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Die goldene Barke

Die goldene Barke

Titel: Die goldene Barke
Autoren: Michael Moorcock
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Männer und setzte sich Tallow gegenüber nieder. Tallow war sich nach dieser Redewendung klar, daß der Mann dienstlich hier war. »Ich bin Sergeant Vemmer vom Volksschutzbund. Das sind die Wachtmeister Bunly, Arpit und Hemmison.«
    Die drei Wachtmeister nickten, als ihre Namen genannt wurden. Es schien ihnen ein wenig peinlich zu sein.
    »Sir, wir fragen uns, ob Sie nach dem Frühstück etwas dagegen hätten, zum Richter Wortmanlow mitzukommen? Mr. Ollert hier ist der Meinung, daß Sie sich vielleicht mit ihm unterhalten möchten.«
    »Was soll das Ganze?« Tallow starrte sie aus aufgerissenen Augen an. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Es geht um das goldene Schiff, Mr. Tallow.« Ollerts Mund
    hatte die Worte hastig ausgestoßen. »Ich habe es diesen Herren erzählt. Sie können besser als ich mit Ihnen reden. Mr. Tallow, es ist nur zu Ihrem Besten. Gehen Sie einfach mit und reden Sie mit dem Richter, Sir. Und immer mit der Ruhe, Sir. Man will nur mit Ihnen reden.«
    Tallow war verwirrt. »Mit welchem Recht wollen Sie mir vorschreiben, was ich zu tun habe? Hat irgend jemand von Ihnen das Recht dazu? Ich werde nicht mitgehen!«
    »Bitte, Sir, bitte!« Ollert rang die Hände. Tränen liefen über sein Gesicht. »Gehen Sie bitte, bitte mit ihnen. Wir möchten nicht, daß Sie leiden.«
    »Leiden! Leiden – was soll das heißen? Was reden Sie da?« Tallow blickte wild um sich. Die Wachtmeister hatten ihn leise umstellt. Auf ihren ernsten Gesichtern waren Spuren des Mitleids zu entdecken.
    »Da sehen Sie es«, schluchzte Ollert, zum Sergeanten gewandt. »Sie sehen, daß er geistig nicht gesund ist. Ich wußte, er ist nicht normal.«
    »Anscheinend haben Sie recht, Mr. Ollert«, sagte Sergeant Vemmer ruhig. »Wir nehmen ihn mit zum Richter. Der wird ihn zurechtbiegen. Das ist nur ein gewisses Stadium. Wir behandeln …solche Fälle nicht zum ersten Mal.«
    Er legte Tallow seine Hand auf die Schulter. Tallow schüttelte sie ab und ärgerte sich nicht nur über die Männer, sondern auch über seine eigene Ohnmacht. Die Polizisten überragten seinen Kopf um zwei Fuß.
    »Was wollen Sie?« fragte er. »Was habe ich getan?« Schließlich rannte er zur Tür, aber Wachtmeister Arpit trat ihm in den Weg und umklammerte ihn. Er zappelte wehrlos in der Umarmung des großen Mannes. »Loslassen! Loslassen!« kreischte er. »Ihr seid wahnsinnig!«
    Vemmer lächelte mitleidig. »Das soll wohl ein Witz sein«, sagte er.
    Tallow wurde in die Höhe gehoben. Er trat dabei Vemmer
    gegen die Brust. Der Sergeant brummte etwas, lächelte aber weiter.
    »Das ist wirklich nicht die feine Art«, sagte er, »aber keine Sorge, es wird Ihnen bald bessergehen. Richter Wortmanlow wird sich um Sie kümmern.«
    Der Wachtmeister packte fester zu, und Tallows Augen füllten sich mit Tränen der Wut. »Ich weiß nicht, was Sie überhaupt reden. Vielleicht sagt mir jemand, was ich verbrochen habe.«
    »Verbrochen haben Sie eigentlich nichts, Mr. Tallow«, bemerkte Vemmer. »Aber Sie könnten etwas tun. Sie könnten sich selbst Schaden zufügen. Wir möchten nicht, daß sich Menschen selbst schaden. Unsere Aufgabe ist es, uns um sie zu kümmern, zu ihrem eigenen Besten, natürlich.« Das war mit solcher Aufrichtigkeit gesagt, daß Tallow beinahe übel geworden wäre. Er gab nach und ließ sich aus dem Gasthof schleppen.
    Das war schrecklich würdelos, und Tallow hielt viel auf Würde, und dann wurde er wie ein Schwein durch die krummen Straßen der Stadt zum Markt gekarrt.
    Schließlich erreichte man ein kleines graues Haus mit der Aufschrift GESUNDHEITSSCHÜTZER Richter Wortmanlow. Er wurde die Stufen hinaufgehievt und festgehalten, während Vemmer klingelte. Ein Diener im Frack mit schwarzer Fliege öffnete die Tür. Der Diener war lang und eckig. Der Kopf war zu klein für den Körper. Er saß wie eine Mohnkapsel auf dem langen Hals. Einen Augenblick lang starrte der Diener Tallow mitfühlend an.
    »Sie möchten sicher Seine Ehren sprechen«, flüsterte der
Diener.
»Ja, bitte«, bestätigte Vemmer.
    Der Diener führte die Gruppe durch eine Eingangshalle, die mit glänzendem braunem Holz getäfelt war. Er klopfte zaghaft an eine Tür. Hinter der Tür wurde gedämpft eine Stimme ver nehmbar. »Sergeant Vemmer mit seiner Gruppe, Euer Ehren«, rief der Diener, »mit einem Fall, Sir!«
    Tallow, der noch immer in Wachtmeister Arpits erbarmungsloser Umarmung zappelte, fühlte eine neue Woge von Zorn in sich aufsteigen. Es gefiel ihm nicht, ›Fall‹
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