Aschure hob ihren Kopf zu seinem und küßte das, was
von seiner Wange, seiner Nase und seinem Mund übriggeblieben war.
»Helft mir zu sterben«, flüsterte er. »Bitte …«
    Eine freundliche Dame, mindestens ebenso schön wie der
Fremde, gesellte sich zu ihnen. Ihr hauchdünnes Gewand,
das mehr enthüllte als verdeckte, ließ Belial heftig erröten.
Sie war jedoch vornehm genug, so zu tun, als würde sie es
nicht bemerken, und reichte ihm ihre Hand zum Kuß.
    »Mein Gemahl ist also bereits eingetroffen, und ich
komme zu spät«, bemerkte sie. »Aber so verhält es sich
ja leider immer.«
    Sie wandte sich an den Mann. »Sind beide im Zelt?«
Der Leutnant bemerkte die Anspannung in ihrer Stimme.
Ihr Gemahl nickte.
Damit lächelte sie wieder Belial an. »Dann bleibt uns
wohl nichts anderes übrig, als zu warten. Vielleicht könnten wir uns ja die Zeit mit ein wenig Konversation vertreiben. Wisset, Belial, daß wir Euch kennen.«
Das war merkwürdig genug, denn er hatte sie noch nie
gesehen und konnte sie jetzt doch nur anstarren.
Die Schöne lächelte noch mehr, und der Leutnant entdeckte in ihren Augen etwas, war es Macht, war es Wildheit, das ihm schon bei Aschure aufgefallen war. Das
verwirrte ihn noch mehr. Wer waren diese beiden?
Der Fremde antwortete ihm, als habe er die Frage laut
ausgesprochen: »Wir sind Freunde, Belial, alles andere
ist zu dieser Zeit unwichtig.«
Seine Gemahlin legte dem Leutnant eine Hand auf den
Arm. »Lieber Freund, was immer sich heute nacht auch
ereignen mag, Ihr sollt Euch nicht fürchten. Wollt Ihr das
nach Kräften beherzigen?«
Er nickte. »Edle Dame, während der beiden zurückliegenden Jahre habe ich zu viele merkwürdige Dinge gesehen, um mich jetzt noch wie ein Kind vor Schatten zu
fürchten.«
»Ihr seid wie ein Fels in der Brandung, Belial.«
»Aschure«, flüsterte der Krieger und wich ihren Lippen
aus, »was tut Ihr hier?«
    Er spürte, wie sie ihn ansah und langsam lächelte –
wie konnte sie nur seinen Anblick ertragen?
»Wie kann man seine angetraute Gemahlin nur so etwas Dummes fragen, mein Liebster? Schließlich ist es
doch ihr Recht, zu ihrem Mann unter die Decke zu
schlüpfen und ihn mit ihren Küssen zu verwöhnen.«
Axis versuchte, den Kopf und schließlich seinen ganzen Körper von ihr wegzudrehen. Aber sein Bett war so
schmal und sein Körper so matt, daß er ihrem Drängen
nicht entkommen konnte.
»Aschure«, bat er sie wieder, »helft mir zu sterben!«
»Nein.«
»Warum sollte ich in diesem Zustand weiterleben?«
krächzte er laut genug, daß sie erschrocken vor ihm zurückfuhr.
»Axis«, begann sie leise und sanft, »ich will Euch
stattdessen den Weg zeigen.«
»Zum Tod?«
»Die Torwächterin hat Euch bereits den Zutritt verweigert, mein Liebster. Für immer, haben wir uns bei der
Trauung geschworen, und so bleiben wir auf immer zusammen.«
Der Krieger lag reglos da und versuchte nachzudenken, ohne sich von ihrer angenehmen Wärme ablenken
zu lassen. Er hatte Aschure gegenüber nie etwas von der
Torwächterin erwähnt. »Woher wißt Ihr das?« fragte er
vorsichtig nach. Hatte dieser Frau seine Verzweiflung
solches Vergnügen bereitet, daß sie in die Oberwelt gereist war, um es dann mit seiner Gemahlin zu teilen? Und
die Götter mochten wissen, mit wem noch?
Aschure strich leicht über seinen Kopf und versuchte
sich daran zu erinnern, wie weich sich sein Haar angefühlt hatte. »Wir sind uns begegnet, Lieber, draußen auf
der Insel des Nebels und der Erinnerung.«
Er schwieg wieder und spürte Verbitterung. Warum
war Aschure gekommen? Was
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