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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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genauso, wie es ihm gefiel. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hatte Amanón einen leerstehenden Palast mitten in der Hauptstadt, in dem einst der königliche Handelskommissar residiert hatte, zum Hauptquartier der Grauen Legion gemacht. Nun gingen alle ranghohen Legionäre ihrer Arbeit unter einem Dach nach, wodurch die Zusammenarbeit wesentlich reibungsloser ablief. Von seinem Arbeitszimmer im fünften Stock hatte Damián einen herrlichen Blick über den Platz der Reiter. Nur selten hatte er jedoch die Muße, am Fenster zu stehen und hinauszuschauen: Es gab viel zu tun.
    Zu seinen Pflichten gehörte die Beobachtung der neu
gegründeten Sekten und religiösen Kulte. Im Königreich Lorelien herrschte seit jeher Religionsfreiheit, aber seit einigen Jahren gab es Auswüchse, wie man sie bisher eher aus der Heiligen Stadt Ith kannte: Es kam zu Selbstverstümmelungen, Tieropfern, Selbstmorden und rituellen Morden. Amanón höchstpersönlich hatte ihn damit beauftragt, die Vorfälle zu überprüfen und ihm über jeden einzelnen Bericht zu erstatten. Zu den schlimmsten Vorkommnissen führte Damián dann eine Untersuchung durch, um die Täter vor Gericht zu bringen. Es war nicht Aufgabe der Grauen Legion, in den Straßen Lorelias zu patrouillieren, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, und auch nicht, anstelle eines Richters Recht zu sprechen. Damián befolgte die neuen Grundsätze der Legion gewissenhaft: Nach jedem Vorfall suchte er als Erstes das Gespräch mit den Sektenanhängern, um sie davon zu überzeugen, ihre religiöse Hingabe mit weniger extremen Mitteln zu bekunden. In letzter Zeit war er jedoch immer häufiger gezwungen, sich die Spuren ihrer mörderischen Exzesse anzusehen.
    Gerade eben hatte er im Osten der Stadt den Schauplatz eines grausamen Mordes besichtigt. Unbekannte Täter hatten einem Mann einen Strick um den Hals gelegt und ihn von einer Brücke gestoßen. Seit Damián mit der Beobachtung der Sekten betraut worden war, war es das dritte Opfer, das auf diese Weise ums Leben gekommen war. Bisher hatte er nur wenig über die Täter herausfinden können: Sie schienen ihre Opfer nach dem Zufallsprinzip auszuwählen und sie im Namen eines Gottes zu erhängen, der vermutlich ihnen allein bekannt war. Diesmal hatten sie ihr Opfer allerdings zuvor gefoltert, denn
der Erhängte wies auf einer Gesichtshälfte Verbrennungen auf. Außerdem roch er nach Hundepisse, aber Damián hatte keine Ahnung, ob das mit dem Mord zusammenhing. Wahrscheinlich war der Mann ganz einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.
    Jetzt musste Damián einen Bericht über den Vorfall verfassen. Er beschloss, zuvor die Schriftstücke zu lesen, die auf seinem Schreibtisch auf ihn warteten. Es handelte sich um Berichte seiner Untergebenen. Falls sie etwas mit seinem Fall zu tun hatten, würde das vielleicht ein neues Licht auf die Sache werfen. Er vertiefte sich in den ersten Bericht, obwohl recht schnell klar war, dass er nichts mit dem Vorfall auf der Brücke zu tun hatte. Gerade las er die letzten Zeilen des zweiten Schriftstücks, als es an der Tür klopfte.
    »Ritter?«, fragte der Wachsoldat. »Ich habe hier einen, äh … Gefangenen für Euch.«
    Damián seufzte schwer. Allein an der Art, wie der Wachmann das Wort »Gefangener« betont hatte, erkannte er, worum es ging. Er straffte die Schultern und räusperte sich, bevor er mit fester Stimme sagte: »Herein mit ihm.«
    Der Legionär öffnete die Tür und führte einen Mann in Handschellen in das Arbeitszimmer. Er grüßte seinen Vorgesetzten mit einem knappen Nicken und ging wortlos wieder hinaus. Beide befanden sich nicht zum ersten Mal in dieser Situation, weshalb jede Erklärung überflüssig war. Als Damián mit dem Gefangenen allein war, musterte er ihn abschätzig.
    Der Mann war etwas jünger als Damián, und seiner Kleidung war anzusehen, dass er keine Not litt, auch wenn sie jetzt zerknittert und mit Wein- und Blutflecken besudelt
war. Zweifellos handelte es sich um die Folgen einer Wirtshausschlägerei. Der Gefangene selbst schien keine ernsthaften Blessuren davongetragen zu haben. Hinter den Fransen seines langen braunen Haars grinste er spöttisch in sich hinein. Obwohl er mit Handschellen gefesselt in einem Arbeitszimmer der Grauen Legion stand, gebärdete er sich immer noch wie ein Draufgänger, dem niemand Vorschriften zu machen hatte.
    Eigentlich war es weder Damiáns Aufgabe noch die der Grauen Legion, sich um Säufer und Raufbolde zu kümmern, aber diesen

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