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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
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Feldweg, die noch weit von den Meisterwerken römischer Straßenbaukunst entfernt war, aber für den örtlichen Verkehr ausreichend schien.
    Fortune fragte sich, welche technologischen Neuerungen Kronos in diese räumlich wie zeitlich entlegene Kultur eingeführt haben mochte. Und warum? Er ahnte, daß viele seiner Fragen sich von selbst beantworten würden, wenn er die Motive des Mannes einmal aufgedeckt hätte.
    Im Moment mußte er sich mit dem Sammeln von Informationen begnügen. Wie er vermutet hatte, gab es in der Sprache von Manukronis keine Wörter für Lesen, Schreiben, Bücher oder historische Aufzeichnungen.
    Die Straße machte unzählige Windungen und folgte dem Auf und Ab der hügeligen Landschaft. So kam es, daß die Menschenmenge nur noch fünfzig Meter entfernt war, als Fortune sie erblickte.
    Es war ein heulender Mob, der da auf sie zustürmte. Ein paar Meter voraus lief eine zerlumpte Gestalt, und Fortune brauchte einen Moment, bis er erkannte, daß die Gestalt nicht der Anführer des Haufens war, sondern sein Opfer, wie Steine und Felsbrocken bewiesen, die am Kopf des Flüchtlings vorbeisegelten.
    Der Flüchtling war eine alte Frau, wie Fortune jetzt sah, und sie war erschöpft. Die verfolgende Menge wurde von der Notwendigkeit aufgehalten, alle paar Schritte neue Wurfgeschosse aufzuheben, und obwohl Fortune sofort zu rennen anfing, als er die Situation erkannte, war er im Lauf von fünfzehn Pfund Symbiont und über vierzig Pfund Rüstung behindert. Nichtsdestoweniger brachte die Alte in den folgenden fünf Sekunden etwa zwanzig Meter hinter sich, während die Menge bis auf zehn Schritte an sie herangekommen war. Fortune rannte der alten Frau in der gleichen Zeit fünfundzwanzig Meter entgegen, riß im Laufen sein Schwert aus der Scheide und nahm den Schild vom Rücken.
    Neue Hoffnung belebte die Gesichtszüge der Alten, als sie an ihm vorbeikeuchte. Er hörte sie hinter sich zu Boden fallen. Die erste Reihe der Verfolger, die sich unerwartet einem bewaffneten Krieger gegenübersah, kam zum Stillstand, während aus den hinteren Rängen blutrünstige Schreie wie: »Bringt sie um! Steinigt die Verrückte! Verräterin!« drangen, bis auch der letzte die veränderte Situation erkannte. Es wurde still.
    Fortune nutzte das verblüffte Schweigen, um auf manukronisch zu brüllen: »Zurück, oder ich haue euch in kleine Stücke!« In Anbetracht des potentiellen Reichtums der Sprache war es nicht die eindrucksvollste Drohung, die er ihnen hätte entgegenschleudern können, aber es war die beste, die ihm im Moment einfiel. Sie tat die erwünschte Wirkung.
    Aber nur für ein paar Sekunden.
    Kaum war die vorderste Reihe in die relative Sicherheit der nachdrängenden Masse zurückgewichen, kämpften sich sechs oder sieben stämmige Kerle nach vorn und riefen höhnische Erwiderungen wie »So, meinst du?« und »Du, und wer noch?« Fortune sah sofort, daß diese jungen Burschen auf einen Kampf aus waren. Es war ihnen ziemlich gleich, mit wem sie sich schlugen und warum. Den gereifteren Mitgliedern der Menge war es auch gleich, solange jemand anders den Kampf führte – sie waren nur mitgegangen, um etwas Blut zu sehen. Dabei kümmerte es sie nicht viel, wessen Blut es war, solange es sich nicht um ihr eigenes handelte.
    Einer der tapferen Jungen, dessen Kühnheit wahrscheinlich von dem Knüppel in seiner Rechten und dem Dolch in seinem Gürtel herrührte, schritt vorwärts und schrie: »Hau ab, Fremder. Die Verrückte gehört uns.« Drei von seinen Kumpanen, die sich vor dem Ruf des Feiglings genauso fürchteten wie vor dem Schwert des Kriegers, kamen zögernd an seine Seite und beäugten nervös die überlegene Bewaffnung ihres Gegners. »Wir sind dabei, Ki’em«, sagte einer von ihnen.
    Die alte Vettel hinter Fortune kam wieder auf die Beine und rannte weiter die Straße entlang. Ihr Selbsterhaltungstrieb war offenbar stärker als irgendein Gefühl der Dankbarkeit, das sie hätte empfinden können. Selbst ein schwerbewaffneter Krieger sollte wissen, daß er allein nicht viel gegen eine aufgebrachte Menge ausrichten konnte.
    Aber Hannibal Fortune war nicht allein.
    Webleys Reaktionen waren nicht von der Notwendigkeit behindert, das ständig wechselnde Geschehen analysieren zu müssen. Sein telepathisches Vermögen erlaubte es ihm, die Gedanken in den Köpfen von Fortunes Gegenspielern zu lesen. Seit mehreren Sekunden war nun ein knapper Dialog zwischen Webley und Fortune im Gange, denn Fortunes unausgesprochene
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