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Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon

Titel: Die Götter - Ruf der Krieger - Grimbert, P: Götter - Ruf der Krieger - Les Gardiens de Ji, Tome 1: La volonté du démon
Autoren: Pierre Grimbert
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einzuprägen, nicht aber, um eine Waffe zu ziehen oder zu fliehen. Als er mit einer massiven Eisenstange auf die Brüder losging, war es zu spät – er schlug ohne Vorwarnung zu. Mal gebrauchte er die Eisenstange, mal die Kette, die an der Stange befestigt war. Beim Anblick des zweischneidigen Dolchs am anderen Ende der Kette erstarrte Serguel vor Entsetzen. Noch setzte der Fremde diese Waffe nicht ein, aber das konnte sich jeden Moment ändern. Serguel rührte sich nicht vom Fleck.
    Die Frau hatte sich beim Einsturz der Decke in eine Ecke geflüchtet. Jetzt kauerte sie an der Wand, die Hände auf die Ohren gepresst, und stieß einen langgezogenen Schrei aus. Der Meister lag am Boden. Ihm hatte der Fremde Knie und Handgelenke zerschmettert. Ein Bruder war von der Eisenstange am Kopf getroffen worden und lag besinnungslos inmitten der Trümmer. Die beiden verbliebenen Brüder versuchten, sich gemeinsam auf den Angreifer zu stürzen, aber er bewegte sich so schnell, dass sie unbewaffnet keine Chance gegen ihn hatten. Als einer der Männer ihn packen wollte, wickelte der Maskierte ihm die Kette um den Arm und verdrehte ihm das Schultergelenk, gleichzeitig rammte er dem andern die Eisenstange ins Gesicht. Dann schleuderte er den ersten mit einem Schulterwurf zu Boden und setzte ihn mit einem Handkantenschlag gegen die Kehle außer Gefecht. Schließlich wandte er sein schwarz maskiertes Gesicht Serguel zu.
    Schlagartig ging Serguel auf, dass er der Einzige war, der noch aufrecht stand. Panisch sah er sich nach einem Fluchtweg um.
    Als der Fremde den Dolch hob, war es zu spät: Die Waffe
sauste durch die Luft und zog die Kette wie einen Schweif hinter sich her. Serguel wähnte sich bereits verloren, als er merkte, dass der Dolch gar nicht ihn hatte treffen sollen. Die Klinge durchtrennte das Seil, das den Hund auf den glühenden Kohlen hielt. Das befreite Tier raste die Treppe hinunter und verschwand.
    Serguel hatte keine Zeit, sich zu fragen, was der Fremde mit ihm anstellen würde. Der Maskierte zog ruckartig an der Kette und fing den zurückschnellenden Dolch auf, nur um ihn gleich wieder in einer Seitwärtsbewegung fortzuschleudern. Die Kette wickelte sich zweimal um Serguels Hals und nahm ihm die Luft. Bevor er auch nur blinzeln konnte, stand der Fremde hinter ihm, packte die Kette an beiden Enden und drückte Serguels linke Gesichtshälfte in die Glut. Serguel schrie auf und wehrte sich verzweifelt, doch der Maskierte hielt ihn mit eisernem Griff fest. Schließlich ließ er Gnade walten und gab ihn frei. Lange hatte das Martyrium nicht gedauert, aber Serguel würde in jedem Fall Brandnarben zurückbehalten. Der Fremde nahm Serguel die Kette ab und stieß ihn zu Boden.
    Dann ergriff er zum ersten Mal das Wort. Seine Stimme bebte vor Zorn. »Eure Dämonen existieren nicht! Hört auf, sie heraufzubeschwören, oder ich bin beim nächsten Mal nicht so nachsichtig.«
    Jedem der Brüder, die sich auf dem Boden krümmten, wandte er das maskierte Gesicht zu, bevor er wie ein Schatten verschwand. Als die Haustür unten zuschlug, brach Serguel in Tränen aus. Dämonen existieren nicht? Er hätte schwören können, soeben einen gesehen zu haben.
Meine Enkelin weiß nichts von unseren Abenteuern, dabei ist sie so wissbegierig wie ich in ihrem Alter. Sie weiß nur, dass wir viel gereist sind, damals, als in den Oberen Königreichen ein blutiger Krieg tobte. Ihr haben wir einfach erzählt, wir seien auf der Flucht vor den Kämpfen durch die Lande gezogen.
    Ganz hat sie uns die Lüge wohl nicht abgenommen – sie ist nicht auf den Kopf gefallen, und irgendwann wird der Tag kommen, an dem sie Fragen stellt, die wir nicht mit einem Lächeln und einem Schulterzucken abtun können. Wie haben sich ihre Eltern kennengelernt, wo sie doch aus verschiedenen Ländern stammten? Warum waren ihre engsten Freunde Lorelier? Was hatten sie auf ihrer Reise erlebt? Ich kann mir mühelos vorstellen, wie sie uns Löcher in den Bauch fragt. Noch bewahrt sie sich einen Rest kindlicher Unschuld, aber meine Enkelin ist zu einem selbstbewussten Mädchen herangewachsen, und bald wird ihre Neugier überhandnehmen. Dann werden mein Sohn und seine Frau vor einer schwierigen Entscheidung stehen. Entweder erfinden sie eine ausgefeilte Lügengeschichte, oder sie sagen ihrer Tochter die Wahrheit und bürden ihr ein schweres Erbe auf.
    Ich weiß selbst nicht, welche Entscheidung die richtige ist. Cael machte uns damals Vorwürfe, weil wir ihm nichts gesagt hatten,
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